Piet Moeskops

Piet Moeskops
Piet Moeskops (1919)
Piet Moeskops (1919)
Zur Person
Vollständiger Name Pieter Daniel Moeskops
Spitzname De reus uit de polder[1]
Geburtsdatum 13. November 1893
Sterbedatum 16. November 1964
Nation Niederlande Niederlande
Disziplin Bahn
Karriereende 1933
Wichtigste Erfolge
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften
1921, 1922, 1923, 1924, 1926 Regenbogentrikot – Sprint
Letzte Aktualisierung: 12. August 2020
Piet Moeskops (l.) mit Jan Derksen (M.) und Arie van Vliet (1963)
Das Grab von Piet Moeskops und seiner Frau Ida Berger auf dem Friedhof Oud Eik en Duinen in Den Haag

Pieter Daniel „Piet“ Moeskops (* 13. November 1893 in Loosduinen, Den Haag; † 16. November 1964 in Den Haag) war ein niederländischer Radrennfahrer. In den 1920er Jahren wurde er fünfmal Weltmeister im Sprint auf der Bahn.

Sportliche Laufbahn

Piet Moeskops lernte das Fahrradfahren als Auslieferungsfahrer für das Geschäft seines Vaters, der Geflügelhändler war.[2] Er war von imposanter Statur (1,90 Meter bei über 90 Kilogramm) und betätigte sich zunächst als Ringer.[3] Mit 19 Jahren fuhr er auf der heimatlichen Bahn in Loosduinen erste Rennen. 1914 wurde er erstmals niederländischer Meister im Bahnsprint. Insgesamt war er zehnmal niederländischer Titelträger im Sprint sowie einmal in der Mannschaftsverfolgung. Direkt nach dem Ersten Weltkrieg wechselte er zu den Profis. Dabei hatte er erhebliche Widerstände zu überwinden, denn sein Vater wollte, dass er einen bürgerlichen Beruf ergreift. Piet setzte sich aber durch und fuhr nach Brüssel, um dort vor allem bei den Bahnrennen zu lernen.[4] Er galt als besonders begabter Techniker und Taktiker.

1921 wurde Moeskops erstmals Weltmeister im Sprint, indem er den amtierenden Weltmeister Robert Spears aus Australien im Finale schlug. Diesen Erfolg konnte er in den folgenden Jahren bis 1926 wiederholen, außer 1925, als die Weltmeisterschaft ausgerechnet in Amsterdam stattfand. 1929 und 1930 wurde er Vize-Weltmeister hinter dem Franzosen Lucien Michard. Den Grand Prix Amsterdam gewann er 1926 bis 1929. Den Grand Prix de lUCI in Paris gewann er 1924 und 1927. Viermal gewann er den Großen Preis von Berlin.

Zum fünften und letzten Mal wurde Piet Moeskops Weltmeister bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1926 in Mailand. Dabei kam es zu einem Eklat, der die niederländische Sportpresse über nahezu zwei Jahre beschäftigte und weitere Folgen hatte: Als die niederländische Delegation sich im Stadion mit Gerard Leene als Fahnenträger präsentierte, fuhr Moeskops, der Leene bei der niederländischen Meisterschaft unterlegen war, mit einem weißen Handtuch an einem Stock über die Bahn. Als ihm ein niederländischer Funktionär, der dieses Verhalten als Provokation ansah, den Stock mit Handtuch entwinden wollte, kam es zu einer Rangelei, bei der Moeskops dem Mann einen Boxhieb versetzte. In der Presse wurde Moeskops Verhalten, der angab, einen „Witz“ habe machen wollen, scharf verurteilt, und wurde bei seiner Rückkehr in die Niederlande als „Flaggenschänder“ beschimpft. Moeskops wurde gesperrt, was zu derart heftigen Kontroversen im Radsportverband Nederlandse Wieler Bond führte, dass sich 1928 ein neuer Verband, die Nederlandsche Wielren Unie (Vorgängerin der späteren Koninklijke Nederlandsche Wielren Unie (KNWU)), gründete.[3] Durch seine Erfolge hatte Moeskops aber den Bahnradsport in den Niederlanden populär gemacht, was jüngeren Fahrer wie Arie van Vliet und Jan Derksen den Weg ebnete.[5]

1930 hatte Moeskops eine schwere Operation, von der er nur schwer genas, und 1933 beendete er seine Radsportlaufbahn.[2] 1935 heiratete er Ida Berger, die Ehe blieb kinderlos; Moeskops hatte eine Tochter aus einer früheren Beziehung, die bei den Eltern von Moeskops aufwuchs. Die Eheleute selbst zogen ein nichteheliches Kind der Tochter von Ida Berger groß. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere war Moeskops ein vermögender Mann, der seinen Immobilienbesitz klug verwaltete.[6] Er führte in Den Haag auch eine Dachdeckerei, in der er selbst arbeitete.

1939 fungierte Piet Moeskops während der Tour de France als Chauffeur seines Freundes, des Journalisten Joris van den Bergh, der Chef des niederländischen Teams war. Dabei profitierte Van den Bergh von Moeskops' Französischkenntnissen.[7] In den 1930er und 1940er Jahren war er Teamleiter der niederländischen Bahnfahrer bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen;[6] Derksen, wie Arie van Vliet aus bürgerlichen Kreisen stammend, erinnerte sich an Moeskops, der eher rustikaler Natur war, als „gefühlloses Großmaul“.[5] Noch im Jahre 1963 führte der 70-Jährige im niederländischen Fernsehen einen Stehversuch vor, ein Jahr später starb er. Sein Grab befindet sich auf dem niederländischen Friedhof Oud Eik en Duinen in Den Haag.

In den niederländischen Orten Nijmegen, Gouda sowie in Loosduinen, seit 1923 ein Stadtteil von Den Haag, sind Straßen nach Piet Moeskops benannt. Der italienische Bildhauer Ezio Roscitano schuf ein Denkmal von Moeskops, das diesem nicht gefiel und dessen Verbleib unbekannt ist.[6] Im Buch Wielerhelden van Oranje heißt es, es sei Joris van den Bergh gewesen, der Moeskops mit seinem Buch Te midden der kampioenen, in dem der Sportler sehr idealisiert dargestellt wurde, ein Denkmal gesetzt habe.[8]

Erfolge

1917
  • Niederländischer Meister – Sprint
1920
  • Niederländischer Meister – Sprint
1921
  • Regenbogentrikot Weltmeister – Sprint
  • Niederländischer Meister – Sprint
1922
  • Regenbogentrikot Weltmeister – Sprint
  • Niederländischer Meister – Sprint
1923
1924
1926
1927
1928
1929
1930
1931
  • Niederländischer Meister – Sprint
1932
  • Niederländischer Meister – Sprint

Literatur

  • Fred van Slogteren: Wielerhelden van Oranje. Arko Sports Media, Nieuwegein 2003, ISBN 978-90-77072-42-4, S. 142–144.
Commons: Piet Moeskops – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wim van Eyle: Een Eeuw Niederlandse Wielersport. Het Spectrum, Utrech/Amsterdam 1980, S. 111.
  2. a b A.A. van Gils: Moeskops, Pieter Daniel (1893–1964). In: resources.huygens.knaw.nl. 12. November 2013, abgerufen am 12. August 2020.
  3. a b Matty Verkamman: Champagne, wijn, warme melk met cocaïne. In: trouw.nl. 22. März 1999, abgerufen am 12. August 2020 (niederländisch).
  4. Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr. 47/1964. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln, S. 12.
  5. a b van Slogteren, Wielerhelden, S. 142.
  6. a b c Fred van Slogteren: Piet Moeskops een boeiend en veelzijdig mens (deel II). In: wielersport.slogblog.nl. Abgerufen am 13. August 2020.
  7. Benjo Maso: Nederland heeft de gele trui. Atlas Contact, Uitgeverij, 2015, ISBN 978-90-450-2635-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. van Slogteren, Wielerhelden, S. 144.