Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Lutz zunächst als Berater und als Unternehmer in seinem eigenen am 13. Mai 1946 gegründeten Unternehmen, der „LUTZ GmbH“.[6] Nachdem das Unternehmen 1954 in Konkurs gegangen war, nahm er im selben Jahr einen Ruf der Technischen Hochschule Braunschweig an und übernahm den Lehrstuhl für Maschinenelemente und Fördertechnik. Gleichzeitig übernahm Lutz auch die Leitung des Instituts für Strahltriebwerke an der wiedergegründeten Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt in Braunschweig. 1958 wurde Lutz zum Präsidenten der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) ernannt[4] und hatte diese Position bis 1969 inne.[1] In diesem Jahr wurde die DFL in die DFVLR überführt. Lutz gehörte bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1972 dem Senat der DFVLR an.[2]
Lutz’ wissenschaftlicher Ruf gründete sich vor allem auf seine Grundlagenforschung über Spülvorgänge in Zweitaktmotoren sowie über Treibstoffe für Raketentriebwerke. Seine Eigenentwicklungen von Kleinmotoren belegen ebenfalls seine Fähigkeiten als Konstrukteur. In den 1950er- und 1960er-Jahren gehörte Otto Lutz zu den führenden deutschen Experten für Strahltriebwerke.[4]
Nach dem Kriegsende und zunächst ungewissen Zukunftsaussichten wandte sich Lutz wieder den Zweitaktmotoren zu und gründete 1946 die „Lutz GmbH“ – ein Unternehmen, das erschwingliche Motorfahrzeuge in Form von Fahrrädern mit Hilfsmotor, Mopeds und Motorrollern produzierte. Die Werkstätten befanden sich im Braunschweiger Stadtteil Kralenriede, Bienroder Weg 53,[7] wo Lutz bereits während des Krieges Werkstätten unterhalten hatte.
Die charakteristischen L-förmigen Ein-PS-Motoren hatte Lutz selbst bereits Anfang der 1940er-Jahre entwickelt und patentieren lassen.[2] Sie wurden in seinen Werkstätten gebaut. Nun entwickelte er dort Hilfsmotoren für Fahrräder und später Motorroller.[8] Zwischen 1946 und 1954 produzierte die „Lutz GmbH“ etwa 3000 Fahrzeuge.[7] Lutz’ eigenes Moped – ein „Lutz P 53“ – ist erhalten und kann heute in der Außenstelle des Städtischen Museums Braunschweig im Altstadtrathaus besichtigt werden.[9]
Otto Lutz: Untersuchungen über die Spülung von Zweitaktmotoren. Dissertation Technische Hochschule Stuttgart 1930, DNB57087291X.
Otto Lutz: Untersuchungen über die Spülung von Zweitaktmotoren. Wittwer, Stuttgart 1931, DNB580624544.
Otto Lutz: pV-Tafel, Tabellen und Diagramme zur thermischen Berechnung der Verbrennungskraftmaschinen. Springer, Berlin 1932. DNB361184212.
Otto Lutz, Wilhelm Maier: Resonanzerscheinungen in den Rohrleitungen von Verbrennungskraftmaschine. Wittwer, Stuttgart 1934, DNB580640590.
Otto Lutz, Friedrich Wolf: IS-Tafel für Luft und Verbrennungsgase. J. Springer, Berlin 1938, DNB361184204.
Otto Lutz: Über die Ausnutzung der kinetischen Energie des Auspuffstrahles bei Zweitakt-Brennkraftmaschinen zum Spülen. Wirtschaftsgruppe Fahrzeug-Industrie, Berlin-Charlottenburg 1939, DNB364981245.
Otto Lutz: Die Versuchsmaschine zur Nachahmung des Spülvorganges im schnellaufenden Motor. (Verfasst an der Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring, Institut für Motorenforschung, Braunschweig). Wirtschaftsgruppe Fahrzeugindustrie, Berlin-Charlottenburg 1939, DNB580624552.
Otto Lutz, Wolfgang Noeggerath: Spülvorgang bei Zweitaktmaschinen. VDI-Verlag, Berlin 1939, DNB580624536.
Otto Lutz: Über Leistungssteigerung von Flugmotoren durch Zugabe von Sauerstoffträgern. Vortrag, gehalten in der 4. Wissenschaftssitzung der Ordentlichen Mitglieder am 5. Juni 1942, Sitzungsperiode 1942/43. Deutsche Akademie der Luftfahrtforschung, Berlin 1942. (= Schriften der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung)
Otto Lutz, Walter Alvermann, Wolfgang Dietze: Beitrag zur Thermodynamik der Überschallströmung. Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V., Institut für Strahlantriebe, Braunschweig 1959, DNB364360267.
Otto Lutz: Antriebsfragen der Luft- und Raumfahrt. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1966, DNB457475285.
Jan Spies: Das Moped von TU-Professor Otto Lutz. In: Deine Stadt – Kunst, Kultur und Leben in Braunschweig. Heft 10, Braunschweig 1988, S. 34–35.
Prof. Dr.-Ing. Otto Lutz zum 60. Geburtstag. 8. April 1966. Krausskopf, Mainz 1966, DNB457855231.
Daniel Jankowski. Eine Ort der Forschung. Die Geschichte der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt/Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring und der Forschungsanstalt für Landwirtschaft bei Braunschweig-Völkenrode zwischen 1936 und 1966. Braunschweig 2023.
Einzelnachweise
↑ abcdNorman-Mathias Pingel: Lutz, Otto (Paul). In: Garzmann, Schuegraf, Pingel (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon – Ergänzungsband. S. 90.
↑ abcdJan Spies: Das Moped von TU-Professor Otto Lutz. S. 34.
↑Andreas Linhardt: Luftfahrt in der Region Braunschweig. In: Leuschner, Kaufhold, Märtl (Hrsg.): Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: Neuzeit. S. 874.
↑ abcFrank Ruhnau: Lutz, Otto. In: Jarck, Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. S. 394.
↑Daniel Jankowski: Ein Ort der Forschung.Die Geschichte der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt/Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring und der Forschungsanstalt für Landwirtschaft bei Braunschweig-Völkenrode zwischen 1936 und 1966. Hrsg.: Christian Kehrt. Braunschweig 2023, S.73.
↑Andreas Linhardt: Luftfahrt in der Region Braunschweig. In: Leuschner, Kaufhold, Märtl (Hrsg.): Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: Neuzeit. S. 878.
↑Jan Spies: Das Moped von TU-Professor Otto Lutz. S. 35.