Der Rekordsprung des Siegers Beamon war die wohl bekannteste Leichtathletikleistung der Spiele von Mexiko-Stadt. Beamon übertraf den bis dahin bestehenden Weltrekord um gleich 55 Zentimeter. Es war die größte Verbesserung des Weltrekordes in der Geschichte des Weitsprungs. Dieser Rekord hatte 23 Jahre Bestand, bevor am 30. August 1991 bei den Weltmeisterschaften 1991 in Tokio der US-Amerikaner Mike Powell fünf Zentimeter weiter sprang. Beamons 8,90 m haben als Olympiarekord heute noch Bestand – Stand September 2021, die Weite ist der älteste noch bestehende olympische Rekord.
Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – startete Reinhold Boschert, der sich für das Finale qualifizierte und Zwölfter wurde.
Die DDR – offiziell Ostdeutschland – war durch den Silbermedaillengewinner Klaus Beer vertreten.
Athleten aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.
Zunächst wurde der olympische Rekord und einen Tag darauf auch der Weltrekord verbessert:
Olympischer Rekord: 8,27 m – Ralph Boston (USA), Qualifikation am 17. Oktober, erster Versuch bei Windstille
Weltrekord: 8,90 m – Bob Beamon (USA), Finale am 18. Oktober, erster Versuch bei einem Rückenwind von 2,0 m/s
Durchführung des Wettbewerbs
35 Athleten traten am 17. Oktober zu einer Qualifikationsrunde an, die in zwei Gruppen absolviert wurde. Siebzehn Wettbewerber – hellblau unterlegt – erreichten das Finale am 18. Oktober über direkte Qualifikationsweite von 7,65 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern deutlich übertroffen. Im Finale hatte jeder Springer zunächst drei Versuche. Zum ersten Mal bei Olympischen Spielen standen den acht besten – und nicht wie bisher nur den sechs besten – Athleten anschließend drei weitere Sprünge zu.
Als Kriterium zum Erreichen des Finales der besten Acht war eigentlich nur der jeweils beste Sprung eines Athleten vorgesehen, im Gegensatz zur Festlegung der Reihenfolge im Endresultat sollte es keine weitere Ausdifferenzierung über den nächstweitesten Versuch geben. So hätten Lynn Davies, gleichplatziert mit Andrzej Stalmach auf Rang acht, drei weitere Versuche zugestanden. Doch während des Wettkampfs wich das Kampfgericht irrtümlich von der Regel ab, sodass die Konkurrenz für Davies beendet war. Nach Abschluss des Wettkampfs bemerkte das Kampfgericht seinen Fehler und bot Davies an, drei weitere Sprünge zu absolvieren. Doch der Brite verzichtete darauf und rangierte somit im Endresultat auf Platz neun.[4]
Für diesen Wettkampf gab es drei Favoriten: den Olympiasieger von 1960 und Weltrekordhalter Ralph Boston aus den USA, den sowjetischen Mitweltrekordler Igor Ter-Owanesjan und den britischen Olympiasieger von 1964 Lynn Davies. Während Boston in der Qualifikation gleich im ersten Versuch einen neuen Olympiarekord sprang, hatte Davies Mühe und schaffte den Finaleinzug erst im dritten und letzten Versuch.
Siebzehn Springer hatten die geforderte Qualifikationsweite erreicht und standen im Finale. Gleich im ersten Versuch gelang dem als großes Talent geltenden Bob Beamon die für unmöglich gehaltene Weite von 8,90 m – 55 Zentimeter weiter als der bestehende Weltrekord. In der Qualifikation war Beamon mit dem Anlauf nicht zurechtgekommen und hatte sich wie Davies erst mit seinem letzten Versuch qualifiziert. Sein 8,90-Meter-Sprung indes war für die bestehenden Messvorrichtungen erheblich zu weit, diese waren bis zu einer Weite von 8,60 m ausgelegt. Erst mit einem herbeigeschafften Stahlmaßband ließ sich das korrekte Ergebnis ermitteln. Die Windunterstützung lag im gerade noch zulässigen Bereich von 2,0 Metern pro Sekunde, sodass der Sprung als Weltrekord anerkannt werden konnte. Beamon sprang daraufhin nur noch einmal und beließ es anschließend dabei – im Wissen, dass ihm eine solche Weite niemals ein zweites Mal gelingen würde.
Beamons Gegner waren wie gelähmt. Eine weitere Überraschung war der Silbermedaillengewinn des DDR-Springers Klaus Beer, der im zweiten Versuch auf 8,19 m kam und damit sogar noch drei cm vor Ralph Boston lag. Igor Ter-Owanesjan wurde mit 8,12 m Vierter.[5]
Überliefert sind Reaktionen von Davies und Ter-Owanesjan auf Beamons Sprung. So sagte der sowjetische Mitfavorit zu Davies: Compared to this jump, we are as children, – deutsch: Verglichen mit diesem Sprung sind wir wie Kinder. – Davies meinte: "You have destroyed this event." – deutsch: Du hast diesen Wettkampf zerstört.[6]
Olympiasieger Bob Beamon bei seinem Siegsprung
Silbermedaillengewinner Klaus Beer
Ralph Boston, 1960 Olympiasieger und 1964 Olympiazweiter, machte hier seinen Medaillensatz mit Bronze komplett
Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 360 bis 363