Open Search Foundation
Die Open Search Foundation e.V. (abgekürzter Eigenname: OSF) ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Starnberg, der sich für eine offene und freie Internetsuche einsetzt. Durch ihre Aktivitäten unterstützt die Open Search Foundation die Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich der offenen Internetsuche, die gesellschaftliche Sensibilisierung sowie die Schaffung rechtlich-organisatorischer Rahmenbedingungen für einen europäischen offenen Webindex. Gründung und EntwicklungInitiiert wurde die Open Search Foundation durch Stefan Voigt, Geograf und Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Ab 2015 konkretisierte er gemeinsam mit Eva Bilhuber Galli (human facts AG) und Wolfgang Sander-Beuermann (MetaGer/SUMA e. V.) die Pläne für eine Initiative und entwickelte erste Ideen bezüglich Open Source und Wiki-Komponenten. Im November 2017 fand ein Workshop mit etwa 30 internationalen Interessenten aus Forschung und Industrie statt. Nach dem Aufbau der Technik-Fachgruppe folgte vier Monate später im September 2018 die offizielle Gründung der Open Search Foundation in Form eines eingetragenen Vereins.[1] Durch Berichte in der Süddeutschen Zeitung[2] und der New York Times[3] erreichte die OSF 2020 erstmals eine größere Öffentlichkeit. Zielsetzung, Motivation und VisionDie Open Search Foundation will „die Grundlagen für einen unabhängigen, freien und selbstbestimmten Zugang zu Informationen im Internet schaffen“. In Kooperation mit Forschungseinrichtungen, Rechenzentren und weiteren Partnern setzt sie sich ein „für eine Websuche, die allen zugutekommt“.[4] Als Gründe für ihre Arbeit nennt die OSF unter anderen das Machtungleichgewicht auf dem Suchmaschinenmarkt, insbesondere die marktbeherrschende Stellung von Google, und dem daraus folgenden hohen Einfluss auf Suchergebnisse und die öffentliche Meinung sowie mangelnde Such-Neutralität (s. umfassender englisch: Search Neutrality)[5]. Weiterhin werden mangelnde Transparenz (Black Box), Manipulationsgefahr, Diskriminierungseffekte und algorithmische Verzerrungen genannt, deren Auswirkungen durch die Machtasymmetrie verstärkt werden. Die Kernidee der Open Search Foundation basiert auf der Trennung von Suchindex und Suchmaschinen. Das Ziel ist ein offener Webindex (Open Web Index) als freies, öffentliches Gut und als Basis für eine Vielfalt von Online-(Such-)Diensten, wie ähnlich auch von D. Lewandowski und O. Sundin[6], SUMA e.V.[7] und Tim Smith[8] beschrieben. Auf den offenen Suchindex sollen neben allgemeinen und Spezial-Suchmaschinen auch Institutionen, Unternehmen oder NGOs (Such-)Dienste für verschiedene Anwendungsfelder aufbauen können. Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Mithilfe eines öffentlich moderierten Suchindex sollen Suchergebnisse „neutral ermittelt werden und frei von kommerziellen oder politischen Einflüssen sein“.[9] Weitere Aktivitäten der OSF neben der Förderung eines offenen Webindex liegen in der Förderung der digitalen „Internetsuch“-Kompetenz („Search Literacy“) und der Aufklärung der Öffentlichkeit. Dazu erfolgen öffentliche Auftritte an Schulen, Webinare, z. B. in Zusammenarbeit mit dem Bayernlab[10], eine Session bei dem Format Connect University[11] oder eine Infoveranstaltung für Kinder bei „Türen auf mit der Maus“ an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Open-Search-PrinzipienUm die Kernwerte Transparenz und Nachvollziehbarkeit in einem offenen Suchindex zu verankern, hat die OSF drei wesentliche Prinzipien entwickelt:[12]
WerteDie OSF verpflichtet sich den Werten Unabhängigkeit, Vielfalt und Vernetzung sowie Gemeinwohl.[13]
OrganisationRund um ein Kernteam organisiert die OSF die Open-Search-Initiative in sechs Fachgruppen:[14] Tech, Education+Literacy, Ethics, Legal, Economy und Applications. Jede dieser Arbeitsgruppen wird von einem oder mehreren Mitgliedern der OSF moderiert. Open Search SymposiumIm Oktober 2019 gründete die OSF das internationale „Open Search Symposium“ (#ossym).[15] Die dreitägige Konferenz fördert mit Vorträgen und interaktiven Workshops den interdisziplinären Austausch und die Forschung rund um das Thema Open Search. Die Konferenz findet seit 2019 jährlich an wechselnden Standorten statt, 2019 am LRZ Leibniz-Rechenzentrum, 2020 und 2021 pandemiebedingt nur online, 2022 am CERN in Genf und online. 2021 wurde das Konferenzprogramm um einen Track ergänzt, bei dem sog. „Alternative Suchmaschinen“ ihre Aktivitäten, Ziele und Pläne präsentieren können. Im ersten Jahr traten in dem Track Vertreter von Brave, Neeva und Xayn auf. 2022 waren Qwant, alexandria.org und thinkers.ai vertreten. ProjekteGefördert durch die Stiftung Mercator (Fördersumme: 204.000 Euro) startete im Juni 2021 das Projekt „#EthicsInSearch – Ethik der Internetsuche“[16], bei dem es um die Erforschung und Förderung ethischer Grundlagen einer offenen, werteorientierten Internetsuche geht. Im Juni 2022 erhielt die OSF gemeinsam mit 13 Konsortialpartnern den Zuschlag für das Horizont-Europa-Projekt OpenWebSearch.eu[17] (Gesamtfördersumme 8,5 Mio. Euro). Projektziel ist die Schaffung und das Testen eines Prototyps für einen europäischen Open Web Index (OWI). Darüber hinaus soll im Rahmen des Projekts die Grundlage für eine offene und erweiterbare europäische offene Web-Such- und Analyse-Infrastruktur (OWSAI) geschaffen werden. Konsortialpartner sind: Universität Passau, Technische Universität Graz, Deutsches Luft- und Raumfahrtszentrum, CERN, Radboud University, Leibniz Rechenzentrum, CSC - IT Center for Science, Nlnet, Universität Ostrava, Universität Leipzig, Suma e.V. und die Bauhaus-Universität Weimar. Seit Projektstart im September 2022 wurde OpenWebSearch.eu in verschiedenen Medien wie dem Deutschlandfunk[18], dem Podcast der Bayerischen Akademie für Wissenschaft[19], der Süddeutschen Zeitung[20] und dem Computermagazin c’t[21] vorgestellt. FinanzierungDie gemeinnützige Organisation finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, sowie öffentliche Projekt- und Stiftungsförderungen. Die Ausgaben für verwaltungsspezifische Tätigkeiten belaufen sich auf unter zehn Prozent. Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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