Otto Erler (* 4. August 1872 in Gera; † 8. Oktober 1943 in Dresden) war ein deutscher Dramatiker.
Leben
Als Sohn eines Gerichts-Wundarztes geboren, studierte Erler nach dem Besuch des Realgymnasiums in Gera Germanistik und Neuere Sprachen in Marburg und Berlin. Während seines Studiums wurde er 1892 Mitglied der Burschenschaft Arminia Marburg.[1] Nach seiner Promotion zum Dr. phil. war Erler zunächst Gymnasialprofessor.[2] Als Vertreter der Völkischen Bewegung schrieb er 1903 die antisemitische Tragikomödie Ehekünstler. Er war mit Eva Ziegler, der Schwester von Hans Severus Ziegler, verheiratet.
In der Zeit des Nationalsozialismus stand er nach Aussage des Reichsdramaturgen Rainer Schlösser der NS-Bewegung nahe.[2] Nach der Aufführung des Stückes Thors Gast urteilte Goebbels am 31. Oktober 1937: „Ein dramatisiertes Rosenbergprogramm“, hielt das Stück aber für „Ganz undichterisch und ganz unkünstlerisch“.[3] Dennoch wurde es in Theaterprogrammen prominent protegiert, etwa am Stadttheater Salzburg, wo es am 1. Februar 1939 "Zur Feier des Jahrestages der Machtergreifung" aufgeführt wurde.[4]
Erler starb am 8. Oktober 1943 im Dresdner Schauspielhaus nach der vorausgegangenen Uraufführung seines Stückes Die Blutsfreunde.[2] Das Amt Rosenberg bezeichnete ihn in einem Nachruf als „Dramatiker der deutschen Nation“.[2]
In der sowjetischen Besatzungszone wurden 1946 Erlers Werke Die Blutsfreunde (Verlag Sigrune, Erfurt 1943), Not Gottes. (Verlag Sigrune Erfurt 1943), Thor und der Krist (Verlag Sigrune Erfurt 1942) in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen.[5]
Auszeichnungen und Ehrungen
Werke
- Giganten. Künstlertragödie in 3 Aufzügen. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1901, (Bühnenmanuskript).
- Der Bundschuh. Drama aus den Bauernkriegen. In drei Aufzügen. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1904 (Musik von Waldemar von Baußnern).
- Die Ehekünstler. Tragikomödie in 3 Aufzügen. Koch, Dresden & Leipzig 1904, (Bühnenmanuskript).
- Zar Peter. Drama in 4 Aufzügen. Callwey, München 1905.
- Struensee. Drama in 5 Aufzügen. Haessel, Leipzig 1916 (späterer Titel: Der Engel aus Engelland.).
- Die tragischen Probleme des Struensee-Stoffes. Eine Betrachtung der Hebbelschen Abhandlung. Haessel, Leipzig 1916.
- Amerongen. Eine Dichtung. Matthes & Thost, Leipzig u. a. 1922.
- Der Galgenstrick. Eine Komödie in 3 Aufzügen. Haessel, Leipzig 1924, (Bühnenmanuskript).
- Marfa. Drama in 4 Aufzügen. Haessel, Leipzig 1930
- Marfa-Demetrius. Eine Studie. Haessel, Leipzig 1930.
- Thors Gast. Bühnenwerk in 3 Aufzügen. Haessel, Leipzig 1937.
- Die Gewissenschaften. Eine Komödie. Fink, Weimar 1938.
- Not Gottes. Verlag Sigrune, Erfurt 1942;
- Die Blutsfreunde. Verlag Sigrune, Erfurt 1943.
Literatur
- Otto C. A. zur Nedden (Hrsg.): Otto Erler und die deutsche Bühne. Zum 70. Geburtstag des Dichters am 4. August 1942. Deutsches Nationaltheater, Weimar 1942.
- Hans Severus Ziegler: Vom Schaffen deutscher Dichter der neueren Zeit. Verl. d. „Forschungsfragen unserer Zeit“ Lienau, Zeven 1957. (= H. 1., Der Dramatiker Otto Erler: Weg und Werk)
- Felix Zimmermann: Der Dramatiker Otto Erler. Böhlau Verlag, Weimar 1944.
- Die kleine Enzyklopädie. Encyclios-Verlag, Zürich 1950, Band 1, Seite 458.
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 174–175.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 108.
- ↑ a b c d Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 140.
- ↑ Zu diesem Stück vgl. Jörg Fligge: „Schöne Lübecker Theaterwelt“. Das Stadttheater in den Jahren der NS-Diktatur. Schmidt-Römhild, Lübeck 2018, ISBN 978-3-7950-5244-7, S. 234f., 565.
- ↑ Stadttheater Salzburg, Programmheft (Spielzeit 1938/1939), Heft 6, Einlage ohne Seitenzahl.
- ↑ Liste der auszusondernden Literatur vom 1. April 1946
- ↑ Gesamtübersicht der Ehrenbürger Weimars. Stadt Weimar, November 2023, abgerufen am 6. September 2024.