Peter Drescher (Schriftsteller)

Peter Drescher (* 14. Januar 1946 in Most, Tschechoslowakei[1][2]; † 28. April 2021 in Tiefenort[3]) war ein deutscher Schriftsteller, der sowohl in der DDR als auch im wiedervereinigten Deutschland publizierte.

Leben

Peter Drescher wurde 1946 geboren. Nach der Vertreibung wuchs er im Südbrandenburger Braunkohlerevier,[2][4][5] in der Bergarbeitergemeinde Brieske, auf,[1][6] wo er die Grundschule besuchte.[7] Schon in der Kindheit entwickelte er seine Lust am Schreiben und lebte diese zum Beispiel in Schulaufsätzen aus.[1][6][8][9] In Senftenberg besuchte er die Oberschule[6][7] und begann als Volkskorrespondent[9] für die Kreiszeitung Lausitzer Rundschau unter anderem von lokalen Fußballspielen zu berichten.[7] Mitunter steuerte er auch mal eine kleine selbstgeschriebene Geschichte bei.[9]

1962[7] nahm er im Schwermaschinenbau Lauchhammer eine Ausbildung als Technischer Zeichner auf[6] und legte parallel sein Abitur ab.[4] In der Folge trat er in den Zirkel Schreibender Arbeiter ein.[6] Die Berufsausbildung musste er abbrechen, als eine Tumorerkrankung diagnostiziert wurde.[6] Nach einer Gehirntumoroperation war er in der langen Rehabilitationsphase Invalidenrentner.[4] In dieser Zeit widmete er sich verschiedenen Schreibarbeiten.[6] Er war Gast des Schriftstellerverbandes (SV) im Bezirk Cottbus, ließ dort seine Manuskripte begutachten und holte sich Anregungen. Sein Wiedereinstieg ins Berufsleben fand in Form einer Sachbearbeiterstelle im Braunkohlenkombinat Senftenberg statt. Der SV ermöglichte ihm mittels eines Fördervertrages, dass er einmal im Monat für eine Woche vom Betrieb freigestellt wurde, um zu schreiben.[8] Sein Nebenerwerb bestand nun in der freien Mitarbeit bei Zeitungen. Es erschienen zahlreiche Pressebeiträge sowie Kurzgeschichten und Reportagen in evangelischen Zeitungen der DDR, zum Beispiel in Thüringen in dem Kirchenblatt Glaube und Heimat.[4]

Die Schaffensperiode, die Kinder- und Jugenderzählungen sowie Kurzgeschichten und Romane für ältere Leser hervorbrachte, lag um das Jahr 1977.[4] Die erste große Veröffentlichung war der Roman Montag fange ich wieder an (Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1977). Nach seiner Tätigkeit als Bürogehilfe in der Industrie absolvierte er eine Buchhändlerausbildung und leitete im Anschluss eine Buch- und Kunsthandlung,[2][1][4][5] und zwar die Senftenberger Geschäftsstelle von „Wort und Werk“, einer Handelseinrichtung der CDU.[6]

1987 wurde die erste Fassung seines Jugendromans Die Mühle am Ogowe im Literaturwettbewerb des Albert-Schweitzer-Komitees beim Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes der DDR mit dem Hauptpreis prämiert.[9] Die Endfassung erschien erst 2003; einen Auszug daraus druckte der Union Verlag Berlin jedoch zeitnah in einer Anthologie ab. Ebenfalls 1987 erschien Dreschers zweiter Roman Halbe Portion im Verlag Neues Leben, Berlin, dessen Protagonist sich nach einer Gehirntumor-OP wieder im Leben einrichten muss – eine literarische Aufarbeitung seines eigenen Lebensweges.[6] Auf diesem Erfolgshöhepunkt wurde er in den Schriftstellerverband aufgenommen.[9]

Zwischen den Roman-Veröffentlichungen waren der Kurzgeschichtenband Auf der Suche (1979) und das Jugendbuch Birkenhof (1982) erschienen, beide in der Evangelischen Verlagsanstalt, Berlin, wie auch die Erzählung Der Wunschbriefkasten im Wendejahr 1989. Die nächste Buchveröffentlichung, Sieger im Abseits, um einen jugendlichen Fußballspieler im existenzbedrohten Ortsverein, den eine Gehirntumordiagnose aus der Bahn wirft, erschien dann bereits in einem West-Verlag (Tiger-Verlag, Greven 1993).

1994 zog Peter Drescher mit Frau und Tochter[5] nach Tiefenort bei Bad Salzungen in Thüringen.[2] Über den neuen Wohnort erstellte er 1999 einen Bildband. Im selben Jahr musste er sich einer Bypassoperation unterziehen, wodurch er abermals eine Lebensbeeinträchtigung erlitt.[4] Dessen ungeachtet war er schriftstellerisch weiter produktiv und erhielt 2010 ein Förderstipendium des Thüringer Kulturministeriums.[1]

Peter Drescher war Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS).[4][5]

Stil

Die Genauigkeit seiner Darstellungen beruht auf eigenem Erleben, umfassenden Recherchen und dem Austausch mit den Lesern.[6] Erstgenanntes ist bezüglich des oft vorkommenden Erkrankungs- und Behinderungsthemas Teil der eigenen Rekonvaleszenz und soll zugleich Lebensorientierung für Betroffene und Erkenntnishilfe für deren Zeitgenossen sein.[9] Dabei korrespondiert Peter Dreschers literarische Arbeit mit dem Beruf seiner Frau, denn Erika Drescher war Lehrerin an einer Sonderschule, wo sie hilfsbedürftige Kinder auf das Leben vorbereitete.[9] Auch in Büchen wie Die Mühle am Ogowe, Aus! Vorbei oder Paradies mit Linden geht es immer wieder um Hilfsbedürftige oder Helfer.[4]

Aber Drescher stattete auch vergangenen Lebensräumen literarische Besuche ab: dem Sudetenland in Wurzeln schlagen und der Lausitz in Parole schwarzes Gold.[4] Zur Darstellung des DDR-Alltags im Allgemeinen äußerte sich Susanne Schmidt-Knaebel in ihrer Rezension von Hirngespinste (Nora, Berlin 2016) auf literaturland-thueringen.de: „Im Text selbst dokumentiert der stereotype Tempuswechsel zwischen Präsens und Imperfekt, wie eng die beiden Schichten des Erlebens miteinander verschränkt sind: Gegenwart und Vergangenheit. Bemerkenswert ist auch die Liebe zum Detail, mit der der Autor die versunkene Welt des DDR-Alltags heraufbeschwört.“[10]

Auszeichnungen

  • 1987: Hauptpreis im Literaturwettbewerb des Albert-Schweitzer-Komitees beim Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes der DDR
  • 1999: Ellwanger Jugendliteraturpreis

Werke

Bücher

Anthologie-Beiträge (Auswahl)

  • Sebastian. In: Mit Musik im Regenwind fliegen. Zusammengestellt von Evelyn Konschak. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1985, S. 84–86.
  • Bloß eine Kleinigkeit? In: Siegfried Pitschmann (Hrsg.): Wendezeiten. Texte des Thüringer Literaturwettbewerbs „Gestern – Heute – Morgen“ 1995. Geschichten zur deutschen Geschichte. Quartus-Verlag, Jena 1997, ISBN 3-931505-19-7, S. 92–97.
  • Ankunft im Alltag. In: Dorothea Iser (Hrsg.): Ich sterbe, wenn ich nicht schreibe. Dorise, Erfurt 2013, ISBN 978-3-942401-56-2, S. 441–447.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter Drescher: Peter Drescher. Kurzbiografie. In: sammlerhaus-koethen.de. Abgerufen am 28. Oktober 2019.
  2. a b c d Peter Drescher. In: lesezeichen-ev.de. Lese-Zeichen e.V., Andreas Berner, abgerufen am 28. Oktober 2019.
  3. Nachwuchs-literatur-zentrum "ich Schreibe!" E.v: Nachwuchs-Literatur-Zentrum "Ich schreibe!" e.V.: Im Gedenken. In: Nachwuchs-Literatur-Zentrum "Ich schreibe!" e.V. 30. April 2021, abgerufen am 2. Mai 2021.
  4. a b c d e f g h i j Dieter Fechner: Persönliche Begegnungen mit Thüringer Autoren im 20./21. Jahrhundert. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2014, ISBN 978-3-86777-718-6, Peter Drescher (geb. 1946), S. 39–42.
  5. a b c d Peter Drescher: Biografie. In: peter-drescher-tiefenort.de. Abgerufen am 28. Oktober 2019.
  6. a b c d e f g h i j Verena Ehnert: Geschichten zur direkten Lebenshilfe. Wie für Unionsfreund Peter Drescher das Schreiben zum großen Bedürfnis wurde. In: Märkische Union. Potsdam 13. August 1987.
  7. a b c d Jana Arlt: Der Autor Peter Drescher liest in seiner „alten Heimat“ / 27.9.2019 / 16 Uhr / Literaturzentrum „Ich schreibe!“ in Brieske-Marga. In: nlz-ich-schreibe.de. Nachwuchs-Literatur-Zentrum „Ich schreibe!“ e.V., 20. September 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019.
  8. a b Mit Pressebeiträgen fing er an. Zwei Fragen an den jungen Autor Peter Drescher. In: Neue Zeit. Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands. Nr. 53/1979. Berlin 3. März 1979, Kurs DDR 30. Begegnungen in 30 Kreisstädten, S. 4.
  9. a b c d e f g Horst Buder: Geschichten erzählen als Lebensorientierung. Der Schriftsteller Unionsfreund Peter Drescher. In: Neue Zeit. Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands. Nr. 286/1987. Berlin 5. Dezember 1987, Feuilleton/Roman, S. 4.
  10. Susanne Schmidt-Knaebel: Peter Drescher – „Hirngespinste. Die Sache mit dem Kopf und was da alles so dran hing“. Ein Düsenjäger schoss durchs Fenster. In: literaturland-thueringen.de. Thüringer Literaturrat e.V., abgerufen am 28. Oktober 2019.