Blick vom Zinken nach Westnordwesten über das kleinteilig zergliederte Gebiet zwischen Häuselberg und Öhler. Links hinten markant der quaderförmige Gipfelaufbau des Ebensteins, links davor der Vordere Polster, rechts davor der Hintere Polster.
Die beiden Gipfel erheben sich aus einer welligen, karstigen Hochfläche. Der Hintere Polster liegt mittig in diesem Bereich und ist sein höchster Punkt. Der Vordere Polster bildet den südlichen Abschluss und ist vor allem von der häufig besuchten Sonnschienalm aus gut zu sehen. An seiner Westseite ist der Bereich über einen Grat mit dem höheren Ebenstein verbunden, dieser wird in manchen Karten[1] als „Polstersattel“ bezeichnet, das Kar südlich unterhalb als „Polsterkar,“ jenes im Norden als „Fenstertrog.“ Vom Polstersattel abgesehen fällt die Hochfläche an allen Seiten in steilen bis quasi senkrechten Wänden ab. Im Norden, zwischen Hinterem Polster und dem Großen Griesstein, liegt die „Lang-Eibel-Schlucht“, ein Seitengraben des Brunntales, welches zur Salza entwässert. Noch steiler sind die Flanken des Vorderen Polsters an der Süd- und Südostseite (sogenannte „Grasserwand“). An der Ostseite fällt der Hintere Polster weniger steil, aber dennoch zerklüftet und unwegsam in das sehr kleinteilig zergliederte, von Karstformationen (Dolinen, Ponore, Schachthöhlen) und Latschenfeldern durchzogene Gebiet zwischen den sehr wenig dominanten Gipfeln des Öhlers, Stadurzes und Häuselbergs ab.
Die Hochschwabgruppe gehört zu den Nördlichen Kalkalpen, innerhalb von deren Ostteil (in der s.g. Mürzalpendecke, Teil des Juvavikums) die sogenannte „Pfaffingalm-Hochschwab-Schuppe“ das zentrale und tektonisch tiefste Bauelement darstellt. Sie umfasst das Kaiserschild-Massiv im Westen und setzt sich danach über das Gebiet nördlich und südlich des Leopoldsteiner See und über das ausgedehnte Karstplateau um die Sonnschienalm sowie über den Vorderen und Hinteren Polster in den Hauptkamm der Hochschwab-Gruppe fort. Das dominante Gestein sind verschiedene Fazies des Wettersteinkalk.[2] Riff-Fazies des Wettersteinkalks bildet die wesentlichen Bereiche des Vorderen und Hinteren Polsters. Der Bereich des Polstersattels ist aus Wetterstein-Dolomit aufgebaut.[3] Formationen wie jene der beiden Polster-Gipfel sind für das Hochschwabgebiet typisch, es handelt sich dabei um sogenannte „Altflächen,“ die bei der Entstehung der Alpen im Miozän emporgehoben wurden. Sie sind nur gering glazial überformt und weisen in sich meist ein gewelltes Relief auf, an ihren Rändern brechen sie zu den umgebenden Tälern hin jedoch in schroffen Steilwänden ab.[4]
Der Wettersteinkalk verkarstet sehr leicht, daher finden sich im Bereich um die beiden Polster-Gipfel zahlreiche daraus resultierende geologische Formationen. Neben vielen kleineren Dolinen und Schächten stechen unter anderem die folgenden, (von Höhlenforschern augenzwinkernd so benannten) besonders hervor:
POL-Monster-Doline (Kat.Nr. 1744/390): Diese Doline östlich des Hinteren Polsters hat eine Öffnung von etwa 100 mal 60 m. In rund 60 Metern Tiefe ist sie ganzjährig durch Schnee verschlossen, dieser kann jedoch durch eine Reihe kleinerer Schächte in den Seitenwänden der Doline umgangen werden kann. In 375 m Tiefe öffnet sich eine 130 mal 135 m große Halle, von der aus mehrere bald in Verstürzen endende Gänge abzweigen.[5] Die maximale Tiefe der Doline beträgt 386 m bei einer horizontalen Erstreckung von 223 m und einer Gesamtlänge von 1532 m.[6]
„Kalter-Hintern-Schacht“: Diese Schachthöhle befindet sich ebenfalls am Hinteren Polster, nördlich des „Pol-Monsters.“ Nach einem schrägen Einstiegsschacht folgt ein horizontaler Abschnitt, der schließlich in zwei Stufen in einen wiederum horizontalen, großräumigeren Teil abbricht.[7] Die maximale Tiefe der Höhle beträgt 153 m bei einer horizontalen Erstreckung von 151 m und einer Gesamtlänge von 781 m.[6]
„Furtowi-Schacht“: Diese Schachthöhle liegt an der Westflanke des Vorderen Polsters. Sie entwickelt sich quasi ausschließlich vertikal (Österreichisches Deutschfurt owi = „fort/weg abwärts“) bis zu einer aktuell erforschten Maximaltiefe von 712 m.[8] Damit galt der Schacht ab 2001 als die tiefste Höhle des Hochschwabmassivs,[9] wurde inzwischen aber vom mindestens 1127 m tiefen Steinbockschacht übertroffen.[10]
Wege
Weder der Vordere noch der Hintere Polster sind durch markierte Wege erschlossen. Ein unmarkierter Steig zweigt vom Weg zwischen Bodenbauer/Häuslalm und Sonnschienalm (= Nord-Süd-Weitwanderweg = Europäischer Fernwanderweg E4 und E6) nach Norden in das Gebiet zwischen Öhler und Polster-Ostflanke ab, verliert sich dort aber. Gelegentlich wird das Gebiet von Skitourengehern besucht.[11]
Ansichten
Blick von der Meßnerin nach Nordwesten auf Ebenstein und die beiden Polster-Gipfel. Am linken Bildrand die Sonnschienalm.
Blick von der Sonnschienalm nach Norden auf Ebenstein, Polstersattel und Vorderen Polster
Blick vom Ebenstein über den Hinteren Polster nach Osten auf das Hochschwab-Plateau.
Karstlandschaft an der Südwestflanke des Vorderen Polsters
Literatur und Karten
Martin Moser: Hochschwab: Zwischen Salzatal und Murtal (= Rother Wanderführer). 8. Auflage. Bergverlag Rother, Oberhaching 2021, ISBN 978-3-7633-4582-3, S.68ff.
Gerhard Bryda, Dirk van Husen, Otto Kreuss, Veronika Koukal, Michael Moser, Wolfgang Pavlik, Hans Peter Schönlaub, Michael Wagreich: Erläuterungen zu Blatt 101 Eisenerz. In: Geologische Bundesanstalt (Hrsg.): Geologische Karte der Republik Österreich 1:50 000. Wien 2013 (geologie.ac.at [PDF; 4,7MB]).
Gerhard Bryda, Dirk van Husen, Otto Kreuss, Veronika Koukal, Michael Moser, Wolfgang Pavlik, Hans Peter Schönlaub, Michael Wagreich: Höhlenniveaus in der Hochschwabgruppe. In: Verband Österreichischer Höhlenforschung (Hrsg.): Die Höhle – Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde. Band72. Wien 2021 (zobodat.at [PDF; 1,9MB]).
↑Maßgeblich für diese und folgende Flurbezeichnungen ist die amtliche Österreichische Karte 1:50.000 („ÖK50“)
↑Gerhard Bryda, Dirk van Husen, Otto Kreuss, Veronika Koukal, Michael Moser, Wolfgang Pavlik, Hans Peter Schönlaub, Michael Wagreich: Erläuterungen zu Blatt 101 Eisenerz. In: Geologische Bundesanstalt (Hrsg.): Geologische Karte der Republik Österreich 1:50 000. Wien 2013, S.37.
↑Gerhard Zückert: Versuch einer landschaftsökologischenb Gliederung der Hochflächen der südlichen Hochschwabgruppe. In: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark (Hrsg.): Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Nr.125, 1996, S.55–72 (zobodat.at [PDF; 1,6MB]).
↑Lukas Plan, Eva Kaminsky, Stephanie Neuhuber, Pauline Oberender: Höhlenniveaus in der Hochschwabgruppe. In: Verband Österreichischer Höhlenforschung (Hrsg.): Die Höhle. Band72. Wien 2021, S.151f.
↑ abLukas Plan, Eva Kaminsky, Stephanie Neuhuber, Pauline Oberender: Höhlenniveaus in der Hochschwabgruppe. In: Verband Österreichischer Höhlenforschung (Hrsg.): Die Höhle. Band72. Wien 2021, S.144.
↑Lukas Plan, Eva Kaminsky, Stephanie Neuhuber, Pauline Oberender: Höhlenniveaus in der Hochschwabgruppe. In: Verband Österreichischer Höhlenforschung (Hrsg.): Die Höhle. Band72. Wien 2021, S.152.