Riff Nienhagen
Das Riff Nienhagen (auch als „Künstliches Riff Nienhagen“ bezeichnet) ist ein zu Forschungszwecken angelegtes Künstliches Riff in der Nähe des Ostseebades Nienhagen. Es liegt im südwestlichen Teil des Fischereischutzgebiets (FSG) der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA) auf 11 bis 12 m Wassertiefe. Das Untersuchungsgebiet befindet sich etwa 8 km westlich von Warnemünde und nördlich des Ostseebades Nienhagen in einer Entfernung von rund 1,5 km vom Ufer. Das Riff besteht aus ungefähr 1400 Betonelementen und rund 2.500 t Naturstein und bedeckt eine Fläche von etwa 50.000 m². Damit wurden rund 18.000 m² zusätzliche Bewuchsfläche und zahlreiche Unterschlupfmöglichkeiten geschaffen. Gründe für ein künstliches Riff in der OstseeDie fischereilichen Ressourcen haben nicht nur im westlichen Teil der Ostsee einen abnehmenden Trend. Herkömmliche Managementmaßnahmen wie Mindestanlandelängen, Mindestmaschenweiten, zeitliche Fangverbote und zeitweilig gesperrte Gebiete erzielten keine ausreichenden Erfolge. Im Projekt „Künstliches Riff Nienhagen“ (2002–2008) suchte man nach alternativen Möglichkeiten zur Stabilisierung der Bestände an Wirtschaftsfischen. Im Ergebnis entstand vor Nienhagen ein großflächiges künstliches Unterwasserhabitat als Rekrutierungs-, Aufwuchs- und Ruhezone für die hier vorkommenden Fischarten. Die Riff-Elemente
AufbauDas Riff ist auf einer rechteckigen Fläche angelegt. Die Seitenlängen betragen jeweils ca. 200 m. Fast alle Beton- und Natursteinelemente sind innerhalb dieses Rechtecks untergebracht.
An zentraler Stelle ist eine Forschungsplattform platziert, die für die fischereilichen Untersuchungen, Unterwasserbeobachtung und Datenfernübertragung als technische Basis benötigt wird. Riff-Chronologie
Während des Untersuchungszeitraums zwischen 2002 und 2008 ist die Artenvielfalt tendenziell gestiegen. Im Jahr 2003 wurden im Riffgebiet insgesamt 20 verschiedene Fischarten gesichtet. 2005 waren es bereits 25 und 2006 schon 29. Die Hauptfischarten am Riff sind Dorsch, Flunder, Steinbutt, Kliesche, Wittling, Klippenbarsch, Sandaal, Seeskorpion, Seehase, Hering, Grundeln. Seit 2007 wurden 7 neue Fischarten nachgewiesen: Köhler, Meeräsche, Zwergdorsch, Seenadel, Steinköhler, roter Knurrhahn. Seltene Exemplare wie z. B. Aalmutter und Hornfisch flossen nicht in die Statistik ein, da bei denen nur von einer zufälligen Verteilung ausgegangen werden konnte. Dominierende Art ist der Dorsch. Mit Hilfe von Dorschmarkierungen, wurde eine Wiederfangquote von 16,8 % ermittelt. Dieses Ergebnis war unerwartet hoch und spricht für die Standorttreue des Dorsches im Riff. Im Durchschnitt betrug die Fangbiomasse im Zeitraum von 2003 bis 2008: 33 kg pro Fangtag. Auch hier wurde eine tendenzielle Steigerung festgestellt. So betrug sie im Jahr 2004 29 kg und im Jahr 2006 43 kg. Die Beobachtungen des Bewuchses im Bereich der Riff-Elemente ergaben einen rasanten Anstieg der Biomasse. Vier Wochen nach dem Versenken der ersten Elemente siedelten sich die ersten Seesterne an. Vereinzelt wurden Hydroidpolypen nachgewiesen. Rotalgen erschienen sehr früh und nach acht Wochen waren die Flächen fast vollständig mit einer braunen Detritusschicht überzogen. Diese bestand aus Schlickröhren von kleinen Polychaeten. Nach zwei Monaten kamen die ersten Miesmuscheln, Seepocken und Polypenstadien der Ohrenqualle. Der Bestand an Seesternen stieg rasant bis 2007. Hauptnahrungsmittel der Seesterne ist die Miesmuschel. So kam es zu saisonalen Schwankungen der Seestern- bzw. Miesmuschel-Bestände (weniger Seesterne = mehr Miesmuscheln). Nach sieben Monaten stieg der Anteil an Kieselalgen und es wurde eine Zunahme der Artenanzahl von Polychaeten und Bryozoen nachgewiesen. Die Gesamtbiomasse stieg rapide bis Dezember 2005 auf 2500 g/m². Bis 2008 stabilisierte sich diese auf 2100 g/m². Zum 31. Juli 2010 wurde der bis dahin bestehende Telemetriemast durch eine neue Forschungsplattform ersetzt. Die darauf befindliche Arbeitsfläche von 40 m² mit einem Bürocontainer befindet sich 7 m über dem Meeresspiegel und ist in 12 m Wassertiefe mit drei Gründungspfählen im Meeresboden fixiert. Autonome Energiequellen versorgen die Forschungsstation mit Strom. Drei Unterwasser- und eine Überwasserkamera zeichnen das Geschehen am Riff auf. Die Datenübertragung zum Festland erfolgt über WLAN. Forschung am Riff NienhagenDer Titel der vierten Projektphase (2009–2012) lautete Riffe in der Ostsee und Erprobung eines Aquakulturvorhabens zur Produktion der Rotalge Delesseria sanguinea am Riff Nienhagen und weiterführende Untersuchungen für die wirtschaftliche Verwertung der sulfatierten Polysaccharide dieser Alge. Basierend auf dem Projekt „Künstliches Riff - Nienhagen“ (2002–2008) wurden die Forschungsarbeiten unter dem neuen Projekttitel weitergeführt. Neue Forschungsmethoden kommen zum Einsatz. Das Forschungsprojekt wurde durch den Europäischen Fischereifonds der Europäischen Union und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern gefördert und lief vom 1. Januar 2009 bis zum 31. Dezember 2012. Das Projekt wurde bis zum 31. Oktober 2015 verlängert. Die Koordination obliegt der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern.[1] Ziele2002 bis 2008
2009 bis 2012
EinzelnachweiseLiteraturFachliteratur
Tageszeitungen
Weblinks
Koordinaten: 54° 10′ 30″ N, 11° 56′ 36″ O |