Przechlewo ist ein langgestrecktes Straßendorf mit der Funktion eines kleinen Marktfleckens im stadtarmen Nordosten des Powiat Człuchowski. Das Ortsbild zeigt städtischen Charakter mit Marktplatz, gepflasterten Straßen, dicht aneinandergebaute Häuser, Geschäfte mit Schaufenstern und einer Badeanstalt im Dorfsee.
Geschichte
Im Jahre 1341 stellte HochmeisterDietrich von Altenburg dem Titzold von Roneburg eine Handfeste aus, gemäß derer er die 70 Hufen mit Bauern zu besetzen hatte. Der dorfhere zcu Prechlow wechselte 1350, als Ulrich von Lichtenberg es übernahm. Die Hussiten zerstörten 1433 das Dorf. In polnischer Zeit wurde das Schulzengut aufgeteilt.
1737 tobte ein Orkan über Prechlau und zerstörte das Dorf.
Die St.-Anna-Kirche in Prechlau von 1720 wird schon in der Ordenszeit einen Vorgängerbau gehabt haben. Der Fachwerkbau mit Holzturm wurde zwischen 1898 und 1901 durch ein massives Querschiff erweitert.
Die Mehrheit der Bevölkerung von Prechlau war vor 1945 katholisch. 1925 bekannten sich 61,5 % der Einwohner zur katholischen Konfession. Nach 1945 ist die Zahl der Katholiken in Przechlewo noch stark angestiegen. Der Ort blieb Pfarrsitz und gehört nun zum DekanatBorzyszkowy (Borzyszkowo) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen.
Evangelische Kirche
Die evangelische Gemeinde in Prechlau ist bis in das 16. Jahrhundert zurückzuführen und war – trotz Gegenreformation – um 1700 noch recht groß. Das Dorf wurde – in Abtrennung von Sampohl – 1889 Pfarrsitz und gehörte zum KirchenkreisSchlochau in der KirchenprovinzWestpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.[1] 1896/97 wurde ein eigenes Gotteshaus gebaut, das allerdings wegen Schwammbefall wieder abgerissen werden musste. Der Neubau entstand 1911. 1922 kam die Kirchengemeinde an die Kirchenprovinz Posen-Westpreußen.
Zwischen 1889 und 1945 amtierten in Prechlau drei evangelische Pfarrer: Paul Albrecht Otto Hartwig, 1889–1898, Heinrich Hugo Gerhard Borowski, 1898–1928 und Erwin Zarbock, 1930–1945.
Schule
Eine Schule gab es in Prechlau bereits im Jahre 1653. Damals fehlte allerdings dem Dorf ein Lehrer.
Persönlichkeiten
Robert Hilgendorff (* 1856; † 1912), deutscher Rittergutsbesitzer und Politiker
Georg Wieland (* 1937 in Prechlau), deutscher Philosoph und katholischer Theologe
Jan Lubiński (* 1953), polnischer Arzt (Genetiker) und Professor
Die Landgemeinde Przechlewo umfasst eine Fläche von 243,88 km², was 15,49 % der Gesamtfläche des Powiat Człuchowski entspricht. 52 % der Gemeindefläche sind Wald. Das Gemeindegebiet wird von vielen kleinen Seen.
Das Straßenverkehrsnetz in der Gmina Przechlewo wird lediglich von Nebenstraßen gebildet, die jedoch schnell Anschluss an Hauptverkehrsstraßen wie die Landesstraße 25 (bei Rzeczenica (Stegers)) oder die Woiwodschaftsstraße 212 (bei Konarzinki (Klein Konarczyn)) herstellen. Auch die Kreisstadt Człuchów (Schlochau) ist günstig zu erreichen.
Die Gmina Przechlewo verfügt über keine direkte Bahnanbindung mehr. Die nächste Bahnstation ist in der Stadt Człuchów.
Im Jahre 1902 wurde eine Eisenbahnstrecke von Schlochau nach Reinfeld im Landkreis Rummelsburg i. Pom. eröffnet. Sie bediente fünf Ortschaften der heutigen Landgemeinde: Ulrichsdorf (Czosnowo), Sampohl (Sąpolno), Prechlau (Przechlewo), Neuguth (Nowa Wieś) und Neubraa (Nowa Brda). Der Personenverkehr wurde 1991 eingestellt und die Strecke nach Reinfeld (Slosinko) 2006 demontiert.
Literatur
Johannes Hinz: Pommern – Wegweiser durch ein unvergessenes Land. In: Wegweiser durch unvergessenes Land. Band3. Kraft, Mannheim 1988, ISBN 3-8083-1192-4 (480 S., 771 Ill. u. graph. Darst. u. Kt.; 21 cm).
Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hrsg.: Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen. 1968, ISSN0505-2734 (248 S.).
Einzelnachweise
↑Die Kirchenprovinz Westpreußen bestand von 1817 bis 1832 und wieder von 1886 bis 1923. Zwischen 1832 und 1886 war die Kirchenprovinz mit derjenigen Ostpreußens zur Kirchenprovinz Preußen zusammengelegt.