Quality InvestingQuality Investing ist eine Anlagestrategie, die auf der Identifikation von Investitionsobjekten mit überdurchschnittlich hohen Qualitätsmerkmalen basiert. Die Idee des Quality Investing stammt aus der Welt von Anleihen und Immobilien, wo über Ratings und Gutachten die Qualität und auch der Preis des Investitionsobjekts bestimmt wird. Bei Aktien werden mittels Fundamentalanalyse, ergänzt um weiche Qualitätskriterien wie die Glaubwürdigkeit der Unternehmensführung, Titel identifiziert, die besonders wertvoll, und darüber hinaus auch qualitativ hervorstechend sind. Quality-Investoren investieren zumeist auch nur in jene Qualitätstitel, die eine günstige Bewertung am Aktienmarkt aufweisen. GeschichteDie Einteilung von Investitionsobjekten nach Qualitätsmerkmalen hat bei Anleihen und Immobilien eine lange Tradition. Bonitätsnoten ergeben ein Qualitätskriterium bei Anleihen von Unternehmen und Staaten – anlagewürdige Bonität steht für höhere Qualität als spekulative Bonität; Anleihen von spekulativer Bonität werden entsprechend auch Schrottanleihe oder Ramschanleihe genannt. Bei Immobilien erfolgt eine Qualitätsbeurteilung durch Experten und sogenannte Sachverständige. Obwohl nicht gesetzlich geregelt, wird die Qualität anhand eines bestimmten Kriterienkatalogs bestimmt und dient zumeist der Wertermittlung der Immobilie. Benjamin Graham, der Urvater des Value Investing, war der erste, der die Qualitätsproblematik bei Aktien bereits in den 1930er Jahren erkannte und eine Unterscheidung zwischen qualitativ hoch- und minderwertigen Aktien vornahm. Von ihm stammt auch die Beobachtung, dass die größten Verluste nicht dadurch entstehen, dass Qualität zu einem zu hohen Preis gekauft wird, sondern dadurch, dass man geringe Qualität zu scheinbar günstigen Kursen erwirbt.[1] In der betriebswirtschaftlichen Fachliteratur erlangte das Qualitätsthema im Unternehmenskontext besonders durch die 1970 entwickelte BCG-Matrix verstärkt Aufmerksamkeit. Anhand der beiden Ausprägungsdimensionen Marktwachstum (angelehnt an den Produktlebenszyklus) und Marktanteil (angelehnt an das Erfahrungskurvenkonzept) lassen sich Produkte innerhalb eines Unternehmens, aber auch Unternehmen selbst, in zwei Qualitätskategorien („Cash Cows“ und „Stars“) und zwei Nicht-Qualitätskategorien („Question Marks“ und „Poor Dogs“) unterteilen und in einer Matrix darstellen. Weitere wichtige Werke zur betriebswirtschaftlichen Qualität von Unternehmen stammen vor allem aus der amerikanischen Management-Literatur. Dazu gehören beispielsweise In Search of Excellence von Thomas Peters und Robert Waterman, Built to Last von Jim Collins und Jerry Porras sowie Good to Great von Jim Collins. Quality Investing hat besonders nach dem Platzen der Börsenblase 2001 und spektakulären Pleiten wie Enron, Worldcom und Parmalat Auftrieb erfahren. Bilanzfälschungen und andere Finanzbetrügereien führten unter Investoren zu vermehrter Nachfrage nach einer gezielten Auswahl von Qualitätsaktien. Identifikation von Quality-AktienZur Identifikation von Quality-Aktien orientieren sich systematische Quality-Investoren in der Regel an einem definierten Kriterienkatalog. Dieser ist zumeist selbst entwickelt und wird kontinuierlich gepflegt. Selektionskriterien, die nachweislich einen Einfluss und Erklärungsgehalt auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens haben, lassen sich in fünf Kategorien einteilen:[2]
Quality vs. Value und GrowthQuality Investing ist ein Anlagestil, der unabhängig von Value Investing und Growth Investing betrachtet werden kann.[3] Ein Quality Portfolio kann demnach sowohl Growth- als auch Value-Aktien enthalten. Value Investing stützt sich heutzutage vornehmlich auf die Aktienbewertung. Gewisse Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn- und das Kurs-Buchwert-Verhältnis spielen dabei eine zentrale Rolle. Value wird dabei entweder über das Bewertungsniveau im Vergleich zum Gesamtmarkt oder zum Sektor definiert oder aber als das Gegenteil von Growth. Eine fundamentale Unternehmensanalyse ist dabei eher zweitrangig. Ein Value-Investor kauft demnach ein Unternehmen, weil es in seinen Augen unterbewertet ist und es sich zudem um ein gutes Unternehmen handelt. Ein Quality-Investor kauft ein Unternehmen, weil es ein exzellentes Unternehmen ist und zudem ein attraktives Bewertungsniveau aufweist. Growth Investing setzt vor allem auf Wachstumswerte. Gewinneinschätzungen von Experten führen zur Kenngröße Gewinn je Aktie. Nur Titel, denen hohe zukünftige Gewinne und ein starkes Wachstum des Gewinns pro Aktie zugetraut werden, werden selektiert. Die Frage, zu welchem Aktienpreis diese Gewinnerwartungen gekauft werden und auf welcher fundamentalen Basis das Wachstum fußt, sind dabei sekundär. Growth-Investoren kaufen somit vornehmlich Aktien mit großem Gewinnwachstum und hohen Gewinnerwartungen, gleich welchen Bewertungsniveaus. Quality-Investoren bevorzugen Titel, deren hohes Gewinnwachstum auf einer soliden fundamentalen Basis aufbaut und die gleichzeitig einen gerechtfertigten Preis aufweisen. Quellen
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