Ottomar Holdefleiß wurde in Salzmünde bei Halle (Saale) geboren. Hier machte er eine Ausbildung zum Metallhandwerker, die seinerzeit sowohl Schlosser- als auch Schmiedearbeiten umfasste.
Unternehmen Schulz & Holdefleiß
Er kam 1888 nach Berlin und gründete zusammen mit dem Schlosser Schulz die Firma Schulz & Holdefleiß, Fennstraße 13 in Wedding.[2] Seine Wohnung befand sich im Haus Chausseestraße 27.[3] Im Zusammenhang mit der schnell wachsenden Metropole Berlin erhielt das Unternehmen immer mehr Aufträge, sodass die Zahl der Mitarbeiter zeitweilig auf 300 anstieg.[4]
Im Jahr 1896 gewann das Unternehmen Schulz & Holdefleiß mit der lebensgroßen Brunnenfigur eines knienden Ritters, der die Gesichtszüge Bismarcks trug, die Goldmedaille auf der Berliner Gewerbeausstellung.[5] Auf der Pariser Weltausstellung 1900 war der Ausstellungsbereich der deutschen Textilindustrie mit einer Arbeit des Unternehmens ausgeschmückt.[6]
Das Kunstschmiedeunternehmen trug den Titel Königliche Hoflieferanten.[7]
1903 bis 1904 ließ Holdefleiß durch den Architekten Julius Wendler auf einem über 5000 m² großen Grundstück an der Adelheidallee unweit des Gutes Tegel eine repräsentative Villa für seine Familie errichten. Das Obergeschoss ist als Holzfachwerk gestaltet, jedoch nicht mit Holzbalken, sondern in Eisenform ausgeführt. Aus dieser Zeit hat sich auch ein aufwändig gestalteter schmiedeeiserner Gartenzaun erhalten.[8] An dieses besondere Bauwerk erinnert eine metallene Gedenktafel mit dem Text: Der Tegeler Kunstschmied Ottomar Holdefleiss (…) erbaute 1903 dieses Eisenfachwerkhaus.[9]
Lebensende
Für die Dorfkirche Alt-Tegel hatte er 1911 das Eingangsportal gestiftet. Bei der Einweihung zog sich Holdefleiß am 19. Januar 1912 eine Lungenentzündung zu, von der er sich nicht wieder erholte. Er starb am 10. Februar.[10]
Nach seinem Tod führte sein Neffe Wilhelm Holdefleiß (* 4. Juni 1887; † 3. Mai 1959) die Schlosserei allein einige Jahre erfolgreich weiter.[11]
Schmiedeeiserner, ca. 80 m breiter Abschluss des Ausstellungsbereichs der deutschen Textilindustrie mit einem zentralen, 10 m breiten und 12,5 m hohen Portal
Schmuckstück Monumentaler Berliner Drache, ein unvollendetes Familienwappen auf flacher Plinthe, Maße 144 × 140 × 53 cm; bei einer Auktion im Jahr 2020 angeboten[19]
1903
Schmiedearbeiten von Schulz & Holdefleiss, P. Marcus und F. P. Krüger (Architekt Alfred Messel,[20] 1902–1904; im Zweiten Weltkrieg zerstört)
Wohnhaus Felix Simon, Matthäikirchstraße 31, Ecke Margarethenstraße (heute: Scharounstraße)
↑Berliner Neubauten. 63. Die Neubebauung der Grundstücke Unter den Linden 17 u. 18 und Behrenstrasse 55-57. In: Deutsche Bauzeitung. Band26, Nr.91, 12. November 1892, S.553ff. (digitale-sammlungen.de).
↑Architekturdetails der Alsenbrücke. In: Neubauten der Stadt Berlin, Band II, 1903. Architekturmuseum der TU Berlin, abgerufen am 9. Oktober 2023.
↑Volker Dithmar, Reinhard Dithmar, Franz Noerling: Evangelische Kirche Hohen Neuendorf 1909–2009. (Festschrift). Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2009, ISBN 978-3-933022-56-1, S.30.
↑Paul Schaefer: Ein neuer Straßenbahnhof mit Beamtenwohnhäusern im Norden Berlins. In: Deutsche Bauzeitung. Nr.75, 17. September 1927, S.624 (delibra.bg.polsl.pl [PDF; abgerufen am 8. Januar 2023]).
↑Ein Industriebau von der Fundierung bis zur Vollendung. Bauwelt-Verlag, Berlin 1927, S.301 (lodz.pl [PDF; 20,0MB]).
↑„Mendelsohn und Hoetger ist“ nicht „fast ganz dasselbe?“ Eine Betrachtung neudeutscher Baugesinnung. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst. Nr.9, 1928, S.419 (zlb.de – Abbildung der Kaufhausfassade, im Text sind die Arbeiten von Schulz & Holdefleiss erwähnt).