Scheffer-Boichorst ist die Rekonstruktion der Annales Patherbrunnenses zu verdanken (1870). Von 1891 bis 1902 war er Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica. 1899 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[3]
Neben Arbeiten zur deutschen Geschichte bildete die europäische Kultur- und Wirtschaftsgeschichte seinen Arbeitsschwerpunkt. Scheffer-Boichorst beschäftigte sich mit der Chronik des Florentiner Politikers Dino Compagni, die er für eine Fälschung hielt. Der Streit um eine mögliche Fälschung der Chronik war zu dieser Zeit in Italien schon in vollem Gange. Scheffer-Boichorst kam damit eine Rolle als Vermittler zwischen der italienischen und deutschen Geschichtswissenschaft zu. In diesem Zusammenhang kam es in den 1870er Jahren zu einem heftigen Meinungsaustausch mit dem Erlanger Historiker und Experten für italienische Stadtverfassungsgeschichte Karl Hegel, der für die Echtheit dieser Chronik plädierte und damit recht behalten sollte.[4]
Paul Scheffer-Boichorst starb 1902 im Alter von 58 Jahren in Charlottenburg und wurde auf dem St.-Hedwigs-Friedhof an der Liesenstraße beigesetzt. Der Grabstein trug ein Porträtrelief, das Fritz Klimsch geschaffen hatte. Das Grabmal ist nicht erhalten.[5]
Schriften (Auswahl)
Die Neuordnung der Papstwahl durch Nikolaus II. Texte und Forschungen zur Geschichte des Papstthums im 11. Jahrhundert. Trübner, Straßburg 1879, Digitalisat.
Herr Bernhard von der Lippe als Ritter, Mönch und Bischof. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde Westfalens. Bd. 29, Nr. 2, 1871, ZDB-ID 201422-1, S. 107–235, (Auch Sonderabdruck: Regensberg, Münster 1871, Digitalisat).
Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus Bruchstücken wiederhergestellt. Wagner, Innsbruck 1870, Digitalisat.
Kaiser Friedrich’ I. letzter Streit mit der Kurie. Mittler und Sohn, Berlin 1866, Digitalisat.
Literatur
Ernst Dümmler: Gedächtnissrede auf Paul Scheffer-Boichorst (= Abhandlungen der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1902, Rede 1, ZDB-ID 221471-4). Verlag der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1902, Digitalisat.
↑Marion Kreis: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort. Göttingen u. a. 2012, S. 83–86.
↑Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Berlin 2006, S. 55; Alfred Etzold: Der Dorotheenstädtische Friedhof. Die Begräbnisstätten an der Berliner Chausseestraße. Berlin 1993, S. 182 f.