Raesfeld (Adelsgeschlecht)

Wappen derer von Raesfeld

Raesfeld bzw. Raesfeldt (auch Rasveld(e), Raesfelde, Raesfelt, Räsfeld oder Ra(e)ßfeld(t), seltener auch Raisfeld(t)) ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts[1], als dessen Stammhaus Schloss Raesfeld in Raesfeld/Kreis Borken gilt. Die heute noch blühende Linie Raesfeld leitet ihre Abstammung von Goswin von Raesfeld her, der 1574 fürstbischöflich münsterscher Hofmeister zu Ahaus war. Johann IV. von Raesfeld (* 1492, † 1551) war seit 1536 mit dem erblichen Drostenamt zu Ahaus belehnt. Alle anderen Linien, deren Abstammung bis zum Jahr 1253 auf den Ritter Adolfus de Raesfelde urkundlich belegt ist, gelten als erloschen.

Geschichte

Schloss Raesfeld

Herkunft und Anfänge in Raesfeld

Das Geschlecht Raesfeld entstammt dem Geschlecht der seit 1092 belegten Edelherren von Gemen[2] (von der Burg Gemen), die in Raesfeld 1259 erstmals urkundlich auftreten, als Symon von Gemen (* um 1231, † vor 1265) die Raboding-Hof genannte Burg Raesfeld, die er wohl vorher schon verwaltet hat, kauft. Dieser Ritter Simon nennt sich anschließend Symon von Rasvelde. Der Ritter (miles) Adolfus de Raesfelde urkundet erstmals 1253. Matthias von Raesfeld, famulus, (* um 1245, † um 1318) ist von 1265 bis 1299 urkundlich auf Raesfeld nachgewiesen.

Herrschaft auf Burg Raesfeld

Die Nachfahren des Simon von Raesfeld bleiben ca. 300 Jahre Burgherren auf Raesfeld. Sein Enkel, Johann I. von Raesfeld, wird 1366 vom Fürstbischof von Münster in den Rat der Landesstände gerufen, wo Johann dem Bischof die Treue schwört. Kaiser Sigismund verleiht Johann II. von Raesfeld (* um 1375, † nach 1443) für treuen Vasallendienst sogar das Münzrecht, wovon aber nie Gebrauch gemacht wird. In Overijssel, in der Twente, steht denen von Raesfeld die Herrschaft Twickelo mit der Burg Twickel bei Delden zu[3]. Im Münsterland waren verschiedene Linien, die alle von Burg Raesfeld ausgehen, teilweise über Jahrhunderte in Besitz etlicher landtagsfähigier Rittergüter, darunter waren u. a. Haus Ostendorf bei Lippramsdorf, Haus Hameren bei Billerbeck, Haus Lüttinghof, Haus Koppel bei Schöppingen, Haus Darfeld, Haus Lembeck, Haus Leythe bei Erle sowie Haus Woord.

Ende der Herrschaft auf Burg Raesfeld

Nach einem Erbstreit, den Goswin von Raesfeld aus der Linie Ostendorf (* 1494, † 1579/80) mit den verwandten Herren von Velen geführt hatte, muss 1585 seine Witwe mit den Kindern die Burg Raesfeld verlassen. Der gleichfalls verwandte Fürstbischof von Münster, Bernhard von Raesfeld, hatte Partei für die erbberechtigten Herren von Velen ergriffen und einen Prozess vor dem Reichskammergericht in Speyer angestrengt. Das Gericht entscheidet 1585 zu Gunsten derer von Velen.[4] Goswin von Raesfelds Witwe, Irmgard geb. von Boyneburg, war übrigens vor ihrer Ehe mit Goswin die verwitwete Ehefrau Johann IV. von Raesfeld zu Raesfeld (* 1492, † 1551), des vormaligen Burgherrn. Irmgards Kinder, die mit ihr Burg Raesfeld verlassen müssen, entstammen aber nicht der Ehe mit Johann, sondern der Ehe mit Goswin. Irmgards einziger Sohn, den sie mit Johann hatte, war bereits 1559 verstorben. Die von Velen hingegen stammen von einer Schwester des vormaligen Burgherrn, Johanns IV. von Raesfeld, mit dem Irmgards zweiter Ehemann Goswin von Raesfeld eben nicht so nah verwandt war, ab.

Adelsarchiv unterscheidet zwei Geschlechter

Das von der Stiftung Deutsches Adelsarchiv unter Aufsicht des Deutschen Adelsrechtsausschusses herausgegebene Adelslexikon des Genealogischen Handbuchs des Adels führt im Gegensatz zu früheren Adelslexika (u. a. Siebmacher, Kneschke, Zedlitz-Neukirch; vgl. auch M. v. Spiessen und W. v. Raesfeld) das uradelige Geschlecht von Raesfeldt und das altadelige Geschlecht von Raesfeld als getrennte Familien auf. Die uradeligen Raesfeldt konnten ihre urkundliche Stammreihe bis in das 13. Jahrhundert lückenlos belegen, während dies der altadeligen Linie nur bis in das 16. Jahrhundert gelang. Durch zahlreiche Indizien scheint es aber hinreichend gesichert, dass auch das altadelige Geschlecht von einer der uradeligen Linien abstammt.

Uradelige Raesfeld(t)

Adelsbestätigung und Standeserhebung

  • Eine preußische Adelserneuerung und -bestätigung wurde am 26. Juli 1729 erteilt.
  • Eintragung in die Adelsmatrikel der preußischen Rheinprovinz für (Karl von Raesfeld) am 5. August 1829.
  • Immatrikulation in die Freiherrenklasse des Königreichs Bayern (für dessen Bruder Ludwig von Raesfeld) am 25. Juli 1841.

Die uradeligen von Raesfeld(t) gelten als erloschen.

Altadelige Raesfeld

Diese Linie geht auf Goswin von Raesfeld, 1574 fürstbischöflich münster. Hofmeister zu Ahaus, zurück. In Ahaus hatte Johann IV. von Raesfeld (* 1492, † 1551) seit 1536 das erbliche Drostenamt zugestanden.

Standeserhebung

  • Am 14. Mai 1757 wurde der kurfürstlich-kölnische Kanzler und Geheime Staats- und Konferenzminister Gottfried Joseph von Raeßfeld in Wien in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Diese Linie blüht noch.
Wappen derer von Raesfeld im „Wappenbuch des westfälischen Adels“

Wappen

Das Wappen aller Raesfeld(t) zeigt in Gold einen blauen Balken. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein offener, wie der Schild bezeichneter Flug.

Bekannte Namensträger

Gottfried von Raesfeld
(* 1522, † 1586), bedeutendster Domdechant des Hochstifts Münster, Amtsherr zu Lüdinghausen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Adelslexikon, Band XI, Seite 146 f, Starke Verlag, Limburg/Lahn 2000
  2. Gen-Wiki-Eintrag für die Herren von Gemen (Zusammenhang zu Raesfeld vgl. auch dort), vgl. dort auch das Geschlechtswappen Gemen mit Raesfeld: der heraldische Inhalt ähnelt. Abgerufen am 3. April 2010.
  3. Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 7, 1867, S. 323 ff.
  4. Hermann von Velen (* 1516), Neffe Johanns IV. von Raesfeld zu Raesfeld, erbt Burg Raesfeld. Gen-Wiki-Eintrag zum Geschlecht von Velen. Vgl. auch das Geschlechtswappen Velen dort. Später gelangt Raesfeld in den Besitz der Linie Landsberg-Velen des Geschlechts Landsberg, die von der letzten Tochter des Geschlechts Velen abstammt. Abgerufen am 3. April 2010.
  5. Bildnis des Domherrn Goddert (Gottfried) von Raesfeld (1522–1586), 1566, von Hermann tom Ring (1521–1596) und Siegel von Godderts Bruder, des Fürstbischofs Bernhard von Raesfeld zu Münster.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lwl.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (Westfälisches Landesmuseum), Münster 2009: Abgerufen am 30. März 2010.
  6. Gottfried von Raesfeld HIS-Data. Abgerufen am 30. März 2010.
  7. Wilhelm Kohl: Das Domstift St. Paulus zu Münster. Walter de Gruyter. Berlin, New York 1982, S. 136–141 (Art. Gottfried von Raesfeld). Abgerufen am 30. März 2010.
  8. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon, Bd. 4, 1887, S. 83.
  9. Webseite über Voltaire (Memento des Originals vom 4. November 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heimat-kleve.de (siehe dort Anmerkung 1). Abgerufen am 21. April 2010.