Polada-KulturDie Polada-Kultur (Italienisch cultura di Polada) ist eine archäologische Kultur aus der frühen Bronzezeit Norditaliens.[1] Eponymer FundortDie Polada-Kultur ist nach dem archäologischen Fundort Polada benannt, der zur Gemeinde Lonato del Garda in der Lombardei gehört. Hier wurden von Giovanni Rambotti in einer Torfgrube zwischen 1870 und 1875 die ersten Funde gemacht, darunter die Überreste prähistorischer Pfahlbauten sowie die charakteristische Henkelgefäß-Keramik. In der Literatur eingeführt wurde der Name von der Prähistorikerin Pia Laviosa Zambotti.[2] Museum Giovanni RambottiDie vielen Funde aus der Polada-Torfgrube sowie von der benachbarten Pfahlbausiedlung Lavagnone 5 Kilometer südlich von Desenzano del Garda können heute im Museum Giovanni Rambotti in Desenzano del Garda besichtigt werden. Unter den Artefakten befinden sich Keramiken, Messer- und Waffenspitzen aus Kieselstein, Waffen, Geräte sowie ein Pflug aus Eichenholz aus der südalpinen Bronzezeit (ca. 2200 v. Chr.). VerbreitungsgebietDie Dörfer der Polada-Kultur befanden sich vorwiegend an See- und Flussufern. Die Siedlungen bestanden aus Pfahlbauten, deren Überreste in der heutigen Lombardei, in Venetien und im Trentino anzutreffen sind. Sie hatten eine räumliche Ausdehnung von rund einem Hektar mit zirka 200 bis 300 Bewohnern. Mit der Polada-Kultur assoziierte Hort- und Gräberfunde können sehr weit nach Nordwesten reichen, wie beispielsweise ins Aostatal[3] oder in den Kanton Tessin. WirtschaftsweiseDie Menschen der Polada-Kultur ernährten sich vorwiegend von der Tierhaltung, der Jagd, dem Ackerbau, dem Fischfang und vom Sammeln in den umliegenden Wäldern. An der Polada-Fundstätte Solferino wurden ferner die Überreste des ältesten domestizierten Pferdes auf italienischem Boden gefunden. KulturenvergleichAbgesehen vielleicht vom Gebrauch von Pfeil und Bogen und einem gewissen, technischen Können in der Metallverarbeitung besitzt die Polada-Kultur keinerlei Übereinstimmungen mit der vorangegangenen Remedello-Kultur und der Glockenbecherkultur.[4] Auch wenn die hergestellten Keramiken weiterhin noch relativ grobschlächtig ausfallen, so sind auf dem Gebiet der Steinindustrie, der Knochen- und Hornverarbeitung und der Metallurgie durchaus Fortschritte zu verzeichnen. Insbesondere die Werkzeuge und Waffen aus Bronze lassen eine Verwandtschaft mit den Artefakten der Aunjetitzer Kultur und anderen, nördlich der Alpen angesiedelten Kulturgruppen erkennen. Zeitgleich mit der Polada-Kultur in Norditalien sind um den Alpenbogen folgende Kulturen anzutreffen:
Zahlreiche Ähnlichkeiten bestehen auch mit der Bonnanaro-Kultur, die sich zur selben Zeit auf Sardinien entfaltete. ChronologieDer Polada-Kultur wird gewöhnlich der Zeitraum 2200 bis 1500 v. Chr. zugewiesen, laut A. F. Harding (2000) auch 2400 bis 1400 v. Chr.[5] David-Elbiali & David (2009) beschränken die Zeitspanne neuerdings auf 2200 bis ca. 1750 v. Chr.[6] Die so genannten ogetti enigmatici oder Brotlaibidole, die in Polada und beim Lago di Ledro gefunden wurden, stammen aus dem jüngeren Abschnitt der südalpinen Frühbronzezeit und korrelieren zeitlich mit der Polada-Kultur. Nach der Chronologie von Renato Perini entsprechen sie den Stufen Bronzo Antico II und Bronzo Antico III (Polada-B-Zusammenhang). Diese gemusterten Tonobjekte können in Italien durch die dendrochronologisch erhaltenen absoluten Daten in einen Zeitraum von 2050 v. Chr. (Polada B, Lavagnone 2) bis 1400/1300 v. Chr. (Lavagnone, Isolone di Mincio) gestellt werden.[7] Nach dem Chronologiesystem von Paul Reinecke betrifft die Polada-Kultur die Bronzezeit-Stufen BzA2 bis BzC2, gemäß David-Elbiali & David (2009) jedoch nur noch BzA1a, BzA1b und BzA2a, d. h. Frühe und Entwickelte Frühbronzezeit. Der Siedlung Lavagnone 1 kann ein Alter von 2080/2050 v. Chr. zugeordnet werden. Lavagnone 2 existierte 65 Jahre (von 2050 bis 1991/1985 v. Chr.) und Lavagnone 3 begann um 1984 v. Chr. Absolutdatierungen mittels der Radiokohlenstoffmethode erbrachten jedoch bisher wesentlich jüngere Alter von 1380 und 1270 v. Chr.[8] BedeutungDie Polada-Kultur kennzeichnet für den Norden Italiens den definitiven Eintritt in die Bronzezeit. Fundorte
Andere wichtige Fundstätten liegen zwischen Mantua und dem Gardasee sowie am Lago di Pusiano. Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Polada-Kultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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