Der Pearl-Index, benannt nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl (1879–1940), ist ein Maß für die Wirksamkeit bzw. Zuverlässigkeit von Methoden zur Empfängnisverhütung. Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist die Methode.[1]
Um den Pearl-Index zu berechnen, gibt es zwei Methoden:
Bei der ersten Methode wird von den Anwendungsmonaten ausgegangen (12 Monate × 100 Frauen):
Die zweite Methode bezieht sich hingegen auf die Menstruationszyklen der Frau, daher wird mit 1300 multipliziert, da die Länge des Menstruationszyklus im Durchschnitt 28 Tage dauert (13 Zyklen):
Beispiel: Ein Pearl-Index von 15 gibt an, dass von 100 Frauen, die mit einer bestimmten Methode ein Jahr lang verhüten, 15 schwanger werden.[2]
Referenzwerte
Bei regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr ohne jegliche Form der Empfängnisverhütung gibt der Pearl-Index die Fruchtbarkeit wieder und beträgt altersabhängig etwa 92 bei 19–26-jährigen Frauen, 86-87 für Frauen zwischen 27 und 34 Jahren und 82 für Frauen zwischen 35 und 39 Jahren[3] und sinkt dann etwa im Alter von 45–50 mit dem Einsetzen der Menopause auf 0 ab.
Vergleich der Geburtenkontrollmethoden (Wirksamkeit)
Die Tabelle unterhalb ist nach Farbe codiert und unterscheidet nach Anwendungssicherheit und Methodensicherheit, wobei die Ausfallrate als die erwartete Anzahl von Schwangerschaften pro Jahr pro 100 Frauen mit folgender Methode gemessen wird:
Blau
unter 1 %
geringeres Risiko einer Schwangerschaft
Grün
bis zu 5 %
Gelb
bis zu 10 %
Orange
bis zu 20 %
Rot
über 20 %
höheres Risiko einer Schwangerschaft
Grau
keine Daten
keine Daten vorhanden
In der Spalte „Benutzeraktion erforderlich“ sind Elemente, die nicht benutzerabhängig sind (Aktion einmal pro Jahr oder weniger erforderlich) blau hinterlegt. Einige Methoden können gleichzeitig für höhere Effektivitätsraten verwendet werden, z. B. Kondome mit Spermiziden, die geschätzte Methodensicherheit wäre vergleichbar mit der Methodensicherheit des Implantats.[1] Allerdings kann die mathematische Kombination der Raten, um die Wirksamkeit der kombinierten Methoden zu schätzen, ungenau sein, da die Wirksamkeit jeder Methode nicht unbedingt unabhängig ist, außer im perfekten Fall.[4] Wenn eine Methode bekannt ist oder vermutet wird, dass sie unwirksam gewesen ist, wie z. B. beim Reißen eines Kondoms, kann eine Notfallverhütung innerhalb 72 bis 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr aufgenommen werden. Notfallverhütung sollte kurz vor oder so bald wie möglich nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, da die Wirksamkeit mit zunehmender Verzögerung abnimmt. Obwohl die „Pille danach“ als Notfallmaßnahme betrachtet wird, kann die Levonorgestrel-Notfallverhütung kurz vor dem Sex als primäre Methode für eine Frau verwendet werden, die nur ein paar Mal im Jahr Sex hat und eine hormonelle Methode wünscht, aber nicht immer Hormone nehmen will.[5] Die Ausfallrate der wiederholten oder regelmäßigen Anwendung der Levonorgestrel-Notfallverhütung ist ähnlich wie bei denjenigen, die eine Barrieremethode verwenden.
Methode zur Geburtenkontrolle
Allgemeiner Begriff
Ausfallrate Anwendungssicherheit (%)/(Frauen pro Jahr)
Im Pearl-Index sind statistisch relevante Parameter wie Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, Größe der Stichprobe oder eine minimale Grundgesamtheit nicht vorgeschrieben. Dadurch ist der Pearl-Index neuer Verhütungsmethoden, wie er von Interessengruppen und Herstellern veröffentlicht wird, oft nur eingeschränkt aussagekräftig.
Je verbreiteter und langfristiger eine Verhütungsmethode eingesetzt wird, desto genauer kann der Pearl-Index angegeben werden.
Methodensicherheit vs. Anwendungssicherheit
Die Sicherheit der meisten Verhütungsmethoden hängt ganz entscheidend von der richtigen Anwendung ab. Ursache des Versagens von Verhütungsmethoden sind meist Anwendungsfehler. Daher sind Methodensicherheit, also das Versagen trotz optimaler Anwendung, und Anwendungssicherheit, also die praxisnahe Berücksichtigung von Anwendungsfehlern, bei den meisten Methoden deutlich verschieden. Der Pearl-Index vieler Methoden hängt auch vom Anwender ab, insbesondere von seinem Kenntnis- und Erfahrungsstand sowie seiner Zuverlässigkeit und Motivation. Je nach Studie kann der Pearl-Index daher stark schwanken.
↑Die Schwangerschaftsrate gilt bis sechs Monate nach der Geburt oder bis die Menstruation wieder einsetzt, je nachdem, was zuerst eintritt. Falls die Menstruation vor sechs Monaten nach der Geburt einsetzt, ist diese Methode nicht mehr effektiv. Für Benutzerinnen dieser Methode, bei denen vor dem Ende von sechs Monaten nach der Geburt keine Menstruation einsetzt, gilt: Nach Ablauf der sechs Monate ist diese Methode weniger effektiv.
↑In der Wirksamkeitsstudie von Lea's Shield waren 84 % der Teilnehmerinnen Para. Die unbereinigte Schwangerschaftsrate in der sechsmonatigen Studie betrug 8,7 % bei den Spermizid-Anwenderinnen und 12,9 % bei jenen, die kein Spermizid anwendeten. Bei den Nullipara mit Lea's Shield trat keine Schwangerschaft auf. Unter der Annahme, dass das Wirksamkeitsverhältnis von Nullipara zu Para für Lea's Shield dasselbe ist wie für die Portiokappe Prentif und den Today-Verhütungsschwamm, läge die unangepasste Sechs-Monats-Schwangerschaftsrate bei 2,2 % für Spermizidanwenderinnen und bei 2,9 % für jene, die das Kontrazeptivum ohne Spermizid verwendet haben.
↑Elisabeth Raith-Paula, Petra Frank-Herrmann, Günter Freundl, Thomas Strowitzki: Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. Springer, Berlin, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-29783-0, S.164–165.
↑ abcd
James Trussell: Contraceptive Technology. Hrsg.: Robert A. Hatcher, James Trussell, Anita L. Nelson. 18. Auflage. Ardent Media, New York 2004, ISBN 0-9664902-6-6, Contraceptive Efficacy, S.773–845.
↑I. Sivin, I. Campodonico, O. Kiriwat, P. Holma, S. Diaz, L. Wan, A. Biswas, O. Viegas, K. El Din Abdalla: The performance of levonorgestrel rod and Norplant contraceptive implants: A 5 year randomized study. In: Human Reproduction. 13. Jahrgang, Nr.12, 1998, S.3371–8, doi:10.1093/humrep/13.12.3371, PMID 9886517.
↑Puri V: Pharmacology for Health in Asia : Proceedings of Asian Congress of Pharmacology, 15–19 January 1985, New Delhi, India. Hrsg.: Dhwan B. N. et al. Allied Publishers, Ahmedabad 1988, Results of multicentric trial of Centchroman. Nityanand S: Hormone Antagonists for Fertility Regulation. Hrsg.: Chander P. Puri, Paul F. A. Van Look. Indian Society for the Study of Reproduction and Fertility, Bombay 1990, Clinical evaluation of Centchroman: a new oral contraceptive.