Richard SoyerRichard Soyer (geboren am 18. November 1955 in Villach) ist ein österreichischer Jurist, Rechtsanwalt, Hochschullehrer, Herausgeber und Sachbuchautor. Er lebt und arbeitet in Wien. Leben und WerkNach der Matura an der Handelsakademie studierte Soyer Rechtswissenschaft an den Universitäten Wien, Triest und Göttingen. Nach dem Doktorat im Jahr 1981 absolvierte er im Folgejahr seine Gerichtspraxis in Wien. 1982/83 war er Vertragsassistent am Institut für Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien, 1983/84 Gasthörer an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1986 absolvierte Soyer die Rechtsanwaltsprüfung, 1993 wurde er in die Österreichische Juristenkommission aufgenommen. Bereits in seiner ersten Kanzlei engagierte er sich für Menschenrechtsfragen und für ein verbessertes Strafprozessrecht, spezialisierte sich in Compliance, Medienstrafrecht und in Fragen der Wiederaufnahme von Strafverfahren. 1995 war er im Senat des Internationalen Menschenrechts-Tribunals vertreten, 1996 verteidigte er den LGBT-Aktivisten Kurt Krickler gegen die Klagen von als homosexuell verleumdeten Bischöfen und unterlag[1]. Er übernahm in den 1990er Jahren auch zahlreiche Pro-bono-Fälle. 1999 habilitierte sich Soyer an der Karl-Franzens-Universität in Graz; von 2005 bis 2011 hielt er an dieser Universität eine Professur für Strafrecht. Seit Ende 2011 hält er eine Professur für Wirtschaftsstrafrecht und Compliance an der Johannes Kepler Universität Linz und ist Leiter der Abteilung Unternehmensstrafrecht und Strafrechtspraxis.[2] Er beteiligt sich mit Artikeln und Kommentaren immer wieder in Debatten zur aktuellen Rechtspolitik.[3]
– Richard Soyer: Vor dem Recht kommt die Kultur[4] Soyer arbeitet seit dem Jahr 2000 für die Zeitschrift juridikum – bis 2002 als Mitherausgeber, bis 2009 als Redakteur und seither als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats. Seit 2002 fungiert er als Redakteur des Journals für Strafrecht, dessen Mitherausgeber er seit 2014 ist. Er war bis 2017 Sprecher und ist bis heute Vorstandsmitglied der Vereinigung Österreichischer StrafverteidigerInnen.[5] 2012 wurde er zum Vorsitzenden der Strafrechtskommission des Österreichischen Rechtsanwaltskammertags gewählt. Seit 1992 hat Soyer eine Reihe von Fachbüchern – insbesondere zum Strafrecht und zum Unternehmensstrafrecht – vorgelegt. Langandauernd ist bzw. war seine publizistische Zusammenarbeit mit den Juristenkollegen Pleischl, Schumann, Schuppich und Stuefer. 2012 schloss der engagierte Kriminalpolitiker ein EU-Forschungsprojekt ab, bei dem es um juristische Erste Hilfe für Tatverdächtige bei Festnahmen ging. Er initiiert und begleitet zahlreiche weitere Forschungsprojekte. Seit 2018 ist er Herausgeber der Schriftenreihe der Vereinigung Österreichischer StrafvertedigierInnen. Soyers solide Kenntnis des internationalen Strafrechts führte zu Mandaten in Den Haag, New York und Zentralasien. Mediale Aufmerksamkeit erregte seine Vertretung von Dietrich Birnbacher im Rahmen eines Kärntner Korruptionsprozesses. 2015 beriet er Kasachstan im Prozess gegen den (in einer Gefängniszelle in Österreich verstorbenen) Rachat Alijew.[6] 2019 wurde ihm eine Honorarprofessur der KAZGUU Universität, Astana, Kasachstan, verliehen.[7][8] Seit 2020 leitet Soyer das von ihm initiierte universitäre Forschungsprojekt „Unternehmensstrafrecht im globalen Wettbewerb und Menschenrechtsschutz“. In diesem Forschungsprojekt wird das Unternehmensstrafrecht und die jeweilige Rechtspraxis in global agierenden ostasiatischen Wirtschaftsmächten (wie China, Japan, Indien und Indonesien) rechtsdogmatisch und empirisch mit Fokus auf Menschenrechte untersucht.[9] Er hat in einem Strafverfahren gegen einen Unternehmer das Thema "Handy-Sicherstellung" vor den Verfassungsgerichtshof gebracht, der mit Erkenntnis vom 14. Dezember 2023 (G 352/2021) die Bestimmungen der österreichischen Strafprozessordnung über die Sicherstellung von Mobiltelefonen und anderen Datenträgern als verfassungswidrig aufgehoben hat.[10] Die Entscheidung leitet einen Paradigmenwechsel im österreichischen Strafprozessrecht ein und hat international Beachtung gefunden, zumal es sich – soweit ersichtlich – um das erste europäische Verfassungsgericht handelt, das sich in dieser Tiefe mit Fragen der Verhältnismäßigkeit dieser besonders eingriffsintensiven Ermittlungsmaßnahme auseinandersetzt.[11] PrivatesSoyer stammt aus einer Familie von „italienischen Kärntnern“, er hat zwei Brüder: Einer führt das elterliche Hotel Savoy in Grado, der andere arbeitet als Dermatologe in Brisbane.[12] PublikationenFachbücher (Auswahl)
Aufsätze und Buchbeiträge (Auswahl)
Weblinks
Einzelnachweise
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