Radom
Radom [Woiwodschaft Masowien im zentralen, leicht südöstlichen Teil Polens – rund 100 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Warschau zwischen der Weichsel und dem Fuß des Heiligkreuzgebirges. Radom hat sieben Hochschulen und ist bedeutender Verkehrsknotenpunkt der Linien Warschau–Krakau sowie Łódź–Lublin. Der modernste polnische Passagierflughafen ist der Flughafen Warschau-Radom.[2] ] ist eine kreisfreie Großstadt derGeschichteRadom wurde 1155 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Blütezeit der Stadt lag am Ende des 15. Jahrhunderts, als der polnische König Kasimir IV. die Stadt zu seiner Residenz machte. Mit der Dritten Teilung Polens 1795 wurde Radom Österreich zugeschlagen. 1809 bis 1815 gehörte es zum Herzogtum Warschau und danach zu Kongresspolen, das unter russischer Herrschaft stand. Beim Überfall auf Polen fand im September 1939 im Raum Radom die Kesselschlacht von Radom statt, in der technisch unterlegene polnische Truppen von deutschen Panzerverbänden aufgerieben wurden. Während der deutschen Besatzung betrieben die Deutschen hier ein Außenlager des KZ Majdanek (an der Szkolnastr.) und das Ghetto Radom mit 30.000 Bewohnern. Zu den verantwortlichen Offizieren gehörten neben anderen Karl Oberg, Erich Kapke, Fritz Katzmann, Wilhelm Bluhm, Hermann Weinrich und Herbert Böttcher, die später als Kriegsverbrecher verurteilt wurden. Im Umfeld von Radom errichtete die Wehrmacht 1940 den Truppenübungsplatz Mitte. Hierfür wurden etliche Dörfer der Umgebung „abgesiedelt“. Zivilverwalter der Stadt war der Nationalsozialist Fritz Schwitzgebel aus Saarbrücken. Von 1939 bis 1945 war Radom Sitz des Distrikts Radom im Generalgouvernement. Ende 1943 übernahmen Deutsche Ausrüstungswerke (DAW) polnische Häftlinge im Generalgouvernement sowie die Industriebetriebe in Radom. Am 16. Januar 1945 wurde Radom von der Roten Armee eingenommen. Die an ihrem Wohnort gebliebenen Deutschen wurden teilweise vertrieben oder ermordet. Die Arbeitsfähigen mussten in den Industriewerken in Radom oder auch in der Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten. Im Frühjahr 1945 wurden die arbeitsfähigen deutschen Männer zu Trupps zusammengestellt und zur Zwangsarbeit in sowjetische Lager verbracht. Im Jahre 1976 kam es in Radom zu Arbeiterunruhen, die von den stalinistischen Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden. Radom ist seit dem 8. Juni 2008 die Partnerstadt von Magdeburg. Evangelisch-Augsburgische Gemeinde RadomZu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich in und um Radom evangelische Deutsche an. So gründeten sie um 1815 die pommerschen Dörfer Pelagiów und Soltyków. Später folgten noch nachstehende Kolonien: Błonie und Zabierzów 1838, Małe Studnie und Bobrowniki 1839, Józefów bei Radom und Bartodzieje 1842, und Polesie, Pająków und Leokadiów nach 1870. Bis zum Jahr 1826 hatten die Evangelischen in und um Radom weder Kirche, Pfarrhaus noch einen eigenen Pastor. Zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse suchten sie entweder die lutherische Kirche in Wengrow auf oder die dortigen Pastoren Goburek bzw. Haupt kamen nach Radom zu Hauptgottesdiensten oder zur Verrichtung von Amtshandlungen. Aber infolge der weiten Entfernung und schlechten Wege war dieser Zustand auf Dauer untragbar. Und so wünschten hier die Evangelischen die Bildung eines neuen Kirchspiels. Die evangelisch-augsburgische Gemeinde entstand am 30. September 1826. Die Gemeinde kaufte im Jahr 1827 eine ehemalige Benediktinerkirche, die damals ein Theater war. Das Gebäude wurde umgebaut und am 15. August 1828 als Kirche wiedereingeweiht. 1827 wohnten in der Stadt 1442 Lutheraner und 21 Reformierte. Pastor Julius Krauze eröffnete in Radom eine evangelische Schule, die am 8. Januar 1843 in eine Elementarschule umgewandelt wurde. 1834 wurde der evangelische Friedhof gegründet. 1887 schenkte Frau Pastor Wüstehube der Gemeinde eine Orgel. In der Zeit von 1893 bis 1895 wurde die Kirche um- und ausgebaut. Die Ausgaben wurden größtenteils durch freiwillige Spenden bestritten. Leokadiów, das größte Kantorat der Gemeinde, besaß einen geräumigen Betsaal mit einem Glockenturm. 1938 wurde der Betsaal niedergebrannt. Im Ersten Weltkrieg wurden die Eingepfarrten fast alle nach Russland verschleppt. 1918–1920 kehrten die meisten von ihnen wieder zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kreishauptmannschaft, im ganzen mehr als 4000 evangelische Deutsche, unter Leitung des Kreishauptmanns Justus Rubehn nach Deutschland evakuiert. Trotz des Zweiten Weltkrieges und seiner Folgen besteht die Gemeinde bis heute. Am 23. September 2001 konnte das 175-jährige Jubiläum der Gemeindegründung gefeiert werden. PolitikStadtpräsidentAn der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Seit 2014 ist dies Radosław Witkowski von der Platforma Obywatelska (PO). Witkowski tritt mit einem eigenen Wahlkomitee an, das von der PO unterstützt wird. Die Abstimmung 2024 brachte folgendes Ergebnis:[3]
Im zweiten Wahlgang setzt sich Amtsinhaber Witkowski mit 54,6 % der Stimmen gegen den PiS-Kandidaten Standowicz durch und erreichte damit eine dritte Amtszeit. Die Abstimmung 2018 brachte folgendes Ergebnis:[4]
Im zweiten Wahlgang setzt sich Witkowski mit 53,8 % der Stimmen gegen den PiS-Kandidaten Skurkiewitz durch und erreichte damit eine zweite Amtszeit. StadtratDer Stadtrat besteht aus 25 Mitgliedern (bis 2024: 25 Sitze) und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[5]
Die Stadtratswahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[6]
Sehenswürdigkeiten und TourismusSehenswert sind aus der älteren Zeit das Kloster der Bernhardiner, gestiftet vom polnischen König Kasimir IV. Jagiello im 15. Jahrhundert, die spätmittelalterliche Johannes-Pfarrkirche mit Kapelle der Familie Kochanowski sowie die barocke Dreifaltigkeitskirche. Die älteste Kirche der Stadt, die Wenceslaus-Kirche aus dem 13. Jahrhundert, wurde erst in den letzten Jahren saniert, wobei das Innere modern ausgestattet wurde. Sehr wichtig für die polnische Baukunst des 19. Jahrhunderts sind das Gebäude der ehemaligen Woiwodschaftsverwaltung nach Plänen von Antonio Corazzi, ein Prachtwerk des Spätklassizismus, und das Rathaus im Stile der italienischen Neorenaissance, erbaut nach Plänen von Marconi. Zu den Parks gehört der Stary Ogród. Bau- und Kulturdenkmale (Auswahl)Der Rundgang „Zabytki Radomia“ führt zu ausgewählten Objekten, die die geschichtliche Entwicklung der Stadt zeigen.
Museen (Auswahl)
VeranstaltungenIn ungeraden Jahren, Ende August bzw. Anfang September, findet in Radom eine internationale Flugschau (Air-Show) auf dem Flughafen Warschau-Radom statt. Bedeutende Einrichtungen
WirtschaftRadom verfügt über eine lange Industrietradition. Wichtige Branchen sind die Präzisionstechnik und der Maschinenbau. In der seit 1922 bestehenden Waffenfabrik Fabryka Broni „Łucznik“ werden die Schusswaffen der polnischen Armee produziert. Die Stadt wirbt mit dem Slogan „Unsere Stärke ist Präzision“.[7] Der Metall-Cluster Radom realisiert Berufsbildungsangebote, die sich am deutschen Dualen Ausbildungssystem orientieren.[8] Seit 1990 betreibt der deutsche Maschinen- und Anlagenbauer Dürr in Radom das mittlerweile drittgrößte Werk des Konzerns.[9] Das Unternehmen ITM Poland entwirft und produziert Maschinen für den FMCG-Sektor[10]. Die mittlerweile zur US-amerikanischen Columbia Machine gehörende Firma Techmatik designt und fertigt Anlagen zur Herstellung von Betonfertigteilen[11]. Die Firma Radwag entwickelt Präzisionswaagen für die Industrie[12]. In der Metallverarbeitung tätig sind außerdem Unternehmen wie Stalgast[13], Kratki[14], Lenaal[15], GGG[16] oder Precision Machine Parts Poland[17]. Weitere wichtige Industriebetriebe sind die Glashütte Trend Glass[18], der Hersteller von Tabakwaren Imperial Tobacco[19], der Produzent von Haushaltschemie Dr. Miele Cosmed[20] oder der Spezialist für Schienenverkehrselektronik Kombud[21]. Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Radom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Belege
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