Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon die Heißdampftechnik verbreitet war, wollte das Land Preußen von Hanomag noch einmal Nassdampflokomotiven geliefert bekommen. Die beschafften Lokomotiven hatten einen sehr leistungsfähigen Kessel und mit 4 m² die größte Rostfläche aller preußischen Dampflokomotiven. Die erzeugte Dampfmenge war jedoch größer, als die Hochdruckzylinder verarbeiten konnten. Die Leistung der S 9 lag deshalb kaum über der der wesentlich kleineren Heißdampflokomotive S 6. Die S 9 bildete dennoch zunächst das Rückgrat im Schnellzugdienst Berlin–Hannover. Wie alle deutschen Atlantic-Lokomotiven erwies sich auch die S 9 schnell als zu schwach für die immer schwerer werdenden Züge.
Zwei Lokomotiven (Hannover 903 und 905) wurden 1913 und 1914 mit Heißdampfkesseln ausgerüstet und als S 8 bezeichnet.
Nach 1919 mussten 17 Lokomotiven an Belgien und vier an Frankreich abgegeben werden. Nur drei der Lokomotiven, die beiden S 8 und eine Nassdampfmaschine, wurden noch von der Deutschen Reichsbahn als Baureihe 14.0 übernommen. Die beiden S 8 erhielten die Nummern 14 001 und 14 002, die S 9 (Essen 907) die Nummer 14 031. Schon 1926 wurden die Lokomotiven ausgemustert.
Dagegen blieben die nach Belgien abgegebenen Lokomotiven wesentlich länger im Einsatz.[1] Die NMBS/SNCB rüstete die von ihr unter der Reihennummer 69[2] in den Bestand übernommenen Lokomotiven in den 1920er Jahren auf Heißdampf um und modernisierte sie.[3] Die letzten Exemplare wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 ausgemustert.[4]
Die Lokomotiven waren mit Schlepptendern der Bauarten pr 2'2' T 21,5, pr 2'2' T 30 und pr 2'2' T 31,5 ausgestattet.
Literatur
Lothar Spielhoff: Länderbahn-Dampflokomotiven. Band 1. Preußen, Mecklenburg, Oldenburg, Sachsen und Elsaß-Lothringen. In: Deutsche Eisenbahnen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-89350-819-8, S.48.
Horst J. Obermayer: Dampflokomotiven. In: Deutsche Eisenbahnen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-89350-819-8, S.47.
↑Heribert Schröpfer: Das (zu) späte Meisterstück. Vom letzten Höhenflug der Atlantic-Lokomotive, Teil 2: die Reihe 12 der SNCB. In: Eisenbahn Geschichte, Nr. 67, Dezember 2014/Januar 2015, S. 64–69.