Raußlitz
Raußlitz ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Nossen im Landkreis Meißen. GeografieRaußlitz liegt etwa 9,5 Kilometer (Luftlinie) südlich von Lommatzsch in der Mitte Sachsens. Zu Raußlitz zählt auch das frühere Vorwerk Ottenbach etwa 0,75 Kilometer südöstlich des Ortes. Nachbarorte von Raußlitz sind Pinnewitz im Norden, Zetta im Nordosten, Schrebitz im Osten, Karcha und Gohla im Südosten, Radewitz im Süden, Saultitz und Starbach im Südwesten, Kreißa und Oberstößwitz im Westen sowie Höfgen im Nordwesten.
GeschichteOrtsgeschichteDie erste belegte Ortsnamenform datiert von 1264 als Ruzlitz.[2] Nach 1540 gehörte der Ort anteilig als Enklave im Kreisamt Meißen zum Amt Nossen. Während des Dreißigjährigen Krieges brachen 1637 schwedische und bayerische Truppen in Sachsen ein. Das älteste Kirchenbuch von Raußlitz verzeichnet dieses Ereignis dahingehend, dass der damalige Schulmeister Christian Andreas, welcher dieses Buch führte sowie der Pfarrer am 30. Januar, 1. Februar und 6. Februar dieses Jahres von Schweden ausgeplündert worden sind. Ein großer Teil der Bevölkerung flüchtete über die Elbe und fand in Cölln 8 Wochen lang Unterschlupf, bis die feindlichen Truppen abgezogen waren. Im Siebenjährigen Krieg überwinterten 1760/61 in näherer und weiterer Umgebung 50.000 Mann, welche die Gegend ausplünderten.[3] August Schumann nennt 1821 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Raußlitz betreffend u. a.:
1935 wurden Karcha, Kreißa, Pinnewitz, Schrebitz, Oberstößwitz und Zetta mit Gallschütz eingemeindet.[2] Zum 1. Januar 1994 wurde aus den damaligen Gemeinden Raußlitz, Rüsseina und Ziegenhain die Gemeinde Ketzerbachtal neugebildet.[5] Sie gehört seit dem 1. Januar 2014 zur Stadt Nossen. Entwicklung der Einwohnerzahl
1 mit Karcha, Kreißa, Pinnewitz, Schrebitz, Oberstößwitz, Zetta und Gallschütz 2 nur Raußlitz Rittergut RaußlitzRaußlitz war bereits 1286 ein Herrensitz. Das Gut wurde im Laufe der Zeit ausgebaut und um 1600 als Vorwerk benannt. Die Gebäude wurden um 1720 errichtet, die erste Erwähnung als Rittergut erfolgte 1764.[7] Das Rittergut betreffend führt Schumann an:
1857 erwarb die Familie Schaeffer das Rittergut. 1902 bis 1903 wurde das Gebäude im neobarocken Stil umgestaltet. Nachdem nach 1945 Kindergarten, Schulhort, Schulküche und Verkaufsräume untergebracht waren, diente das Objekt bis 2013 als Sitz der ehemaligen Gemeindeverwaltung Ketzerbachtal. Derzeit nutzt der Zweckverband Wasserversorgung Meißner Hochland die Räumlichkeiten.[7][9] Kirche RaußlitzBereits um das Jahr 1000 soll am Ort eine Wehrkirche errichtet worden sein. Neben der Funktion als geistliche Stätte diente sie gleichzeitig auch der Grenzsicherung zum slawischen Teil des Daleminzier-Gebietes entlang des Ketzerbaches. Um die Kirche verlief ein heute verfüllter Wassergraben. Ein Turm, welcher über die heute noch vorhandene Tür auf der Südseite des Langhauses aus zu erreichen war und als Beobachtungsplatz diente, wurde 1694 abgebrochen. Bei Drainagearbeiten im Jahr 2000 stieß man auf die Fundamentmauern und Ziegelplattenfußboden, womit der Standort erstmals wieder lokalisiert werden konnte. Weitere Zeugnisse aus älterer Zeit sind eine spätgotische Außenstützmauer an Südost sowie eindrucksvoll spätgotische Türgewände am früheren Turmzugang an der Südseite. Das dreistimmige Geläut stammt aus der Gießerei Hilliger aus Freiberg, die Glocken datieren von 1519, 1520 und 1524. Im Zweiten Weltkrieg mussten die kleine und mittlere Glocke zu Kriegszwecken abgegeben werden. Am 9. Juni 1948 konnten beide am Elbkai in Meißen wieder in Empfang genommen werden, vom 16. bis 18. Juni des Jahres erfolgte der Wiedereinbau, am 20. Juni wurde das volle Geläut wieder in Betrieb genommen. Im Jahr 2004 wurden die Glocken generalüberholt.[10] Die Kirche betreffend führt Schumann im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen an:
Die heutige Form des Kirchbaus spiegelt im Wesentlichen das Ergebnis umfassender Innen- und Außenrenovierungen zwischen 1714 und 1768 wider. Aus dem 16. Jahrhundert stammende Begräbnistafeln zeugen von hier ansässigen Rittergutsbesitzern der Familien von Maltitz auf Ilkendorf und von der Pforte auf Pinnewitz. 1924 erfolgte eine umfassende farbliche Neugestaltung der noch 1900 in der Sächsischen Kirchengalerie als „völlig schmucklosen Saalbau“ bezeichneten Kirche. Altar, Kassettendecke und Orgel wurden in kräftige Blau- und Grautöne gefasst, die Wände in einen dunklen Gelbockerton. Im Zuge der großen Innenrenovierung von 1999 bis 2003 wurde die Kirche vollständig neu in barocker Farblichkeit umgestaltet, wobei alte Deckenbilder wieder freigelegt wurden. Zum Reformationsgedenken wurde 1839 ein Taufstein gestiftet. Mit Errichtung einer kleinen Taufkapelle rechts des Altarplatzes wurde 1962 ein neuer Taufstein geschaffen. Der Kanzelaltar wurde 1720 geschaffen und laut Eintrag auf der Rückseite 1841 erneuert. Die Orgel wurde 1889 durch den Ostrauer Orgelbaumeister Franz-Emil Keller geschaffen. 2000 erfolgte eine Generalüberholung, bei der auch die Farbe von 1924 abgenommen wurde. Die heutige Orgel ist vermutlich die Dritte in der Geschichte der Kirche. Das erste Exemplar datiert von 1660, das zweite von 1714.[10] Literatur
WeblinksCommons: Raußlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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