Paul-Hermann Gruner wurde als drittes Kind des Internisten Paul Gruner und der Kinderkrankenschwester Gabriele Gruner geboren. Er kam in der OpelstadtRüsselsheim zur Welt und schrieb darüber später so: „In dieser Stadt wird man entweder Auto oder Autor“.[1]
Gruner promovierte zum Dr. phil. mit einer sprach- und politikwissenschaftlichen Arbeit zum konstant konventionelle Rollenspezifika aufrechterhaltenden Bild von „Weiblichkeit“ in populären Frauenzeitschriften wie Birgitte, Für Sie und Freundin.[2]
Seit dem 15. Lebensjahr schrieb Gruner an Romanen. Erstmals wurden seine Texte 1984 publiziert. Später erschienen Texte in Literaturzeitschriften wie Lichtungen (Graz) und Neue Deutsche Literatur (ndl, Berlin).
Seit 1977 ist Gruner auch als bildender Künstler tätig (Objekt, Montage, Installation). Angeregt von den Bildwelten des Dada (Marcel Duchamp, Max Ernst, Kurt Schwitters), der polnischen Plakatkunst, den gestalterischen Experimenten in Bildjournalismus und Plakatgestaltung der Weimarer Republik (vor allem: Heartfield, Umbo) der politischen Karikatur der Bundesrepublik (vor allem Horst Haitzinger) sowie der sich politisch direkt einmischenden Plakatkunst der frühen 1970er Jahre (Klaus Staeck, Ernst Volland, Tomi Ungerer) entwickelte Gruner über Papierarbeiten (Collage: Chiasmage, Konfrontage, Assemblage), über Objekt-Montage und Ready-made bis zum dreidimensionalen Objekt und zur Installation seinen kritisch-expressiven Personalstil. Mit einer ersten großen Einzelausstellung trat er 1981 an die Öffentlichkeit. Thematisch ist aber nicht nur das Gesellschaftliche sichtbar in seinen Arbeiten (Ideologie, Gewalt, Reichtum vs. Armut, Technik vs. Natur): „Alles ist politisch“, sagt er, „selbst Gummibären essen“[3]
Auf Resonanz stießen Gruners 2012 veröffentlichter satirische Roman Wunderlich und die Logik[4][5] und seine 2014 unter dem Titel La Tour du Mariage veröffentlichten Kurzgeschichten.[6][7]
Gruner schrieb Texte u. a. für den Kabarettisten Dieter Hildebrandt, den Cicero, Deutschlandradio Kultur und das Munzinger-Archiv. Er ist Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und im Verband deutscher Schriftsteller (VS). Für die Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde e.V. fungiert er als Geschäftsführer. Gruner lebt seit den frühen 1980er Jahren in Darmstadt.
Schriften
Monographien
Kriege bescheren Frieden. 6 Balladen. Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-88323-471-0.
Die inszenierte Polarisierung. Die Wahlkampfsprache der Parteien in den Bundestagswahlkämpfen 1957 und 1987. Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-631-41831-0.
Made in Germany. Eine szenische Collage. Theaterstück, 1995 (mehrmals aufgeführt, nicht publiziert).
Frauen und Kinder zuerst. Denkblockade Feminismus. Eine Streitschrift. Reinbek 2000, ISBN 3-499-60946-0.
Die Pisa-Lösung. Epigramme, Gedichte, Kurztexte. München 2002, ISBN 3-935977-13-1.
La Tour du Mariage/Der Hochzeitsturm. Sieben Kurzgeschichten des 1. Darmstädter Turmschreibers mit einer fotografischen Hommage an das Wahrzeichen Darmstadts. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-939855-35-4.
Zikaden mit Zahnrad. Querschüsse, Glossen, Satiren. Darmstadt 2015, ISBN 978-3-87390-357-9.
Die suggestive Konfiguration von "Weiblichkeit". Frauenzeitschriften, Doing Gender und die Kontinuität tradierter Rollenstereotype. Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-19396-6.
Die extrem kurze Zeit der Seligkeit. Zehn Kurzgeschichten und ein Hörspiel. Darmstadt 2018, ISBN 978-3-87390-405-7.
Das Ohr. Ein Märchen für Erwachsene und solche, die es werden wollen. Darmstadt 2022, ISBN 978-3-87390-474-3.
Zug um Zug. Eine Anthologie der Literaturgruppe POSEIDON. Otzberg 2009, ISBN 978-3-9811880-1-1.
mit Eckhard Kuhla: Befreiungsbewegung für Männer. Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Essays und Analysen.Psychosozial-Verlag, Gießen 2009, ISBN 978-3-8379-2003-1.
Stadt-Land-Kuss, Eine Anthologie der Literaturgruppe POSEIDON. Otzberg 2011, ISBN 978-3-9811880-8-0.
mit Eberhard Malwitz und Carola Pomplun: Vom Targetrad zum Federkiel. Elf Physiker der GSI treffen auf neun Autoren der Literaturgruppe POSEIDON. Ein interaktives Kunstprojekt zwischen Literatur und Wissenschaft. Darmstadt 2017, ISBN 978-3-87390-391-3.
mit Albrecht Haag: Der LUI. Zum 175. Geburtstag des Ludwigsmonuments in Darmstadt. Darmstadt 2019, ISBN 978-3-87390-419-4.
CO-RO-NA. 19 Autorenbeiträge zu COVID-19, 19 Reaktionen auf eine Pandemie. Mit Fotografien von Anna Meuer. Darmstadt 2020, ISBN 978-3-87390-447-7.
↑Paul-Hermann Gruner: Pullover für Pinguine. Darmstadt 2009, S. 157.
↑Paul-Hermann Gruner: Die suggestive Konfiguration von „Weiblichkeit“. Frauenzeitschriften, Doing Gender und die Kontinuität tradierter Rollenstereotype. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-19396-6.