Der Pulitzer-Preis (englischPulitzer Prize) ist ein US-amerikanischer Medienpreis für herausragende journalistische, literarische und musikalische Beiträge. Seit seiner Stiftung 1917 durch Joseph Pulitzer gilt das Renommee des Preises als ähnlich hoch wie etwa das des Oscars in der Filmindustrie oder das der Nobelpreise. Mit seinen Auszeichnungen für Romane und Sachbücher ist er der wichtigste US-amerikanische Literaturpreis der Gegenwart. Es werden zudem Reportagen, Fotos, Karikaturen, Lyrik, Theaterstücke und Musikaufnahmen ausgezeichnet.
Jährlich gibt die Pulitzer-Journalisten-Schule an der New Yorker Columbia-Universität die Preisträger bekannt, die von einer Jury aus US-amerikanischen Journalisten und Verlegern ausgewählt werden. Das Preisgeld beträgt je Kategorie ca. 15.000 US-Dollar. Die angesehenste Auszeichnung bildet die Vergabe der Goldmedaille an herausragende Zeitungshäuser für den Dienst an der Öffentlichkeit, offiziell Pulitzer Prize for Public Service.
Die Preisträger werden in der Regel Ende April bekanntgegeben. Die Preisverleihung erfolgt etwa einen Monat später in der Bibliothek der Columbia-Universität.
Erstmals wurde ein Pulitzer-Preis am 4. Juni 1917 vergeben.
Im Jahr 2010 wurde der Preis erstmals an eine Online-Publikation verliehen. Die Journalistin Sheri Fink (ProPublica) gewann ihn in der Sparte Investigativer Journalismus für einen Artikel über die Arbeit eines Krankenhauses in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina.[1]
Als Antwort auf die vielfach kritisierte, geringe Berücksichtigung von Minderheiten bei der Vergabe des Preises initiierte der afroamerikanische Autor Ishmael Reed 1980 den American Book Award, der jährlich durch die Before Columbus Foundation gestiftet wird.
Kategorien und Preisträger
Deutsche Preisträger
Im Lauf der Jahre wurde auch Deutschen die Pulitzer-Ehre zuteil. Die erste bekannte deutsche Preisträgerin war die Fotografin Anja Niedringhaus, die im Jahr 2005 die Auszeichnung in der Kategorie „Breaking News Photography“ gewann.[2] Ein weiterer deutscher Gewinner ist Daniel Etter, der 2016 ebenfalls in der Kategorie „Breaking News Photography“ zu den Preisträgern gehörte.[3] Im Jahr 2017 nahmen die beiden deutschen Investigativjournalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer die Auszeichnung – als Mitglieder des mit der Enthüllung des Panama-Papers-Skandals befassten International Consortium of Investigative Journalists – in der Kategorie „Explanatory Reporting“ (Hintergrund-Berichterstattung) auf der Bühne in der Columbia-Universität entgegen.[4] Zu den weiteren mehr als 300 mit der Enthüllung des Panama-Papers-Skandals befassten Mitgliedern des ICIJ gehört auch die in den ICIJ-Texten namentlich als Autorin genannte deutsche Journalistin Petra Blum.[5]
Aktuelle Kategorien
Die wichtigste der Preiskategorien ist die Dienst an der Öffentlichkeit
genannte, deren Preisträger seit 1918 neben dem Preisgeld noch die Pulitzer-Goldmedaille erhalten.[7]
Der Pulitzer-Preis wird derzeit in den folgenden 23 Kategorien (inklusive des Sonderpreises) vergeben:
Korrespondenz (Pulitzer Prize for Correspondence), 1929–1947.
Hintergrundjournalismus (Pulitzer Prize for Explanatory Journalism), 1987–1997 wurde in Hintergrundberichterstattung (Pulitzer Prize for Explanatory Reporting) umbenannt.
Allgemeine Nachrichtenberichte (Pulitzer Prize for General News Reporting), 1985–1990, wurde zu Aktueller Berichterstattung (Pulitzer Prize for Breaking News Reporting).
Allgemeine lokale oder örtliche Berichterstattung (Pulitzer Prize for Local General or Spot News Reporting), 1964–1984, wurde zu Aktueller Berichterstattung (Pulitzer Prize for Breaking News Reporting).
Lokal investigativer fachkundiger Berichterstattung (Pulitzer Prize for Local Investigative Specialized Reporting), 1964–1984, wurde zu Investigativer Berichterstattung (Pulitzer Prize for Investigative Reporting).
Lokale Berichterstattung, (Pulitzer Prize for Local Reporting), 1948–1952, wurde aufgeteilt in Local Reporting, Edition Time und Local Reporting, No Edition Time
Pulitzer Prize for Local Reporting, Edition Time, 1953–1963, wurde zu (Pulitzer Prize for Local Investigative Specialized Reporting).
Pulitzer Prize for Local Reporting, No Edition Time, 1953–1963, wurde zu (Pulitzer Prize for Investigative Reporting).
Fotografie (Pulitzer Prize for Photography), wurde 1968 in Feature-Fotoberichterstattung (Pulitzer Prize for Feature Photography) und örtliche Nachrichten (spot news category), die wiederum später in Aktuelle Fotoberichterstattung (Pulitzer Prize for Breaking News Photography) umbenannt wurde, geteilt.
Örtliche Nachrichten Berichterstattung (Pulitzer Prize for Spot News Reporting), 1991–1997, wurde zu Aktueller Berichterstattung (Pulitzer Prize for Breaking News Reporting).
Internationale telegrafische Berichterstattung (Pulitzer Prize for Telegraphic Reporting – International), wurde zu Internationaler Berichterstattung (Pulitzer Prize for International Reporting).
Telegrafische Berichterstattung, National (Pulitzer Prize for Telegraphic Reporting – National), wurde zu Nationaler Berichterstattung (Pulitzer Prize for National Reporting).
Roman (Pulitzer Prize for the Novel) (1917 bis 1947) wurde zu Belletristik (Pulitzer Prize for Fiction) (seit 1948).
Zeitleiste der Pulitzer-Preis-Kategorien
Folgende Teile dieser Zeitleiste scheinen seit 2014 nicht mehr aktuell zu sein:
Preis verliehen in einer noch aktuellen Kategorie (die kleine Zahl steht in dem Jahr, in dem es die Kategorie zum ersten Mal gab.)
Preis verliehen in einer heute umbenannten Kategorie (die zwei kleinen Zahlen stehen jeweils in dem Jahr, in dem es die Kategorie zum ersten und letzten Mal unter dem jeweiligen Namen gab.)
Preis verliehen in einer Kategorie, die es heut so nicht mehr gibt (die zwei kleinen Zahlen stehen jeweils in dem Jahr, in dem es die Kategorie zum ersten und letzten Mal gab.)
Preis nicht verliehen, obwohl es in dem entsprechenden Jahr die Kategorie gab.
Die kleinen Zahlen stellen die letzte Ziffer der jeweiligen Jahreszahl dar und verlinken zum dazugehörigen Artikel.
Die Namen einiger alter oder heute inzwischen umbenannter Kategorien (kursiv) wurden noch nicht ins Deutsche übersetzt, da die Feinheiten in der englischen Bezeichnung nur sehr schwer sinngemäß übersetzt werden können.
1
Es scheint, dass es die Kategorie Local Reporting - Edition time war, die 1964 in Local General or Spot News Reporting umbenannt wurde und das Local Reporting - No Edition time in Local Investigative Specialized Reporting umbenannt wurde. Aber die Paarung könnte auch genau andersherum sein. Bisher gibt es dafür keine Belege.
Literatur
Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): The Pulitzer prize archive. A history and anthology of award winning materials in journalism, letters, and arts. Saur, München 1987ff., ISBN 3-598-30170-7.
Hal Buell: Zeitbilder. 45 Jahre Pulitzer-Preis Fotografie. Könemann, Köln 2000, ISBN 3-8290-3596-9.
Katja Behling: Trophäe der Publizisten. Der Mann hinter der Auszeichnung. In: Aufbau. Heft 11, 2008, S. 15–17.
Roy Harris: Pulitzer’s Gold: A Century of Public Service Journalism. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Columbia University Press, New York 2015, ISBN 978-0-231-17028-4.