Die in den 1960er-Jahren entwickelten Schiffe wurden ab 1974 auf der polnischen Stocznia-Północna-Werft in Gdańsk gebaut. Ab 1975 wurden sie in den Dienst der sowjetischen Marine gestellt. Sie dienen als Ersatz für die Schiffe des Projekts 1171. Die Schiffe wurden in drei Baulosen geliefert, zunächst von 1974 bis 1978 12 Schiffe des ersten Bauloses, später dann als Projekt 775 mod. I bezeichnet, dann 1980 bis 1988 13 Schiffe des Projekt 775 mod. II und von 1988 bis 1992 drei Schiffe des Projekt 775 mod. III.[1][2]
Technische Daten
Die Schiffe sind für Landungen direkt am Ufer konzipiert. Die Ladefähigkeit beträgt um die 480 Tonnen. Zwei Laderäume mit Abmessungen (L × B × H) von 55 m × 6,5 m × 4,5 m und 40 m × 4,5 m × 4,5 m stehen zur Verfügung. Bis zu dreizehn Panzer oder Schützenpanzer oder 20 Lastkraftwagen und 150 Marineinfanteristen können mitgeführt werden.[3]
Es wurden drei Ausführungen gebaut, die sich in der Bewaffnung und der Sensorausrüstung unterscheiden. Alle Schiffe tragen zwei Starter für je vier Strela-3-Flugabwehrraketen und zwei Grad-M-Mehrfachraketenwerfer. Unterschiede zwischen den drei Baulosen sind:
Projekt 775 mod. I: mit zwei 57-mm-L/70-AK-725-Geschütztürmen[3]
Projekt 775 mod. II: mit veränderter Sensorausrüstung und einem MR-302-„Rubka“-Radar[3]
Projekt 775 mod. III: mit einem 76-mm-L/59-Turm AK-176 und zwei 30-mm-L/54-Maschinenkanonen AK-630M und mit MR-352-„Positiv“-Radar[3]
Die NATO unterscheidet nur zwei Varianten: Ropucha I für mod. I und II sowie Ropucha II für mod. III.[3]
Einheiten / Verbleib
Insgesamt wurden zwischen 1974 und 1991 28 Schiffe gebaut, die fast alle in der sowjetischen Marine in Dienst gestellt wurden. Lediglich ein Schiff, die BDK-119, wurde an die Demokratische Volksrepublik Jemen verkauft, wo sie bis 2002 im Dienst stand.[4]
Im August 2009 waren die Asow, die Nowotscherkassk und die Jamal neben einer Fregatte und zwei Atom-U-Booten an der Suche nach dem verschwundenen Frachtschiff Arctic Sea beteiligt.[18]
Russischer Überfall auf die Ukraine
Im Zuge des russischen Truppenaufbaus vor dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 verlegte die russische Marine fünf eigentlich in anderen Einsatzgebieten stationierte Schiffe der Klasse in das Schwarze Meer (Minsk, Koroljow, Kaliningrad (alle drei Baltische Flotte), Georgi Pobedonosez und Olenegorski Gornjak (beide Nordflotte)).[17]
Im Verlauf des Krieges wurden mehrere Einheiten durch Kampfhandlungen beschädigt:
Zwei Schiffe, die Zesar Kunikow und die Nowotscherkassk, wurden am 24. März 2022 beim ukrainischen Raketenangriff auf das Landungsschiff Saratow (Projekt 1171) im Hafen von Berdjansk beschädigt. Dabei wurden auf beiden Schiffen Besatzungsmitglieder getötet, wie vom russischen Kommandanten des Flottenstützpunkts Sewastopol bestätigt wurde.[19][20]
Die Olenegorski Gornjak wurde Anfang August 2023 durch einen ukrainischen Seedrohnenangriff vor Noworossijsk schwer beschädigt. Fotos und Videos russischer Militärblogger zeigen die Schlagseite des Schiffes in der Bucht von Noworossijsk nach dem Angriff und berichten von Beschädigungen.[6][7] Dies war seit der Versenkung der Moskwa im April 2022 das größte russische Kriegsschiff, welches schwer beschädigt wurde.[21]
Am 14. September 2023 tauchte ein Video auf, das die schwer beschädigte Minsk im Trockendock in Sewastopol zeigte. Die Schäden scheinen durch einen ukrainischen Raketenangriff verursacht worden zu sein.[22] Laut Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums wurde die Minsk sicher funktionell zerstört und drohe lange auszufallen.[23]
Am 26. Dezember 2023 wurde die Nowotscherkassk bei einem Angriff mit Marschflugkörpern im Hafen von Feodossija erneut getroffen. Auf einem Video, welches die Nowotscherkassk zeigen soll, ist eine gewaltige Explosion zu sehen.[24] Während russische Medien lediglich von einer Beschädigung mit einem Toten sprechen, behauptet die Ukraine, das Schiff versenkt zu haben.[25] Regionale Berichte von 74 Toten wurden rasch wieder gelöscht.[26]
Laut einem Bericht der ukrainischen Online-Zeitung Ukrajinska Prawda gelang den ukrainischen Streitkräften am 14. Februar 2024 ein Angriff mittels Seedrohnen auf die Zesar Kunikow und das Versenken des Schiffs vor der Halbinsel Krim.[13][14][15]
Literatur
Ю.В.Апальков: Корабли ВМФ СССР. Том IV – Десантные и минно-тральные корабли. Sankt Petersburg, 2007, ISBN 978-5-8172-0135-2. (russisch)
↑ abcdeЮ.В.Апальков: Корабли ВМФ СССР. Том IV – Десантные и минно-тральные корабли. Sankt Petersburg, 2007, ISBN 978-5-8172-0135-2, S. 22 und folgende
↑Ropucha Class – Project 775. fas.org, 7. September 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Dezember 2002; abgerufen am 29. Februar 2024 (englisch).
↑Project 775 Ropucha class Tank Landing ship. Federation of American Scientist, 7. September 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Dezember 2008; abgerufen am 14. August 2009 (englisch).