Olympische Sommerspiele 1964/Leichtathletik – 100 m (Frauen)
Olympische Ringe
Sportart
Leichtathletik
Disziplin
100-Meter-Lauf
Geschlecht
Frauen
Teilnehmer
44 Athletinnen aus 27 Ländern
Wettkampfort
Olympiastadion Tokio
Wettkampfphase
15. Oktober 1964 (Vorläufe/Viertelfinale) 16. Oktober 1964 (Halbfinale/Finale)
Der 100-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio wurde am 15. und 16. Oktober 1964 im Olympiastadion Tokio ausgetragen. 44 Athletinnen nahmen teil.
Olympiasiegerin wurde die US-Amerikanerin Wyomia Tyus vor ihrer Landsfrau Edith McGuire . Bronze ging an die Polin Ewa Kłobukowska .
Drei Deutsche und eine Österreicherin gingen an den Start, Athletinnen aus der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil. Erika Pollmann wurde im dritten Vorlauf disqualifiziert. Renate Meyer und Heilwig Jacob erreichten wie auch die Österreicherin Inge Aigner das Viertelfinale, schieden dort jedoch in ihren Läufen aus.
Rekorde
Bestehende Rekorde
Rekordegalisierung / -verbesserung
Die spätere Olympiasiegerin Wyomia Tyus , USA , verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im ersten Viertelfinale am 15. Oktober bei einem Rückenwind von 0,22 m/s um eine Zehntelsekunde auf 11,2 s. Damit egalisierte sie gleichzeitig den bestehenden Weltrekord.
Das Finale fand bei einem Gegenwind von 1,25 m/s statt, sodass es kaum möglich war, Topzeiten zu laufen. Wyomia Tyus gewann dieses Rennen in 11,4 s.
Intersexualität bei Frauenwettbewerben
In diesem Wettbewerb stellte sich für eine Teilnehmerin, die Polin Ewa Kłobukowska , Olympiadritte über 100 Meter und Olympiasiegerin mit der 4-mal-100-Meter-Staffel später die Frage nach dem Geschlechtsstatus.
Ewa Kłobukowska wurde nach einer Kontrolle im Jahr 1967 als intersexuell eingestuft und durfte nicht mehr an Frauenwettbewerben teilnehmen Ihre hier in Tokio gewonnenen Medaillen wurden ihr allerdings nicht aberkannt. Der mit der polnischen Sprintstaffel erzielte Weltrekord dagegen wurde für ungültig erklärt und der zweitplatzierten Staffel der Vereinigten Staaten zuerkannt.[ 2] [ 3]
Durchführung des Wettbewerbs
44 Athletinnen traten am 15. Oktober zu insgesamt sechs Vorläufen an. Die jeweils besten fünf Starterinnen – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Viertelfinale am selben Tag. Hieraus erreichten die jeweils besten vier Läuferinnen – wiederum hellblau unterlegt – die nächste Runde, das Halbfinale, das wie das Finale am 16. Oktober stattfand. Die jeweils besten vier Sprinterinnen aus den Semifinalrennen – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Finale.
Zeitplan
15. Oktober, 10:00 Uhr: Vorläufe
15. Oktober, 14:30 Uhr: Viertelfinale
16. Oktober, 14:00 Uhr: Halbfinale
16. Oktober, 16:20 Uhr: Finale[ 4]
Anmerkung: Alle Zeiten sind in Ortszeit Tokio (UTC + 9) angegeben.
Vorläufe
Datum: 15. Oktober 1964, ab 10:00 Uhr [ 5]
Wetterbedingungen: heiter, 20–21 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 60 %
Vorlauf 1
Wind: +2,01 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Marilyn White
Vereinigte Staaten USA
11,4 s
11,50 s
2
Daphne Arden
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,5 s
11,55 s
3
Renāte Lāce
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,6 s
11,70 s
4
Dianne Bowering
Australien Australien
11,8 s
11,83 s
5
Rose Hart
Ghana 1964 Ghana
11,9 s
11,98 s
6
Erzsébet Bartos
Ungarn 1957 Ungarn
11,9 s
12,01 s
7
Mona Sulaiman
Philippinen 1944 Philippinen
12,0 s
12,01 s
DNS
Jean Mitchell
Panama Panama
Vorlauf 2
Wind: +1,29 m/s
Simin Safamehr war die erste Frau aus dem Iran , die an Olympischen Spielen teilnahm.
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Edith McGuire
Vereinigte Staaten USA
11,4 s
11,47 s
2
Barbara Sobotta
Polen 1944 Polen
11,8 s
11,89 s
3
Christiane Cadic
Frankreich Frankreich
12,0 s
12,00 s
4
Renate Meyer
Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
12,0 s
12,01 s
5
Inge Aigner
Osterreich Österreich
12,0 s
12,05 s
6
Marcela Daniel
Panama Panama
12,6 s
12,60 s
7
Simin Safamehr
Iran 1964 Iran
13,2 s
k. A.
Vorlauf 3
Wind: −0,73 m/s
Im Offiziellen Bericht[ 5] ist keine Siegeszeit für Ewa Kłobukowska aufgelistet. Die Datenbank SportsReference[ 6] gibt hingegen sowohl die hier benannte handgestoppte sowie elektronisch gemessene Zeit an. Die offizielle handgestoppte Zeit wird identisch in der u.g. Literatur von Ekkehard zur Megede [ 7] aufgeführt.
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Ewa Kłobukowska
Polen 1944 Polen
11,4 s
11,45 s
2
Margit Nemesházi
Ungarn 1957 Ungarn
11,7 s
11,73 s
3
Danielle Guéneau
Frankreich Frankreich
12,0 s
12,02 s
4
Avis McIntosh
Neuseeland Neuseeland
12,0 s
12,06 s
5
Ulla-Britt Wieslander
Schweden Schweden
12,0 s
12,10 s
6
Louise Sydranski
Israel Israel
10,7 s
12,16 s
DSQ
Erika Pollmann
Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
Vorlauf 4
Joke Bijleveld – ausgeschieden als Sechste des vierten Vorlaufs
Wind: +0,43 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Dorothy Hyman
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,6 s
11,64 s
2
Doreen Porter
Neuseeland Neuseeland
11,7 s
11,77 s
3
Galina Popowa
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,8 s
11,82 s
4
Clarice Ahanotu
Nigeria Nigeria
11,9 s
11,95 s
5
Irene Muyanga
Uganda Uganda
12,0 s
12,05 s
6
Joke Bijleveld
Niederlande Niederlande
12,3 s
12,35 s
7
Delceita Oakley
Panama Panama
12,3 s
12,38 s
Vorlauf 5
Wind: +3,26 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Wyomia Tyus
Vereinigte Staaten USA
11,3 s
11,35 s
2
Halina Herrmann
Polen 1944 Polen
11,5 s
11,56 s
3
Irene Piotrowski
Kanada 1957 Kanada
11,5 s
11,59 s
4
Margaret Burvill
Australien Australien
11,6 s
11,68 s
5
Carmen Smith
Jamaika Jamaika
11,7 s
11,79 s
6
Esperanza Girón
Mexiko 1934 Mexiko
12,2 s
12,21 s
7
Kusolwan Sorut
Thailand Thailand
12,6 s
k. A.
8
Christiana Boateng
Ghana 1964 Ghana
12,9 s
Vorlauf 6
Wind: +0,90 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Marilyn Black
Australien Australien
11,5 s
11,58 s
2
Miguelina Cobián
Kuba Kuba
11,6 s
11,67 s
3
Eva Lehocká
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
11,8 s
11,89 s
4
Galina Gaida
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,9 s
11,94 s
5
Heilwig Jacob
Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Deutschland
11,9 s
11,96 s
6
Madeleine Cobb
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
12,0 s
12,01 s
7
Maria Formeiro
Argentinien Argentinien
12,2 s
12,20 s
8
Song Yang-ja
Korea Sud 1949 Südkorea
12,7 s
k. A.
Viertelfinale
Datum: 15. Oktober 1964, ab 14:30 Uhr [ 8]
Wetterbedingungen: heiter, ca. 23 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 42 %
Lauf 1
Wind: +0,22 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Wyomia Tyus
Vereinigte Staaten USA
11,2 s WRe /OR
11,23 s
2
Dorothy Hyman
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,5 s
11,54 s
3
Galina Popowa
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,5 s
11,54 s
4
Irene Piotrowski
Kanada 1957 Kanada
11,6 s
11,63 s
5
Barbara Sobotta
Polen 1944 Polen
11,8 s
11,84 s
6
Avis McIntosh
Neuseeland Neuseeland
12,0 s
12,06 s
7
Irene Muyanga
Uganda Uganda
12,2 s
12,24 s
Lauf 2
Wind: +1,15 m/s
Lauf 3
Wind: +3,66 m/s
Lauf 4
Wind: +1,89 m/s
Halbfinale
Datum: 16. Oktober 1964, ab 14:00 Uhr [ 9]
Wetterbedingungen: heiter, ca. 22 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 43 %
Lauf 1
Wind: +0,20 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Miguelina Cobián
Kuba Kuba
11,6 s
11,62 s
2
Marilyn Black
Australien Australien
11,6 s
11,63 s
3
Edith McGuire
Vereinigte Staaten USA
11,6 s
11,67 s
4
Halina Herrmann
Polen 1944 Polen
11,7 s
11,74 s
5
Galina Popowa
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,8 s
11,83 s
6
Daphne Arden
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,8 s
11,84 s
7
Eva Lehocká
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
11,9 s
11,91 s
8
Carmen Smith
Jamaika Jamaika
11,9 s
11,99 s
Lauf 2
Wind: +1,37 m/s
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Wyomia Tyus
Vereinigte Staaten USA
11,3 s
11,37 s
2
Ewa Kłobukowska
Polen 1944 Polen
11,4 s
11,48 s
3
Marilyn White
Vereinigte Staaten USA
11,5 s
11,48 s
4
Dorothy Hyman
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,6 s
11,49 s
5
Irene Piotrowski
Kanada 1957 Kanada
11,7 s
11,56 s
6
Renāte Lāce
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
11,7 s
11,59 s
7
Margit Nemesházi
Ungarn 1957 Ungarn
11,7 s
11,63 s
8
Margaret Burvill
Australien Australien
11,8 s
11,68 s
Finale
Datum: 16. Oktober 1964, 16:20 Uhr [ 9]
Wind: −1,25 m/s
Wetterbedingungen: heiter, ca. 20 °C, Luftfeuchtigkeit ca. 44 %
Platz
Name
Nation
Offizielle Zeit handgestoppt
Inoffizielle Zeit elektronisch
1
Wyomia Tyus
Vereinigte Staaten USA
11,4 s
11,49 s
2
Edith McGuire
Vereinigte Staaten USA
11,6 s
11,62 s
3
Ewa Kłobukowska
Polen 1944 Polen
11,6 s
11,64 s
4
Marilyn White
Vereinigte Staaten USA
11,6 s
11,67 s
5
Miguelina Cobián
Kuba Kuba
11,7 s
11,72 s
6
Marilyn Black
Australien Australien
11,7 s
11,73 s
7
Halina Herrmann
Polen 1944 Polen
11,8 s
11,83 s
8
Dorothy Hyman
Vereinigtes Konigreich Großbritannien
11,9 s
11,90 s
Favoritin war die US-Läuferin Edith McGuire, die die US-Ausscheidungen gewonnen hatte. Wyomia Tyus, ebenfalls USA, wurden Medaillenchancen eingeräumt, aber McGuire wurde eindeutig höher eingeschätzt. Das änderte sich allerdings im Viertelfinale, als Tyus Wilma Rudolphs Weltrekord egalisierte und gleichzeitig einen neuen olympischen Rekord Rekord aufstellte.
Im Finale traf eine US-Übermacht mit drei Läuferinnen auf zwei Polinnen, eine Britin und eine Australierin sowie eine Kubanerin. Edith McGuire musste sich klar geschlagen mit Silber zufriedengeben. Den ersten Olympiasieg ihrer Karriere holte sich die beeindruckende Wyomia Tyus. Ein Gegenwind – 1,25 Meter pro Sekunde – war verantwortlich dafür, dass es keine besseren Zeiten gab. Einen Dreifacherfolg der USA verhinderte die Polin Ewa Kłobukowska mit ihrer Bronzemedaille.[ 6]
Ewa Kłobukowska wurde nach einer Kontrolle im Jahr 1967 als intersexuell eingestuft und durfte nicht mehr an Frauenwettbewerben teilnehmen Ihre hier in Tokio gewonnenen Medaillen über 100 Meter (Bronze) und mit der 4-mal-100-Meter-Staffel (Gold) wurden ihr allerdings nicht aberkannt.[ 2] [ 3]
Videolinks
Literatur
Ekkehard zur Megede , Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 296f
Weblinks
Athletics at the 1964 Tokyo Summer Games: Women's 100 metres , web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 11. September 2021
Seite des IOC : Tokyo 1964 Athletics Results 100 metres women , olympics.com (englisch), abgerufen am 11. September 2021
Olympedia, Athletics at the 1964 Summer Olympics, 100 metres, Women , olympedia.org (englisch), abgerufen am 11. September 2021
The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 89f, digital.la84.org, abgerufen am 11. September 2021
Einzelnachweise
↑ Athletics - Progression of outdoor world records (Women), 100 m – Women , sport-record.de (englisch), abgerufen am 11. September 2021
↑ a b Ewa Kłobukowska, Seltener Fall von 46,XX/47,XXY bei einer Sportlerin , factsaboutklinefelter.com, 26. August 2014, abgerufen am 11. September 2021
↑ a b Der Spiegel 20. August 2009: Intersexualität im Sport, Wettkampf der Geschlechter , spiegel.de, abgerufen am 11. September 2021
↑ The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 17, digital.la84.org, abgerufen am 11. September 2021
↑ a b The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 89, digital.la84.org, abgerufen am 11. September 2021
↑ a b Athletics at the 1964 Tokyo Summer Games: Women's 100 metres , web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 11. September 2021
↑ Ekkehard zur Megede , Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 296
↑ The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 89f, digital.la84.org, abgerufen am 11. September 2021
↑ a b The Games of the XVIII Olympiad Tokyo 1964, The Official Report of the Organizing Committee (PDF; 33.635 KB), S. 90, digital.la84.org, abgerufen am 11. September 2021
100 Meter der Frauen bei den Olympischen Sommerspielen