Olympische Sommerspiele 2016/Leichtathletik – 800 m (Frauen)
Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wurde am 17., 18. und 20. August 2016 im Estádio Nilton Santos ausgetragen. 65 Athletinnen nahmen teil. Olympiasiegerin wurde die Südafrikanerin Caster Semenya. Silber errang Francine Niyonsaba aus Burundi. Die Kenianerin Margaret Wambui gewann die Bronzemedaille. Für Deutschland starteten Christina Hering und Fabienne Kohlmann, die beide im Vorlauf ausschieden. Rose Lokonyen aus dem Südsudan nahm als aus ihrem Heimatland geflohene Flüchtlings-Athletin unter der olympischen Flagge und dem Kürzel ROT (Refugee Olympic Team) teil. Aktuelle Titelträgerinnen
RekordeBestehende Rekorde
Der bereits seit 36 Jahren bestehende olympische Rekord wurde auch bei diesen Spielen nicht erreicht. Die schnellste Zeit erzielte die südafrikanische Olympiasiegerin Caster Semenya mit 1:55,28 min im Finale am 20. August. Den Olympiarekord verfehlte sie damit um 1,85 Sekunden. Zum Weltrekord fehlten ihr genau zwei Sekunden. RekordverbesserungenEs wurden fünf neue Landesrekorde aufgestellt:
Anmerkung: GeschlechtsstatusfrageImmer wieder taucht im Zusammenhang mit der Athletin Caster Semenya die Frage nach dem Geschlechtsstatus auf. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin unter dem Namen Dora Ratjen bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich teilnahm. Alle seine Resultate wurden nach 1938 gestrichen. Allerdings war er im Gegensatz zu Caster Semenya eindeutig ein Mann.[2] In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal aktuell im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien.[3] Beide verschwanden nach Einführung der damals sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.[4] Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in ihrer früheren Form abgeschafft. Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus auch kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für Caster Semenya.[5][6] Tatsächlich wurden beim Olympia-Wettbewerb 2016 letztlich alle drei Medaillen von "46 XY DSD"-Athletinnen gewonnen, die also bei der Geburt als Frauen identifiziert wurden, aber die Geschlechtschromosomen XY haben und auch eine männliche Pubertät durchgemacht haben.[7] DopingDer 800-Meter-Lauf der Frauen war von einem Dopingfall betroffen: Leidtragende war die Äthiopierin Gudaf Tsegay, die sich über ihre Zeit eigentlich die Berechtigung zur Halbfinalteilnahme erlaufen hatte. VorrundeDie Vorrunde wurde in acht Läufen durchgeführt. Für das Halbfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten beiden Athletinnen (hellblau unterlegt). Darüber hinaus kamen die acht Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser (hellgrün unterlegt), weiter. Lauf 117. August 2016, 10:55 Uhr
Weitere im ersten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 217. August 2016, 11:02 Uhr
Weitere im zweiten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 317. August 2016, 11:09 Uhr
Weitere im dritten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 4
17. August 2016, 11:16 Uhr
Lauf 5
17. August 2016, 11:23 Uhr
Lauf 617. August 2016, 11:30 Uhr
Weitere im sechsten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 717. August 2016, 11:37 Uhr
Weitere im siebten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 817. August 2016, 11:44 Uhr
Weitere im achten Vorlauf ausgeschiedene Läuferinnen:
HalbfinaleIn den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils zwei besten Athletinnen (hellblau unterlegt) für das Finale. Darüber hinaus kamen auch die zwei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser (hellgrün unterlegt), weiter. Lauf 1
18. August 2016, 21:15 Uhr
Weitere im ersten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 218. August 2016, 21:23 Uhr
Im zweiten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:
Lauf 3
18. August 2016, 21:31 Uhr
Finale20. August 2016, 21:15 Uhr
Für das Finale hatten sich jeweils eine Athletin aus Belarus, Burundi, Großbritannien, Kanada, Kenia, Polen, Südafrika, und den USA qualifiziert. Als Favoritinnen traten die südafrikanische Olympiasiegerin von 2012 Caster Semenya sowie die belarussische Europameisterin von 2014 und amtierende Weltmeisterin Maryna Arsamassawa an. Weitere Kandidatinnen für vordere Platzierungen waren die kanadische Vizeweltmeisterin Melissa Bishop und die britische Vizeeuropameisterin von 2014 Lynsey Sharp. Aber auch die beiden Afrikanerinnen Margaret Wambui aus Kenia und Francine Niyonsaba aus Burundi, die im ersten Halbfinale einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatten, waren als starke Läuferinnen einzuschätzen. Schon in der ersten Kurve übernahm Semenya die Führung. Auf der Gegengeraden schloss Niyonsaba zur Südafrikanerin auf. Hinter den beiden liefen Arsamassawa, Bishop und Sharp. In der zweiten Kurve setzte sich Wambui hinter Arsamassawa auf den vierten Platz. Mit 57,59 s für die ersten vierhundert Meter legte die weiter führende Semenya ein schnelles Tempo vor. Zu Beginn der zweiten und letzten Runde ging Niyonsaba an Semenya vorbei und erlief sich einen Vorsprung von circa zwei Metern. Hinter Semenya lag nun Bishop, die aber innen von Arsamassawa überholt wurde. Kurz darauf zog Wambui an Arsamassawa vorbei. Eingangs der Zielgeraden forcierte Semenya das Tempo und übernahm wieder die Führung. Mit ihrem unwiderstehlichen Endspurt wurde Caster Semenya schließlich mit einem Vorsprung von rund acht Metern Olympiasiegerin und verbesserte dabei den südafrikanischen Landesrekord. Francine Niyonsaba kam als Zweite vor Margaret Wambui ins Ziel. Auch Melissa Bishop erzielte als Vierte einen neuen Landesrekord. Platz fünf in diesem schnellen Rennen belegte die Polin Joanna Jóźwik vor Lynsey Sharp. Mitfavoritin Maryna Arsamassawa musste sich mit Rang sieben zufriedengeben. Achte wurde die US-Amerikanerin Kate Grace. Caster Semenya wiederholte damit ihren Olympiasieg von 2012.
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