Reimar Kock (* Anfang des 16. Jahrhunderts in Wismar; † 16. Juni1569 in Lübeck) war ein Theologe der Reformationszeit, der als Chronist der Hansestadt Lübeck bedeutend wurde.
Wann genau Kock sich zum lutherischen Glauben bekannte und das Kloster verließ, das 1531 mit Einführung der Reformation in Lübeck säkularisiert und von Johannes Bugenhagen in eine Schule umgewandelt wurde, ist urkundlich nicht nachvollziehbar. Seine Berufung zum Kaplan an der Petrikirche 1530 erfolgte jedenfalls wegen seiner reformatorischen Gesinnung.[2] 1553, als der Petripastor Valentin CurtiusSuperintendent wurde, wurde Kock Hauptpastor der Petrikirche und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod inne.
Im Jahr 1550 überreichte Reimar Kock dem Rat der Stadt Lübeck seine Chronik der Stadt Lübeck und des südlichen Ostseeraumes in drei Bänden unter dem Titel Cronica der fürnemsten Geschichten unnd Handelen der Kayserliken Stadt Lubeck unnd erer vorwandten, dorch Reimarum Kock, Predigern tho S. Peter darsülvest up das ulitigeste tho hope gebracht. Anno 1549. Der erste Band behandelt die Zeit von 980 bis 1438[4], der zweite die Zeit bis 1499 und der dritte die Zeit bis 1549. Das Original der Chronik ging verloren, so dass auf die zahlreichen Abschriften zurückgegriffen werden muss. Auf einer Abschrift des Manuskripts seines Vorgängers Detmar setzte er die Chronik noch für die Zeit von 1550 bis 1565 handschriftlich fort.
Kocks Chronik wurde zur Leitchronik der nachreformatorischen Geschichtsschreibung Lübecks; vom Ende des 16. bis ins dritte Viertel des 17. Jahrhunderts ist sie die am häufigsten benutzte und abgeschriebene Chronik der Stadt.[5]
Nach Georg Waitz ist Kock auch der Verfasser der von Johann Friedrich Petersen herausgegebenen Ausführlichen Geschichte der Lübeckischen Kirchenreformation.[6]
Dat drüdde Parth der Chroneken van der kaiserlicken Stadt Lübeck und ehrer Vorwandten, dorch Reymarum Kock, Pastoren tho St. Peter in Lübeck. (Digitalisat der Stadtbibliothek Lübeck, Signatur Ms. Lub. 2° 25)
Chronik von Lübeck Teil I, Abschrift des 18. Jahrhunderts, Signatur Ms. Lub 2° 39Digitalisat
Chronica der Vornehmesten Geschichten und Handeln der Keiserlichen Stadt Lübeck. Abschrift von 1616 für den Prediger Heinrich Santmann in zwei Bänden, von denen nur der erste erhalten ist, Signatur Ms. Lub 2° 40a, Digitalisat
Dasz dritte theill der Croniken, dero kayserlichen freyen, undt desz heyligen Römischen Reichsstat Lubeck. durch Den Erwürdigen, Achtbarn undt Wolgelernten, Herrn Reymarum Kock, Pastorn daselbsten zu Sanct Peter (Stadtbibliothek Lübeck, Signatur Ms. Lub 2° 44)
Chronik von Lübeck, Teil III, 1500–1525 Abschrift vom Anfang des 17. Jahrhunderts, Signatur Ms. Lub 2° 45,02,Digitalisat
Das Ander Buch Der keyserlichen freyen Reichs Statt Lübecks Cronickhen. Signatur Ms. Lub 2° 46, Digitalisat
Abschrift von Reimar Kocks Chronik von 1485-1562, Signatur Ms. Lub 2° 47, Digitalisat
Bruchstück aus Reimar Kocks Chronik., Signatur Ms. Lub 2° 48, Digitalisat
Ausgaben
Johann Friedrich Petersen (der Jüngere): Ausführliche Geschichte der Lübeckischen Kirchen-Reformation in den Jahren 1529 bis 1531: aus dem Tagebuche eines Augenzeugen und Beförderers der Reformation. Lübeck: Rohden 1830
Friedrich Bruns: Reimar Kock. Der lübische Chronist und sein Werk. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Bd. 35 (1955), S. 85–104 (Digitalisat).
Sascha Möbius: Das Gedächtnis der Reichsstadt: Unruhen und Kriege in der lübeckischen Chronistik und Erinnerungskultur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. (Formen Der Erinnerung; 47), V&R unipress, Göttingen 2012, ISBN 9783899718980.