Pop (Eigenschreibweise pop oder POP) war eine von 1966 bis 1980 in der Schweiz verlegte deutschsprachige Musik- und Jugendzeitschrift welche 1980 in Pop Rocky aufging. Sie war die erste Publikation des Schweizer Verlegers Jürg Marquard.
Der Schweizer Journalist Beat Hirt (1939–2024)[1][2] und der Schüler Jürg Marquard (* 1945) überlegten 1964 eine Zeitschrift nach dem Vorbild der 1962 erschienenen französischen Musikzeitschrift Salut les copains zu machen.[3] Im Frühling 1965 kommt Marquard mit einer Gruppe Werber in Kontakt und man beschliesst das Projekt umzusetzen.[3]
In einer Startauflage von 2000 Stück[4] wurde eine TestausgabePop mit dem Untertitel Schweizer Beat- und Pop-Zeitschrift produziert, welche am 15. November 1965 zum Preis von 1,00 Fr. erschien.[5][6]
„Die großen deutschen Showbusinesszeitungen ignorieren den schweizerischen Musikmarkt vollständig. Deshalb wollen wir versuchen, mit pop diese Lücke zu schließen.“
– Jürg Marquard: Editorial in Pop, Testausgabe vom 15. November 1965[5]
Die Redaktion bestand anfangs aus Susy Bihrer, Beat Hirt und Jürg Marquard.[3] Bihrer und Hirt hatten schon für verschiedene Zeitschriften gearbeitet, Marquard war mittlerweile Voluntär bei der Zeitschrift Annabelle.[3] Ende 1965 wurde die Pop-Verlag AG mit Geld von Marquard (2000 Fr.), Bihrer (3000 Fr.), Hirt (5000 Fr.) sowie einer Gruppe von Werbern gegründet.[3]
Marquard übernahm die Bürotätigkeiten und wurde im Impressum als Chefredakteur genannt, Bihrer war für Trends und Mode zuständig während Hirt als Aussenreporter, auch in London, tätig war.[3]
Die Redaktion befand sich anfangs in einem Zürichberg-Wohnhaus,[3] wo auch die lokale Schüler-Beatband Red Lions probte.[7] Diese Band, bei der Marquards Bruder Dani Bass spielte, wurde von Jürg Marquard gemanagt.[8] Später war die Redaktionsadresse Hohlstrasse 216 in Zürich.[9]
Ab März 1966 erschien dann Pop, anfangs mit Untertitel die Zeitschrift für uns monatlich zum Preis von 1,50 Fr.[10] Die Anfangsauflage betrug 20000 Stück.[7] Die Zeitschrift wandte sich nun direkt an Jugendliche und junge Erwachsenene. Im Editorial zur ersten Ausgabe im März 1966 steht:
„Hallo Freunde! Hier ist POP! Die Zeitschrift, auf die wir so lange gewartet haben. Die Zeitschrift, in welcher wir Junge wirklich unter uns sind.“
– Jürg Marquard: Editorial in Pop, Ausgabe 1/1966[9]
Ab der Ausgabe 6 vom 1. August 1966 wurde der Verkaufspreis auch für Österreich (10 öS) und Italien (250 Lire) angegeben,[11] ab der Ausgabe 10 vom 1. Dezember 1966 entfiel der Untertitel. Ab März 1968 gab es auch eine deutsche Ausgabe, die inhaltlich ähnlich wie die Schweizer Ausgabe war.[5]
Das Blatt war anfangs sehr defizitär, bereits nach drei Ausgaben war das Kapital aufgebraucht und es konnte nur weiterproduziert werden, weil die Druckerei vorläufig auf Ansprüche verzichtet hatte.[3] Ständig war eine Insolvenz zu befürchten. Die Druckerei konnte weiter nicht bezahlt werden, sodass diese schliesslich die Druckrechte verkaufte.[3] Danach wanderten die Rechte an verschiedene Firmen bis Pop schliesslich in Winterthur gedruckt wurde.[3]
Für die Kolumne Unter uns, wo Briefe der Leser beantwortet wurden, war zeitweise der Kaplan Alfred Flury zuständig.[9] Ab 1969[12]/1970[13] arbeitete H. Elias Fröhlich (* 1947) bei Pop, der schon relativ bald Chef vom Dienst[14] oder Produktionsleiter[15] genannt wurde. Ende 1970 bestand die Redaktion neben Marquard als Chefredakteur und Herausgeber aus Susy Bihrer, Produktionsleiter Elias Fröhlich, Etienne Conod und Bernhard Sigg.[16] Urs Furrer war Art Director und Eduard Beck für das Layout zuständig; Verleger war die Zeitschriften-Verlag AG in Zürich.[16]
Waren anfangs nur in einzelnen Ausgaben Poster beigelegt, gab es ab Ausgabe 10/1970 in jeder Ausgabe eins,[17] wodurch die Zeitschrift erfolgreich wurde.[3] Später wurde die Anzahl der beigefügten Poster erhöht. Ab Ausgabe 10/1972 wurde die Erscheinungsweise von monatlich auf vierzehntäglich geändert.[18]
1973 war Chefredakteur Marquard mit 40 %, die FABAG und Druckerei Winterthur AG mit 60 % an der Zeitschriften Verlag AG beteiligt.[19] Im Mai 1973 übernahm die Jean Frey AG die FABAG und damit die Anteile an der Zeitschriften Verlag AG.[19] In Deutschland hatte Pop zu diesem Zeitpunkt eine Auflage von 176000 verkauften Exemplaren.[19]
Im Herbst 1974 wurde von der Springer-Tochter Koralle-Verlag die Hamburger Zeitschrift Poster Press übernommen, wodurch man auch eine Lizenz für Melody Maker erhielt; ab der Ausgabe 20/1974 von Pop ist auf dem Cover mit Poster Press – Melody Maker abgebildet.[20] Nun wurde eine herausnehmbare Schwarz-Weiss-Zeitung mit deutschen Texten des Melody Maker hinzugefügt. Während der Hinweis auf Melody Maker bis zur Einstellung von Pop aufgedruckt wurde, verschwand der Hinweis auf Poster Press mit Ausgabe 24/1975.[21] Ab etwa 1975 wurde Fröhlich Chefredakteur.[22]
Inhaltlich ähnelte Pop der Bravo, sie enthielt u. a. Foto-Romane, Top-20-Listen, Songtexte, Kummerkasten und Aufklärungsserien.[5] Ab 1974 gab es – ähnlich wie beim Bravo-Otto – mit der Hammerwahl eine Umfrage bei den Lesern, welches die Stars des Jahres waren.[23][24] Die Ergebnisse wurden dann ab den ersten Ausgaben des Folgejahres bekanntgegeben,[25] es wurden auch goldene Hammer-Trophäen übergeben.[26] Ab Ausgabe 04/1976 erschien Pop mit zusätzlichem Untertitel Die bunte Jugend-Illustrierte[27] wobei der Untertitel mit Melody Maker beibehalten wurde. Nach Ausgabe 12/1976 wurde die Erscheinungsweise auf 20 Hefte im Jahr reduziert, indem sechs Ausgaben im Jahr (Nummern 4 und 5, 8 und 9, 13 und 14, 17 und 18, 21 und 22 sowie 25 und 26) jeweils als Doppelnummer herausgegeben wurden.[28][29][30][31][32]
Im Januar 1980[33] wurde das ursprünglich niederländische Jugendmagazin Popfoto von Springer übernommen.[34] Ab April 1980 wurde Popfoto in Pop integriert und die Zeitschrift erschien drei Ausgaben (06/1980, 07/1980 und 08/1980) als Pop – jetzt mit Popfoto – Melody Maker.[5]
Kurz darauf wurde die Zeitschrift Rocky – Das Freizeit Magazin vom Burda-Verlag übernommen und die beiden Zeitschriften wurden zu Pop Rocky vereinigt. Der komplette Titel mit Untertiteln lautete anfangs Pop – Popfoto – Melody Maker – jetzt mit Rocky – Das Freizeit Magazin,[35] dieser wurde nach und nach gekürzt, sodass später nur noch Pop Rocky auf dem Cover zu lesen war. Die erste Ausgabe von Pop Rocky erschien mit der Nummer 09/1980 im 15. Jahrgang[35] und kann als eine direkte Fortführung von Pop angesehen werden.
Auflagenentwicklung
Gemessen an der Bravo hatte Pop immer eine deutlich niedrigere Auflage. 1973 hatte Pop gegenüber Popfoto eine leicht niedrigere Auflage. 1974 brach bei Popfoto die Auflage von 215063 im ersten Quartal auf 122019 im letzten Quartal ein, während Pop ab Q3/1974 aufhörte, Auflagenzahlen zu veröffentlichen. 1976 hatte Pop gegenüber Popfoto eine leicht höhere Auflage, welche bis 1980 deutlich ausgebaut werden konnte. Durch die Fusion mit Popfoto und Rocky – Das Freizeit Magazin wurde die Auflage von 230904 (Pop) im ersten Quartal 1980 auf 485795 (Pop Rocky) im letzten Quartal 1980 mehr als verdoppelt.
Verkaufte Auflage ausgewählter Musik- und Jugendzeitschriften von 1971 bis 1980 gemäss IVW[36]
Nachdem Marquard bzw. die Zeitschriften Verlag AG 1974 Poster Press sowie 1980 Popfoto und Rocky – Das Freizeit Magazin übernommen hatte, wurden Sounds und Musik Express 1982/83, Popcorn und Mädchen 1986 von Marquard übernommen. An Pop besass Marquard Anfang 1980 lediglich 40 %. Erst nachdem Werner K. Rey die Jean Frey AG 1987 übernahm, kaufte Marquard Pop Rocky von Rey und war damit Eigentümer von Pop bzw. Pop Rocky.