Paul Pott war der Sohn des Kölner Architekten Jean Vincenz Pott (* 7. Oktober 1853 in Köln; † 30. Oktober 1910 ebenda)[2] und der Babette, geb. Krahn. Nach dem Abschluss an der Oberrealschule in der Kölner Humboldtstraße besuchte er zunächst die Baugewerkschule seiner Heimatstadt,[3]:917 die er mit Ablegung der Prüfung zum Wintersemester 1901 verließ.[4] In der Folge wechselte er an die TH München, wo insbesondere Carl Hocheder einer seiner Professoren war. Dort lernte er auch Paul Schultze-Naumburg kennen, der ihn sowohl theoretisch als auch in seinem Werk besonders nachhaltig beeinflusste. Nach Köln zurückgekehrt, sollte der, in dem Villenvorort Marienburg lebende amerikanische Zahnarzt Hervey Cotton Merrill (1862–1953), eine weitere Schlüsselrolle in seinem Leben einnehmen. Merrill führte den jungen Paul Pott in die einflussreiche Marienburger Gesellschaft ein und protegierte ihn. Auf dessen Anregung begab sich Pott auch nach England, um dort die neuesten Strömungen des Landhausbaues zu studieren und sich zugleich „für dessen anglo-amerikanische Variante zu interessieren“. Unter Merrills Führung avancierte Paul Pott während der Jahre 1908 bis 1914/1915 zu dem wichtigsten Architekten der Villenkolonie Köln-Marienburg.[3]:917 In dieser Zeit heiratete er in Köln am 19. Oktober 1912 Elisabeth Francis Helen genannt Elsie Francis Merrill (* 26. März 1889 in Köln), eine Tochter seines Mentors. Die Ehe wurde am 2. März 1930 vor dem Landgericht Köln geschieden.[5] Zugleich wurde er Mitglied der Vereinigung für Kunst in Handel und Gewerbe Köln und des Deutschen Werkbundes. Mit der beruflichen Selbstständigkeit seines neun Jahre jüngeren Schwagers Theodor Merrill fielen die Großaufträge für Villen jedoch nach 1914/1915 zunehmend an diesen. 1928 gehörte Pott zu den Gründern des »Blocks Kölner Baukünstler«. Seit den späten 1930er-Jahren und auch in den Kriegsjahren führte Pott Planungsaufträge für die Buderus-Werke aus. Nach Kriegsende war er 1950/1951, und in Gemeinschaft mit Gottfried Böhm – mit dessen Vater Dominikus Böhm er befreundet war – mit der Ausarbeitung zahlreicher Wohnhausbauten für die englische Besatzung befasst. Der Wiederaufbau der Alten Universität (heute Fachhochschule Köln) von 1955 bis 1958 war seine letzte große Bauaufgabe.[3]:917
„In weiten Bereichen nahezu flächendeckend erhielt Marienburg sein englisches/anglo-amerikanisches Gepräge aber erst, als Dr. Merrill für seine Tochter Elsie Francis den richtigen Ehemann gefunden hatte, den aus einer angesehenen Architekten- und Immobilienmakler-Familie stammenden Architekten Paul Pott. Es ist erstaunlich, wie dieser äußerst kunstsinnige, auch im Deutschen Werkbund engagierte junge Architekt die durch Reisen und Fachliteratur geförderten Anregungen seines Schwiegervaters in beste englische Architektur umzusetzen verstand. … Glanzstücke seines Könnens finden sich in der Parkstraße, wo die 1914/15 erbaute Villa DuMont als weit verzweigte, von mehreren anderen Pott-Villen umgebene Anlage auf sich aufmerksam macht, in der Leyboldstraße, wo die heute vom belgischen Militär genutzte, 1912/13 errichtete Villa Ahn einen ganzen Straßenabschnitt beherrscht, in dem Bereich Pferdmengesstraße/Leyboldstraße/Robert-Heuser-Straße, wo Paul Pott ein großes, allein von ihm gestaltetes Terrain mit seinem Lieblingswerk, der 1912/13 gebauten Villa Deichmann (heute Dr. Bscher) abschloss, oder in der Lindenallee, wo die 1914/15 errichtete Villa Dr. Clouth (heute Freiherr von Oppenheim) den für Marienburg wichtigen englischen Akzent setzt.“
– Der Kunsthistoriker Wolfram Hagspiel (1996) in einer Würdigung Pott's, dem er auch sein zweibändiges Werk zur Architektur des Stadtteils Marienburg widmete.[3]:XXIV–XXV
„Gerade in den wirtschaftlich florierenden Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erfüllte Paul Pott in mannigfachen Variationen Träume von englischer Architektur, die im Mutterland dieser Baukunst nicht besser hätten realisiert werden können.“
Zahlreiche der von Paul Pott entworfenen und teilweise auch in Eigenregie ausgeführten Bauvorhaben sind erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Neben den bereits genannten Mitgliedschaften gehörte er auch über lange Jahre dem BDA an.
Werk
Marienburg, Pferdmengesstr. 52: Remise, 2009
Marienburg, Pferdmengesstr. 36 von Südosten, 2009
Marienburg, Pferdmengesstr. 36 von Nordosten, 2009
Marienburg, Pferdmengesstr. 23, 2009
Bauten in Köln
1908–1909: Marienburg, Pferdmengesstr. 44, Haus Dr. H.C. Merrill[3]:647f
1908–1909: Marienburg, Pferdmengesstr. 50, Haus Zahnarzt Dr. Hugo Fischer[3]:648–650
1908–1910: Marienburg, Pferdmengesstr. 40–42, Haus Fabrikant Fritz Vorster[3]:645
1909–1910: Marienburg, Lindenallee 17, Haus Dr. H.C. Merrill[3]:390f
1910–1911: Marienburg, Pferdmengesstr. 52, Haus Bankier Arthur Deichmann[3]:650–655[6]:58–61
1910–1911: Marienburg, Robert-Heuser-Str. 17, Haus Fabrikant Fritz Vorster[3]:668–670
um 1911:–9 Marienburg, Heinrich-Lübke-Ufer 16–18, Café-Restaurant Rheinterrasse mit Tennisplatz im Auftrag von H.C. Merrill[3]:307f
1911–1912: Marienburg, Am Südpark 35, Villa mit Bürotrakt für Paul Pott und H.C. Merrill[3]:26–28
1911–1912: Marienburg, Robert-Heuser-Str. 24, Haus des Tabakfabrikanten Hugo Minderop[3]:676–678
1912–1913: Marienburg, Marienburger Str. 9, Umbau für den Kaufhausbesitzer Rudolf Cords[3]:453–455
1912–1913: Lindenthal, Haydnstr. 11, Haus Prof. Dr. Zinsser[3]:918
Wolfram Hagspiel: Köln. Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvororts. (=Stadtspuren, Denkmäler in Köln, Band 8) 2 Bände, J. P. Bachem Verlag, Köln 1996, ISBN 3-7616-1147-1.
Wolfram Hagspiel: Bauten und Architekten in Braunsfeld von 1900 bis zur Gegenwart. In: Max-Leo Schwering: Köln. Braunsfeld-Melaten. (=Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Band 6.) Kölnisches Stadtmuseum, Köln 2004, ISBN 3-927396-93-1, S. 271–336.
Wolfram Hagspiel: Marienburg. Ein Kölner Villenviertel und seine architektonische Entwicklung. (mit Fotografien von Hans-Georg Esch) J. P. Bachem Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7616-2012-0.
Wolfram Hagspiel: Villen im Kölner Süden. Rodenkirchen, Sürth, Weiss und Hahnwald. (mit Fotografien von Hans-Georg Esch) J. P. Bachem Verlag, Köln 2012, ISBN 978-3-7616-2488-3.
↑Herbert M. Schleicher (Bearb.): 80.000 Totenzettel aus Rheinischen Sammlungen. Band III Ko–Po. (Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e. V., Sitz Köln, Nr. 42), Köln 1988, S. 95.