Ringwall auf dem Gehrdener Berg
Der Ringwall auf dem Gehrdener Berg ist eine Ringwallanlage auf dem zum Gehrdener Berg gehörenden Burgberg in Gehrden mit einer Fläche von rund einem Hektar. Zur Entstehungs- und Nutzungszeit liegt bisher keine gesicherte Datierung vor. Sie wird dem Zeitraum zwischen Christi Geburt und dem Frühmittelalter zugerechnet. Lage und GebäudeDer Ringwall befindet sich auf der dicht bewaldeten Kuppe des Burgberges mit 155 Meter über NN als höchster Stelle des Gehrdener Berges. Er hat die Ausmaße von 140 m × 75 m und umschließt halbkreisförmig eine ovale Fläche von rund einem Hektar. An der Nordwestseite ist der Wall ausgelassen worden, da ein Steilhang Schutz bot. Der Wall und sein vorgelagerter Graben sind im Gelände noch gut sichtbar. Der Wall hatte nur die geringe Höhe von rund 1,2 Meter. Da er an einer Geländekante aufgeschüttet worden war und sich unterhalb ein ausgehobener Graben befand, wirkte die Befestigung von außen optisch imposant. Der Höhenunterschied zwischen der Wallkrone und der Sohle des Grabens betrug bis zu fünf Meter.[1] Innerhalb der Wallanlage wurde in den Jahren 1897/98 ein rund 20 Meter hoher Burgbergturm mit einem Ausflugslokal errichtet, das 1899 seinen Betrieb aufnahm. Beide Einrichtungen übten Anfang des 20. Jahrhunderts große Anziehungskraft auf die erholungssuchenden Bewohner der nahe gelegenen Großstadt Hannover aus. Das Lokal wurde 1924 zum Schullandheim der Leibnizschule Hannover umfunktioniert und diente während des Zweiten Weltkrieges als Lazarett. 1961 erwarb der hannoversche Kaufmann Norbert Magis die Anlage mit Turm und Lokal. Den Turm ließ er restaurieren, während das Wirtschaftsgebäude zur Ruine verfiel. AusgrabungenAnfang des 20. Jahrhunderts zeichnete der Prähistoriker und Burgenforscher Carl Schuchhardt die Anlage nach und veröffentlichte sie im 1916 erschienenen Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen. Die ersten Ausgrabungen fanden 1931, 1933 und 1937/38 auf Veranlassung des damaligen Landesarchäologen Karl Hermann Jacob-Friesen statt. Bei den Grabungen wurde ein sechs Meter breiter Wall mit einem, in den Felsuntergrund eingeschlagenen Spitzgraben von bis zu vier Metern Tiefe festgestellt. Obwohl innerhalb der Anlage verschiedene Funde wie Keramikscherben aus der Zeit um Christi Geburt gemacht wurden, lässt sich die Entstehung der Wallanlage nicht eindeutig in diese Zeit einordnen. Nach den Ausgrabungen legte der Reichsarbeitsdienst 1938 im Bereich der Wallanlage einen Cheruskerlehrpfad mit erklärenden Steintafeln an, die noch erhalten sind. 2015 stellte die Region Hannover eine Infotafel auf, die über die Geschichte und den Aufbau der Anlage sowie ihre ideologische Vereinnahmung in der Zeit des Nationalsozialismus informiert.[2] Im Jahre 2013 wurde die Erforschung der Wallanlage auf dem Burgberg als gemeinsames Projekt des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover, des Instituts für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin und der Unteren Denkmalschutzbehörde der Region Hannover wieder aufgenommen. Nach einer Prospektion mit Bodenproben im Frühjahr 2013[3] fand im Sommer 2013 eine dreiwöchige Ausgrabung[4] als Schnitt durch den Wall statt, wobei kein datierbares Material geborgen werden konnte. BewertungNach den Grabungen in den 1930er Jahren wurde die Befestigungsanlage als Cheruskerburg bezeichnet und dem germanischen Stamm der Cherusker zugeschrieben. Heute wird diese Entstehungsthese verworfen, da kein eindeutig datierbares Material aus der Nutzungsphase der Anlage gefunden werden konnte und sie zur nationalsozialistischen Ideologie in die Zeit des Dritten Reiches passte. Es liegen zwar in geringer Zahl Fundstücke aus der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter vor, sie stellen aber keine zuverlässige Datierungsgrundlage dar. Bei der Ausgrabung im Jahr 2013 wurden Bodenschichten mit einer dunkleren und einer helleren Färbung festgestellt, die darauf deuten, dass der Wall in zwei Phasen entstanden ist. Die frühere Funktion des Ringwalls auf dem Gehrdener Berg ist bis heute nicht geklärt. In ihr wurde lange eine Fliehburg gesehen, wie zum Beispiel die Kukesburg, die Heisterburg oder die Wirkesburg als ähnliche Befestigungsanlagen in der Umgebung. Neuere Überlegungen sprechen gegen eine Fluchtburg auf dem Gehrdener Berg, da dort kein Wasser in Form einer Quelle oder eines Bachlaufs vorhanden ist. Eine mögliche Funktion könnte die Überwachung des vorbeiführenden Hellwegs gewesen sein.[5] Literatur
WeblinksCommons: Ringwall auf dem Gehrdener Berg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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