Rainer KuhlenRainer Kuhlen (* 7. Januar 1944 in Potsdam) ist ein deutscher Informationswissenschaftler. Kuhlen ist ehemaliger Universitätsprofessor für Informationswissenschaft im Fachbereich Informatik und Informationswissenschaft an der Universität Konstanz. Zum 31. März 2010 wurde er pensioniert. Kuhlen war 1990 maßgeblich an der Gründung des Internationalen Symposiums für Informationswissenschaft beteiligt. Mit Hypertext (1992), Informationsmarkt (1995) und Informationsassistenten (1999) hat er Standardwerke für das informationswissenschaftliche Studium publiziert. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. BiographieKuhlen studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Nach einer Assistenz für Philosophie bei Joachim Ritter 1969–1972 wechselte Kuhlen 1972 für eine Postgraduierten-Ausbildung zum Informationswissenschaftler an die Zentralstelle für maschinelle Dokumentation (ZMD) in Frankfurt am Main. Bis 1979 war er Dozent am Lehrinstitut für Dokumentation (LID) in Frankfurt am Main, promovierte 1976 an der Universität Regensburg bei Harald H. Zimmermann, um drei Jahre später die Vertretung einer C4-Professur für Computerlinguistik an der Universität Koblenz zu übernehmen. 1980 wechselte Kuhlen auf den Lehrstuhl für Informationswissenschaft der Universität Konstanz, den ersten für dieses Fach in Deutschland. Kuhlen gilt als einer der wenigen institutionalisierten Informationswissenschaftler. 1990 erhielt er für seine Arbeiten zum Hypertext den Forschungspreis Technische Kommunikation. Seit etwa 2000 arbeitet Kuhlen verstärkt an Themen aus dem Umfeld der Informationspolitik und -ethik, beispielsweise befasste er sich mit Digital Rights Management (DRM). Im unmittelbaren Umfeld von P2P prägte Kuhlen die Begriffsdichotomie der Napsterisierung und Venterisierung. Zu seinen Forschungs- und Lehrschwerpunkten zählten Experimentelles Information Retrieval, Hypertext, Informationsmarkt/-wirtschaft, elektronische Mehrwert-/Suchdienste, Kommunikationsformen, Informationspolitik, Informationsethik, elektronische Wörterbücher, Kollaboratives Wissensmanagement und E-Learning. Seit 1999 ist er Mitglied des Fachausschusses Kommunikation und Information der Deutschen UNESCO-Kommission (bis 2006 Vorsitzender) sowie Inhaber des UNESCO-ORBICOM-Chairs in Communications für Deutschland. Seine Schwerpunkte im Rahmen der UNESCO sind Informationsethik, kulturelle und sprachliche Vielfalt, Informationskompetenz und Urheberrecht. Kuhlen ist Hauptherausgeber der Reihe Schriften zur Informationswissenschaft des Hochschulverbandes für Informationswissenschaft (HI) (Universitätsverlag Konstanz); Mitherausgeber der Reihe Beiträge zur Wirtschaftsinformatik (Hochschulverlag ETH Zürich); Mitherausgeber der Reihe Telekommunikation und Mediendienste (Josef Eul Verlag) und Vorstandsmitglied des Hochschulverbands für Informationswissenschaft (HI). Seit 2005 ist er Sprecher des Aktionsbündnisses „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“. WissensökologieKuhlen ist der Hauptvertreter des Ansatzes der Wissensökologie im deutschen Sprachraum. Einerseits entwickelte er dieses Konzept, ausgehend von James Boyle, wissenschaftlich fort[1][2][3], andererseits vertrat er es bei verschiedenen Gelegenheiten politisch[4]. Wissen wird von Kuhlen in diesem Zusammenhang mit dem Konzept der Nachhaltigkeit verbunden, wobei Nachhaltigkeit nicht als notwendige Verknappung – wie in der Ökologie – verstanden wird, sondern als Ansatz, Ressourcen so zu nutzen, dass eine weitere Entwicklung der Gesellschaft möglich ist. Während dies in der Ökologie bedeutet, nachhaltig mit Rohstoffen umzugehen, würde dies laut Kuhlen für Wissen bedeuten, dieses gesellschaftlich so zu handhaben, dass gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung bei gleichzeitiger Beibehaltung kultureller Vielfalt ermöglicht wird. Kuhlen leitet aus diesem Ansatz eine Notwendigkeit für die Entwicklung von Open-Access-Lösungen ab und fordert zudem eine Regelung des Urheberrechts, die eine möglichst große Verbreitung von Wissen zulassen soll.[3] Dabei unterteilt Kuhlen Wissensökologie zumeist in folgende Perspektiven[3][1]:
Die Wissenökologie kann als eigenständige Schule der deutschsprachigen Informationswissenschaft verstanden werden. Insbesondere durch die Tätigkeiten Kuhlens als Sachverständiger, Koordinator des Aktionsbündnisses „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“ und Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission erlangte diese Schule einen gewissen Einfluss in den außer-wissenschaftlichen Debatten über Open Access. Werkauswahl
Forschung
Siehe auchWeblinksCommons: Rainer Kuhlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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