Roderich Mojsisovics von Mojsvár war von 1912 bis 1931 Direktor des Steiermärkischen Musikvereins (ab 1920 Konservatorium). Von 1932 bis 1935 und ab 1944 war er Lektor der Grazer Universität, dazwischen (1935 bis 1944) in München und in Mannheim. Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.620.332).[1][2]
Mojsisovics war mit Luise Margarete Raebiger verheiratet (8. Juli 1909). Sein Vater war August Mojsisovics (Felix Georg Hermann August Mojsisovics, * 18. November 1848; † 27. August 1897), seine Mutter war Lili Schröer (* 22. Februar 1855; † 22. Mai 1941), Tochter des LiteraturwissenschaftlersKarl Julius Schröer. Sein Bruder Edgar Mojsisovics (1881–1935) war ein Romanist.
Politische Haltung und Betätigung
Mojsisovics betätigte sich bereits aus der Illegalität heraus im Sinne der nationalsozialistischen Politik. Es war in den 1930er-Jahren Mitarbeiter des Lexikons Judentum und Musik, herausgegeben von Hans Brückner und Christa Maria Rock.[3] Am 27. Januar 1936 hielt er an der Musikhochschule Mannheim einen Vortrag über die Rolle der Juden in der Musik.[4] Mojsisovics betonte gegenüber den Machthabern wiederholt seine antisemitische Haltung und versuchte, jüdische Kollegen herabzuwürdigen, etwa den Dirigenten Oskar C. Posa oder den Musikkritiker Ernst Décsey.[5] Dennoch konnte Mojsisovics nach dem Krieg schnell weiterarbeiten. Bereits 1945 ist er wieder am Konservatorium in Graz tätig und hält bis 1948 Vorlesungen über Operndramaturgie.[6] Auch funktionierten die Kontakte aus der Zeit des Nationalsozialismus noch. So nahm Mojsisovics 1949 an einem Treffen im steirischen Frohnleiten teil, bei dem die Wiederbegründung des Steirischen Tonkünstlerbundes versucht wurde, unter anderem mit den Komponisten Franz Mixa und Konrad Stekl, beide ebenfalls frühere Mitglieder der NSDAP.[7]
op. 3 Zwei Skizzen für Frauenchor und Streichorchester 1905
op. 3,1 Der Seligen Furcht
op. 3,2 Spätsommer
op. 4 Chorus mysticus aus Goethes Faust („Alles Vergängliche“) für Soli (3 Soprane und 1 Alt), gemischten Chor (Doppelchor) und großes Orchester (2 Harfen und Orgel ad libitum)
op. 5 Stella. Symphonische Dichtung für großes Orchester
Die Veränderungen der Ausdrucksfähigkeit einer Melodie bei „wandernden“ Themen. Ein musikdramaturgischer Versuch, in: Zeitschrift für Musik, 99. Jg. 1932, S. 664–672
verschiedene Artikel für die Münchener Neuesten Nachrichten zwischen 1935 und 1941
Archivbestände
Autographen, Manuskripte, Briefe usw. befinden sich im Bestand des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums.[10]
Briefe von Roderich Mojsisovics von Mojsvár befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C. F. Peters im Staatsarchiv Leipzig.
Literatur
K. Haidmayer: Roderich von Mojsisovics. Leben und Werk. Dissertation, Graz 1951 (Digitalisat)
Josef Hofer: Spätromatische Orgelmusik steirischer Komponisten. Magisterarbeit, KUG Graz 1984
E. Levi: Mojsisovics(-Mojsvár), Roderich Edler von, in: New Grove online
M. Morold, Roderich Mojsisovics, 1924
M. Morold: Roderich von Mojsisovics, in: Zeitschrift für Musik, 99. Jg. 1932, S. 661–664
F. Steinenoth: Roderich von Mojsisovics, in: Zeitschrift für Musik, 109. Jg. 1942, S. 202–205
W. Suppan: Steiriches Musiklexikon, 2. Aufl. (Graz, 2009) S. 467–470
↑Helmut Brenner: Musik als Waffe? Theorie und Praxis der politischen Musikverwendung, dargestellt am Beispiel der Steiermark 1938-1945, Graz 1992, S. 141ff.