PossumfellPossumfell ist das Fell des Fuchskusus, auch Possum genannt. Dieses für die Pelzwirtschaft wichtigste und wertvollste Beuteltier Australiens und Neuseelands ist ein etwa mardergroßes Baumtier. Das Fell des Possums wird zu Bekleidung und Pelzdecken verarbeitet, außerdem wird das Haar seit Anfang dieses Jahrtausends kommerziell zu Wolle versponnen.[1] Die gelbgraue Sorte des Possumfells wurde im Handel früher als Australisch Opossum bezeichnet, die braune Sorte als Tasmanisch Opossum. Dem jetzigen Hauptaufkommen und der heutigen zoologischen Benennung entsprechend wird es nur noch nach dem Ursprungsland (unabhängig von der Färbung) als Neuseeländisches Opossum, besser noch Neuseeländisch Possum, bezeichnet, da für das Tier inzwischen der englische Name Possum anstelle Opossum gebräuchlich ist. Damit kann es sprachlich nicht mehr mit dem erheblich anders aussehenden Opossum Amerikas verwechselt werden. Das als Ringtail oder Ringtail-Possum (Ringtail-Opossum) bezeichnete Fell (die größten wurden anfangs als „rock-Opossums“ gehandelt[2]) des Ringelschwanz-Kletterbeutlers war nur wenig im Handel, das Tier ist inzwischen geschützt. Schon bevor die Europäer nach Australien kamen, wurde der Fuchskusu bejagt. Nicht nur das für uns wegen seines Geruchs widerliche Fleisch wurde von den Einwohnern als Delikatesse verzehrt, sie fertigten aus den Fellen einen Überwurf, der viel getragen wurde. Marn Grook hieß ein Spiel der Wurundjeri, bei dem der Ball aus Possumfell gefertigt war. Die Populationen waren durch die einheimische Nutzung kaum bedroht. Die ersten als australisches Opossum bezeichneten Felle kamen als Decken verarbeitet in den Handel, die von den Ureinwohnern angefertigt und an die europäischen Ansiedler verkauft worden waren. Diese exportierten sie in den internationalen Fellhandel.[3] Als im Verlauf der 1870er Jahre Opossum mehr und mehr Mode wurde und die Ausfuhren der Felle Millionenhöhe erreichten, wurden Schonzeiten eingeführt oder der Kusu zeitweilig ganz unter Schutz gestellt.[4] Neben der Verwendung zu Pelzinnenfuttern, Besätzen, Pelzkrawatten, Pelzmützen und Muffen wurden die Felle um 1900 insbesondere in Russland zu Herrenpelzen verarbeitet.[2] Aus den Possumschweifen wurden bevorzugt Herrenkragen hergestellt.[5] Bis in die 1990er Jahre wurden die naturgrauen Possums als australische Opossum, die naturbraunen als tasmanische Opossum gehandelt. Die letzten Jahrzehnte kamen aber praktisch keine australischen Possums mehr auf den Markt, fast das gesamte Aufkommen stammte aus Neuseeland von ursprünglich aus Tasmanien eingeführten Tieren. Kamen Possumfelle bis Ende des 20. Jahrhunderts hauptsächlich über Auktionen auf den Weltmarkt, werden sie heute in der Regel freihändig gehandelt. Sammler kaufen die Felle von den Jägern auf, um sie dann vorsortiert weiter an den internationalen Großhandel abzugeben. In Neuseeland wird das Tier inzwischen wegen seines massenhaften Auftretens und der angerichteten Schäden, zum Beispiel in der Landwirtschaft und in Gärten, als Schädling angesehen. Auf Grund der deshalb betriebenen Bejagung fallen in großer Menge Possumfelle an, zeitweilig wurde die Jagd sogar staatlich subventioniert. Bis etwa 2005/2006 wurde deshalb ständig nach Absatzmöglichkeiten für die nicht ausreichend nachgefragten Felle gesucht, dann brachen die Lieferungen schlagartig ab, seit Ende 2007 wird der Artikel in geringerem Umfang und zu gestiegenen Preisen wieder angeboten. Der Grund ist, Possumhaar wird inzwischen zu besonderen Garnen versponnen, der Preis für die Wolle ist offenbar so hoch, dass sich der Aufwand für das Aus- und Nachsortieren der pelzgeeigneten Felle nicht mehr rentiert, beziehungsweise es am Pelzmarkt nur in kleinem Umfang möglich ist, einen für die Sammler attraktiveren Preis durchzusetzen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg war das weiche Possumfell ein bevorzugtes Fellmaterial für Herren, insbesondere als Schalkragen auf Gehpelzen und für Sportjacken.[4] Der Rauchwarenhändler Jury Fränkel (1899–1971) erinnerte sich, dass um 1910 auf der Eisenbahnfahrt zum Pelzhandel auf der Irbit-Messe im kalten Sibirien die Reisenden eine sogenannte Dochá dabei hatten, einen Fahrpelz, meist ein Fohlenmantel, der mit Australischem Opossum gefüttert war.[6] 1902 wurde als letzte Neuheit für den Herrn ein Sportpaletot aus Seehundfell angepriesen, mit kurzem, schwarzem, glänzendem Haar, mit Stoff gefüttert und Besätzen von opossum-australienne, und wenn gewünscht auch die Gamaschen.[7] 1914 empfahl ein Fachbuch den unvergleichlich leichten Pelz als den dankbarsten Reiseanzug für praktische Männer. Als Besatz an Mütze und Kragen kleidet er namentlich blonde Frauen ausgezeichnet.[8] Im Westen der USA fertigte man um 1936 Männerjacken, die zusätzlich mit Lammfell ausgefüttert waren. Sie wurden zur Jagd und bei der Arbeit im Freien getragen.[9] In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren neben ähnlich gearbeiteten Fellmaterialien vor allem mit Lederstreifen gemixte Possumpelze in Deutschland en vogue. Die aufwändige Näharbeit wurde meist in Billiglohnländern, wie Korea, gefertigt. Hauptsächlich mit der Lederseite nach außen getragen ergab das besonders leichte und trotzdem warme Damenwintermäntel oder -jacken, die in erheblicher Stückzahl verkauft wurden. Vielfach wurden mit farbigen oder metallic-beschichteten Lederstreifen besondere Ornamente erzeugt. Die Musterung blieb jedoch sehr charakteristisch, irgendwann war die modebewusste Kundin es offenbar überdrüssig und das Possumfell geriet weitgehend in Vergessenheit. Derzeit wird Possum, verglichen mit dem Hauptartikel der Pelzmode, dem Nerz, in und für Europa nur in sehr geringer Menge verarbeitet. Wichtige Importländer für das Fell waren zuletzt Korea und China (Stand 2014). Einige deutsche Kürschner haben als Marktnische geschorene, nappierte Possumjacken, insbesondere für Herren, entdeckt. Bei den Felldecken hat Possum wegen seiner wertigen Optik und des angenehm weichen Haars jedoch traditionell einen hohen Marktanteil, außerdem neigt es verglichen mit anderen langhaarigen Fellen kaum zum Haaren. Der Haltbarkeitskoeffizient für das Possumfell wird mit 50 bis 60 Prozent angegeben, für die seinerzeit über Adelaide gehandelten 30 bis 40 Prozent; für das einmal als Ringtail(-Opossum) im Handel gewesene Fell 40 bis 50 Prozent.[Anmerkung 1][10] An entsprechend beanspruchten Stellen neigt das weiche, leicht krause Haar zum Verfilzen. Bei einer Einteilung der Pelzarten in die Haar-Feinheitsklassen seidig, fein, mittelfein, gröber und hart wird das Possumhaar als mittelfein eingestuft.[11]
Eigenschaften des Fells verschiedener Possum-Arten
HandelPossumfelle kamen erstmals nach 1860 zur Anlieferung. Zwischen 1860 und 1870 wurden nur einige zehntausend Felle angeboten. Das stieg bis 1906 auf 4 Millionen und ging bis 1950 auf 1,5 Millionen zurück. 1988 waren praktisch keine tasmanischen Felle mehr auf dem Markt. Jury Fränkel’s Rauchwarenhandbuch von 1988 nennt das australische Possum als streng geschützt, bemerkt aber einschränkend, „dass kaum noch Felle aus Australien angeboten werden. Das gilt auch für die tasmanischen Opossums“.[12] Australische Possums dürfen mit einer Ausnahmegenehmigung des Parks und Wildlife Service gefangen werden, die IUCN listet im Jahr 2000 einige Arten als nicht gefährdet (least concern), andere als potentiell gefährdet (near threatened). AustralienDie Verbreitung des Fuchskusu erstreckt sich hauptsächlich auf die östliche Hälfte seines Heimatkontinents, also auf die Staaten Queensland, Neusüdwales, Viktoria, Süd-Australien, außerdem auf die Insel Tasmanien. Die Größe des Verbreitungsgebiets mit ihren unterschiedlichen klimatischen und landschaftlichen Verschiedenheiten hat auch Unterschiede in Bildung und Struktur des Haarkleids hervorgebracht. Die besseren Sorten kommen aus dem Süden, dem kälteren Teil des Kontinents, vor allem aus Victoria und Tasmanien, während der Norden (zwischen 10. und 20. Grad nördlicher Breite) kleinere und flache Felle hervorbringt. Diese sind jedoch immer noch weich und dicht in der Behaarung mit dem für das australische Possum typischen gekräuselten Deckhaar.[4] In der Färbung bestehen zwischen den einzelnen Herkommen recht erhebliche Abweichungen. Zwischen dem besonders dunklen, blaugrauen bis rot- bis schwarzbraunen tasmanischen Possum, dem meist blaugrauen Mountains- oder Gebirgspossum aus Viktoria und den graurötlichen aus Neusüdwales gibt es viele Übergänge, nicht nur in der Rückenfärbung, sondern auch in den hellen Tönungen der ocker- bis weißlichgelben Wamme und dem hell- bis dunkelgrauen, oft rötlich schimmernden Kopf.[4] Nach den ursprünglichen Herkommen wurden folgende Qualitäten des australischen Possums unterschieden:
Bei den Victorias betrug der Ausfall an rohverbrannten (versottenen) Fellen bis zu 40 Prozent, gelegentlich noch mehr.
TasmanienFelllänge Tasmanischer Possums bis über 70 Zentimeter. Sehr groß, rauch, wollig, dicht und voll entwickelt. Meist dunkelrötlich braun, doch auch grau und besonders dunkel. Manchmal weniger reine Farbe. Die grauen Sorten waren als graue Tasmanische, die dunklen (oft schwarzbraun) mitunter als braune Tasmanische im Handel. Im Handel wurde unterschieden
Qualitäten
NeuseelandBeginnend um 1860 wurden tasmanische Possums in Neuseeland im Hinblick auf die Pelzgewinnung ausgesetzt. 1939 hatten sie sich so sehr vermehrt, dass sie als Landwirtschaftsschädling zur nationalen Plage erklärt wurden.[14] Durch intensive Bejagung versucht man seitdem der auch die Rindertuberkulose übertragenden Tiere Herr zu werden. In den 1980er Jahren wurde der Bestand auf 60 bis 70 Millionen Tiere geschätzt, durch Kontrollmaßnahmen verringerte sich der geschätzte Bestand auf 30 Millionen bis zum Jahr 2008.[15] Die Felle sind etwas kleiner und weicher im Fell als die tasmanischen, jedoch nicht so gedrungen. Unterschieden wird zwischen dem Anfall im Norden, wo die meisten Felle herkommen und südlichen Fellen. Erstere sind grau (dunkel), mitunter fast schwarz. Felle der südlichen Inseln (Southerleys) sind schwerer als die der nördlichen Inseln. Nördliche sind seidiger, südliche etwas gröber (gedrungen). Die Zucht des Possums lohnt sich kaum, sie ist aufwändig, die Tiere werfen nur einmal (bis zweimal) im Jahr, meist nur ein Junges, selten Zwillinge. 1981 kamen jedoch erstmals einige hundert Musterfelle aus einem sogenannten cage finishing einer neuseeländischen Farm in London auf den Markt. Durch gute Haltung und kontrollierte Fütterung waren die Felle wildgefangener Tiere von besonders hoher Qualität, größer als üblich, dicht behaart, sehr rein in der Farbe und das Leder weiß.[16] Auch die etwa 1980 begonnene Farmzucht hatte sich nach Anfangsschwierigkeiten etabliert (vor 1988 etwa 20.000 Felle).[12] Beides dürfte wegen der für Possums eingangs erwähnten Gründe und des zwischenzeitlich sehr geringen Preises für die Felle überholt sein. Gut geeignet für Pelzzwecke sind nur die Felle aus den beiden Wintermonaten Juni und Juli. Felle die in den übrigen Monaten anfallen weisen in der Regel Nachwuchsstellen (Unterwuchs) im Haar auf, die auch als dunkle Stellen auf der Lederseite sichtbar sind. Die Rohfelle werden aufgeschnitten, in Blattform angeliefert. Der größte Teil der Felle wird freihändig beziehungsweise über Auktionen (Dunedin) im Land gehandelt:
Basically Bush Ltd. spezifiziert wie folgt (Stand ca. 2011):
Verarbeitung, VerwendungIn Zeiten der Langhaarpelzmode ist das Possumfell ein beliebtes Besatzmaterial, früher vor allem für Herrenkragen. Es ist preiswerter als andere langhaarige Pelzarten wie beispielsweise Edelfuchsfelle. Wegen seiner Weichheit und der guten Wärmewirkung eignet es sich vorzüglich zum Ausfüttern von textilen Mänteln und Jacken, auch ist es ein bevorzugtes Material für Felldecken. Etwa in den 1960er Jahren wurde begonnen, Possumfelle in größerer Menge zu galonieren. Bei dieser Arbeitstechnik werden die Felle in schmale Streifen geschnitten, zwischen die ein ebenfalls schmaler Streifen (Galon) genäht wird, in der Regel aus leichtem Leder. Meist geschieht dies in einem Fischgrät- beziehungsweise Federmuster, deshalb ist auch die Bezeichnung „Federn“ hierfür geläufig. Possumfell zeichnet sich dadurch aus, dass sich fast ganzjährig störende Nachwuchsstellen zwischen den normalwüchsigen Haaren befinden, meist als dunkle Stellen auch von der Lederseite aus zu erkennen. Außerdem weist das Leder häufig kleinere oder größere Schäden auf. Beim Anbrachen werden diese Stellen vom Kürschner entfernt. Durch das Zerschneiden in schmale Streifen beim Galonieren fallen diese Nähte beim mit der Lederseite nach außen gearbeiteten Pelz kaum auf, stark zernähte Stellen können dabei sogar entfallen. Für aus ganzen Fellen, nappiert oder veloutiert gearbeitete Jacken oder Mäntel sind Felle mit Reparaturnähten jedoch weitgehend unbrauchbar. Etwa gegen Ende der 1980er Jahre hatten sich derart große Mengen an Possumfellen angesammelt, dass es möglich wurde, ausreichend viele einwandfreie Felle auszusortieren, die sich für eine derartige Verarbeitung eigneten. Bis heute sind in relativ geringer Stückzahl, oft als Herrenjacken, mit dem Leder nach außen zu tragende Possumjacken im deutschen Handel, häufig zusätzlich geschoren. Durch die Arbeitstechnik des Auslassens lassen sich Felle auf Kosten der Breite zu längeren schmalen Streifen verarbeiten, hierfür eignet sich neben anderen Fellarten das Possumfell (siehe Bilder, Modelle „Écharpe“ und „Traviata“). Im Jahr 1965 wurde der Fellverbrauch für eine für einen Possummantel ausreichende Felltafel (sogenanntes Mantel-„Body“) mit einer Länge von 112 Zentimeter mit 45 bis 50 Fellen angegeben. Zugrundegelegt wurde eine Tafel mit einer Länge von 112 Zentimetern und einer durchschnittlichen Breite von 150 Zentimetern und einem zusätzlichen Ärmelteil. Das entspricht etwa einem Fellmaterial für einen leicht ausgestellten Mantel der Konfektionsgröße 46 des Jahres 2014. Die Höchst- und Mindest-Fellzahlen können sich durch die unterschiedlichen Größen der Geschlechter der Tiere, die Altersstufen sowie deren Herkunft ergeben. Je nach Pelzart wirken sich die drei Faktoren unterschiedlich stark aus.[18] Wie bei fast allen Fellarten werden auch vom Possum die bei der Verarbeitung erst einmal abfallenden Fellteile verwendet. Der Hauptort für die Verwertung der in Europa anfallenden Fellreste ist Kastoria in Griechenland sowie der in der Nähe liegende kleinere Ort Siatista. Die dort hergestellten Halbfertigprodukte werden anschließend weiterverarbeitet, vor allem zu Innenfuttern. Nach Wiederaufkommen der samtartig geschorenen oder gerupften Pelze in der Mode wird auch das Possumfell geschoren. Als Schurhöhe wird für Possum etwa 12 bis 14 Millimeter empfohlen.[19] Hauptsächlich werden die Felle in ihren natürlichen Farben verwendet. Bevorzugte künstliche Einfärbungen für Possum waren Brauntöne und blau[5] sowie goldfarben (gebleicht). Heute ist es der Pelzveredlung möglich, fast jeden von der Textilindustrie gewünschten, zu den Stoffen passenden Farbton herzustellen. Zahlen, Fakten
Anmerkung
Siehe auchCommons: Australische, tasmanische und neuseeländische Opossumfelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bekleidung aus australischen, tasmanischen und neuseeländischen Opossumfellen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Verarbeitung der Possumfelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Belege
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