Paul Pickenpack

Paul Pickenpack

Paul Johann Martin Pickenpack (Siamesischer Ehrentitel: Luang Siam Yosbal; * 13. Mai 1834 in Hamburg; † 20. Oktober 1903 ebenda) war ein Hamburger Kaufmann und Generalkonsul von Siam.

Leben

Paul Pickenpack gründete mit Theodor Thies am 1. Januar 1858[1] die erste deutsche Firma in Siam, dem heutigen Thailand. Man trieb aber nicht nur gemeinsam Handel, sondern war auch Agent z. B. für die Hongkong und Shanghai Bank, der Bank von Rotterdam sowie für mehrere Transport- und Schiffsversicherungen. Dadurch erwarben sich Thies und Pickenpack offenbar so viel Vertrauen, dass beide bis 1868 nicht nur jeweils abwechselnd Konsul bzw. Vizekonsul für die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck wurden, sondern auch für Schweden/Norwegen und die Niederlande. Die Konsulatsräume befanden sich in der Firma Pickenpack, Thies & Co.

Die Firma hatte von Anfang an auch das Konsulat für Schweden/Norwegen und seit 1860[2] auch das der Niederlande übernommen[3].

Thies war nach dem am 25. Oktober 1858 erfolgten Abschluss eines Handelsvertrages zwischen den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck auf der einen und Siam auf der anderen Seite, Anfang 1859 offiziell zum Konsul in Siam ernannt worden.[4] Pickenpack wird trotz zeitweiser Abwesenheit z. B. im Bangkok Calender 1861 als Stellvertreter benannt. Thies seinerseits ging 1864 wegen Krankheit nach Deutschland zurück, wurde jedoch ebenfalls weiter offiziell sowohl als Firmenmitinhaber als auch als Konsul bzw. Vizekonsul angegeben. Zu seinem Nachfolger als Konsul wurde Paul Pickenpack ernannt, der dieses Amt bis 1868 innehatte. Die hanseatischen Konsuln Pickenpack und Thies waren somit die ersten konsularischen Vertreter eines deutschen Staates in Siam.[4]

Die konsularische Vertretung der Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, Schweden/Norwegens sowie der Niederlande durch Thies und Pickenpack bestand noch jahrelang parallel zur preußischen Vertretung, die ab 1862 zunächst der britische Botschafter Sir Robert H Schomburgk kommissarisch, ab April 1865 dann die Inhaber der Firma Markwald & Co., Adolf Markwald und Paul Lessler, übernommen hatten. Bei Markwald & Co. handelte es sich bemerkenswerterweise um eine direkte Konkurrenzfirma zu Pickenpack, Thies & Co., die zum Beispiel für sehr ähnliche Firmen, insbesondere Schiffsversicherungen, als Agenten fungierten.

Pickenpack kehrte Ende der 1860er Jahre nach Deutschland zurück und gab die Bangkoker Firma in die Hände seines Bruders Vincent Pickenpack. Er selbst war seit 1881[5] in Hamburg neben der Führung seiner Geschäfte auch als königlich siamesischer Generalkonsul für das Deutsche Reich tätig. Darüber hinaus wirkte er bis 1892 als Mitglied im Aufsichtsrat der Anglo-Deutschen Bank.[6]

Im März 1900 gründete Pickenpack zusammen mit anderen an Ostasien interessierten Kaufleuten den Ostasiatischen Verein[7] und wurde deren stellvertretender Vorsitzender.[8] Sein Sohn Martin Ernst Pickenpack wurde 1904 offiziell zum Nachfolger im Amt des siamesischen Generalkonsuls ernannt[9] und blieb dies bis zu seinem Tod 1938.[5]

Einzelnachweise

  1. Gründungsdatum laut Dan Bradleys Almamach Bangkok Calendar 1861; Bild des Firmeneintrags siehe Literatur TIP Zeitung für Thailand vom 20. Januar 2013.
  2. Angabe im Bangkok Calendar 1861; Faksimile siehe Literatur TIP Zeitung für Thailand vom 20. Januar 2013.
  3. Nationaal Archief, Den Haag (c) 2006: Inventaris van het archief van het Nederlandse Consulaat-Generaal te Bangkok (Siam/Thailand), 1860-1942 (PDF; 338 kB) S. 5. (letzter Zugriff am 10. Oktober 2018).
  4. a b Andreas Stoffers: Thailand und Deutschland: Wirtschaft, Politik, Kultur. Springer Gabler, Berlin / Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-54985-4, S. 38.
  5. a b Rudolf Baierl: Die Thai-Deutschen Beziehungen zur Zeit König Chulalongkorns. Zur Ausstellung in der Königlich Thailändischen Botschaft. August 2000, S. 4.
  6. J. Neumann, E. Freystadt (Hrsg.): Jahrbuch der Berliner Börse. Ein Nachschlagebuch für Bankiers und Kapitalisten. 1887–1888. Siegfried Mittler & Sohn, 1887, S. 54.
  7. Chronik des Ostasienvereins (PDF; 2,8 MB) S. 11–18. (letzter Zugriff am 15. Februar 2021).
  8. The death is announced of Mr. Paul Pickenpack … In: The Straits Times. 2. November 1903, S. 5. (Kurzmeldung, letzter Zugriff am 8. Oktober 2018).
  9. Untitled. In: The Singapore Free Press and Mercantile Advertiser. 30. November 1904, abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch).

Literatur

Commons: Paul Pickenpack – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien