Pteropodini
Die Pteropodini sind eine Gattungsgruppe innerhalb der Familie der Flughunde (Pteropodidae): Manchmal werden sie auch als Flugfüchse oder Langnasenflughunde bezeichnet, diese Namen sind aber nicht eindeutig und werden auf verschiedene Flughundarten angewandt. Die Gruppe umfasst vier Gattungen (Pteropus, Acerodon, Neopteryx und Styloctenium)[1] mit 65 Arten. BeschreibungZu dieser Gruppe gehören mit dem Kalong (Pteropus vampyrus), dem Indischen Riesenflughund (Pteropus giganteus) und dem Goldkronenflughund (Acerodon jubatus) die größten Fledertiere überhaupt. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von bis zu 40 Zentimeter, eine Flügelspannweite von 1,7 Meter und ein Gewicht von bis zu 1,6 Kilogramm. Viele Arten sind jedoch deutlich kleiner, die kleinsten erreichen lediglich eine Kopfrumpflänge von 10 Zentimetern und ein Gewicht von 100 Gramm. Die meisten Arten sind graubraun oder schwarz gefärbt, einige haben jedoch Musterungen im Schulterbereich, auf dem Kopf oder im Gesicht. Die Ohren sind meist leicht zugespitzt, die Schnauze relativ lang und – ihrem Namen zufolge – hunde- oder fuchsähnlich, der Schwanz fehlt bei allen Arten. Die Augen sind wie bei allen Flughunden relativ groß. VerbreitungFlughunde der Gattungsgruppe Pteropodini sind auf vielen Inseln des Indischen Ozeans (Madagaskar, Seychellen, Komoren, Mauritius, Réunion und auf den Malediven – aber nicht auf dem afrikanischen Festland), in Süd- und Südostasien, Neuguinea, dem nördlichen und östlichen Australien, dem südlichen Japan, Taiwan und auf zahlreichen Inseln im westlichen und südlichen Pazifik verbreitet. Aktuell verschieben sich die Verbreitungsgrenzen der Flughunde aufgrund des voranschreitenden Klimawandels zunehmend. LebensweiseFlughunde der Gattungsgruppe Pteropodini sind Bewohner von Wäldern, Sümpfen oder Mangrovengebieten. Zum Schlafen hängen sie meist an Bäumen, oft auf kleinen, dem Festland vorgelagerten Inseln. Sie leben meist in Gruppen; Flughundkolonien können einige Dutzend bis zu Millionen Tiere umfassen. Am Abend begeben sie sich auf Nahrungssuche, wobei sie oft weitere Strecken zurücklegen, so auch große Distanzen über das Meer. NahrungDie Nahrung der Flughunde besteht aus Früchten, wobei sie von den härteren Sorten nur den Saft zu sich nehmen, von weicheren hingegen auch Teile des Fruchtfleisches verzehren. Daneben fressen sie auch Blüten oder die Pollen daraus. Von manchen Arten gibt es Beobachtungen, dass sie Meerwasser trinken, vermutlich um Mineralstoffe zu gewinnen. FortpflanzungDie Geburten der Jungen innerhalb einer Kolonie sind synchronisiert und meist jahreszeitlich bedingt, auf der nördlichen Hemisphäre im ersten Halbjahr, auf der südlichen im zweiten. Bei einigen Arten ziehen sich die Weibchen zur Geburt in Wochenstuben zurück. Die Tragzeit beträgt fünf bis sechseinhalb Monate, das meist einzelne Jungtier wird drei bis sechs Monate lang gesäugt. Die Geschlechtsreife tritt meist im zweiten Lebensjahr ein, die Lebenserwartung ist wie bei den meisten Fledertieren relativ hoch: das höchste bekannte Alter eines Tieres betrug 31 Jahre. Die GattungenAcerodonDie Gattung Acerodon ähnelt Pteropus bis auf Details im Aufbau der Zähne. Sie umfasst fünf Arten, die in Indonesien (Sulawesi und Kleine Sundainseln) und auf den Philippinen leben. Der Goldkronen-Flughund (A. jubatus) zählt mit bis zu 1,7 Meter Flügelspannweite zu den größten Flughundarten. A. humilis wurde erst 1999 wiederentdeckt, nachdem sie lange Zeit nur durch einige Museumsexemplare bekannt war. Der Sunda-Flughund (A. mackloti) ist ein typischer Baumbewohner auf den Kleinen Sundainseln. Die umstrittene Art Acerodon lucifer war lange nur von wenigen Exemplaren bekannt, die zwischen 1888 und 1892 auf der Philippinen-Insel Panay gesammelt wurden. Nach Ansicht des Zoologen Lawrence R. Heaney handelt es sich bei diesem Taxon lediglich um eine erloschene Population des Goldkronen-Flughundes.[2] NeopteryxDiese Gattung umfasst nur eine Art, Neopteryx frosti. Sie ist auf Sulawesi endemisch und ähnelt mit ihren am Rückgrat ansetzenden Flughäuten den Nacktrückenflughunden. PteropusMit fast 60 Arten ist Pteropus die artenreichste Flughundgattung. Sie ist im gesamten oben genannten Gebiet verbreitet. Zu den bekanntesten Arten zählen:
StylocteniumDiese Gattung Styloctenium umfasst lediglich zwei Arten: Zum einen S. wallacei, die nur auf Sulawesi und vorgelagerten Inseln lebt; Sie ist durch dachsähnliche weiße Gesichtszeichnungen charakterisiert. Zum anderen S. mindorensis, die zuerst im August 2007 wissenschaftlich beschrieben wurde und sich durch ausgeprägte Eckzähne auszeichnet.[3] Die Gattungen Mirimiri und Pteralopex, die in älteren Systematiken ebenfalls zur Tribus Pteropodini gehören, werden jetzt in die Gattungsgruppe Pteralopini gestellt.[1] BedrohungViele Arten spielen durch die Bestäubung von Pflanzen oder das Weitertragen von Samen eine wichtige ökologische Rolle, insbesondere auf kleinen Inseln. Oft werden sie jedoch als Schädlinge verfolgt, da sie auch in Obstplantagen und Gärten ihre Nahrung suchen. Die Zerstörung des Lebensraumes, die Jagd ihres Fleisches wegen und die Tatsache, dass viele Arten auf kleinen Inseln endemisch sind, tragen darüber hinaus zur Bedrohung bei. Mehrere Arten gelten als ausgestorben, darunter:
11 Arten werden von der IUCN als stark bedroht gelistet, rund 25 weitere als bedroht oder gefährdet. Einige in Malaysia und Südostasien heimischen Arten der Gattung Pteropus gelten als biologisches Reservoir für Vertreter der Virusgattung Henipavirus. Die Tiere infizieren sich bereits diaplazentar vor der Geburt. Besonders das seit 1999 bekannte Nipah-Virus verursachte über die Infektion von Schweinen über 100 gemeldete Todesfälle 1998 in Malaysia. Die epidemiologische Untersuchung der Flughunde und die systematische Reduzierung ihrer Lebensräume in der Nähe von Schweinefarmen wird als seuchenmedizinische Maßnahme durchgeführt. Dies beschleunigt die weitere Zurückdrängung der Pteropus-Arten besonders auf den malayischen Inseln. In Australien (Queensland) sind Pteropus-Arten Träger des Hendra-Virus, das bislang nur einzelne lokale, jedoch oft tödliche Infektionen bei Pferden und Menschen verursachte. Flughunde sind aufgrund ihrer physiologischen Beschaffenheit von der globale Erwärmung betroffen. Anhaltende Außentemperaturen von mehr als 41 °C führen bei den Flughunden zu Hitzestress und Temperaturen ab 42 °C können tödlich sein. Dies war etwa im Rahmen der Hitzewelle in Australien 2018/2019 der Fall, als alleine im November 2018 fast ein Drittel aller Flughunde im nördlichen Teil Queenslands bedingt durch die Hitze starben.[4] Einzelnachweise
|