Athleten aus der Schweiz und Österreich waren nicht am Start. Zwei deutsche Speerwerfer nahmen teil, die sich beide für das Finale qualifizieren konnten. Herbert Koschel belegte im Finale Rang vier, Heinrich Will kam auf Platz neun.
Die Athleten traten am 24. November zu einer Qualifikationsrunde an. Die geforderte Qualifikationsweite von 66,00 Metern wurde von fünfzehn Wettbewerbern – hellblau unterlegt – übertroffen. Damit war die Mindestzahl von zwölf Werfern im Finalfeld erreicht und es musste nicht weiter aufgefüllt werden. Für alle qualifizierten Teilnehmer fand das Finale am Nachmittag desselben Tages statt. Die in der Qualifikationsrunde erzielten Resultate wurden für den weiteren Wettkampfverlauf nicht mitgewertet. Im Finale standen jedem Athleten zunächst drei Versuche zu. Die besten sechs Finalisten konnten dann weitere drei Versuche machen.
Den fast fünfzehn Jahre alten Weltrekord im Speerwurf verbesserte der US-Amerikaner Bud Held im Jahre 1953. Ermöglicht wurde dies durch seine eigene Mitarbeit an der Entwicklung der Aerodynamik des Speerdesigns. Der Pole Janusz Sidło warf im Juni 1956 noch einmal weiter und galt als Topfavorit für diesen Wettbewerb. Als Medaillenkandidaten galten auch der Olympiasieger von 1952 Cyrus Young aus den USA und der Norweger Egil Danielsen. Obwohl dieser in der Qualifikation seinen eigenen Olympiarekord verbesserte, spielte Young in der Endabrechnung keine Rolle und belegte Platz elf.
Der Wettkampf war gekennzeichnet durch immer wieder wechselnde böige Winde. Das machte den Athleten das Werfen nicht leicht. Die ersten Zeichen im Finale setzte der sowjetische Athlet Wiktor Zybulenko, als er im ersten Versuch Youngs Rekord übertraf und im zweiten Versuch noch einmal weiter warf. Im dritten Durchgang konterte dann Sidło mit einem über vier Meter weiteren Wurf, zwei Zentimeter unterhalb der 80-Meter-Marke. Im vierten Versuch erwischte Danielsen in einem für ihn glücklichen Moment einen günstigen Wind, den er äußerst erfolgreich nutzen konnte. Er warf den Speer in einer flacheren Bahn ab und übertraf den Polen um genau 5,73 Meter. Diese Weite stellte sogar einen neuen Weltrekord dar. In demselben Durchgang hatte auch Zybulenko seinen besten Versuch, er kam jedoch nur noch bis auf zwanzig Zentimeter an Sidło heran. Damit war Danielsen Olympiasieger, Sidło gewann die Silber- und Zybulenko die Bronzemedaille.[4]
Dabei hatte Egil Danielsen nach Ende des Vorkampfs im dritten Versuch eigentlich schon seine Sachen packen wollen, weil er davon ausging, Siebter zu sein und damit nicht für das Finale der besten sechs Werfer qualifiziert zu sein. Aber er realisierte schnell, dass er sich geirrt hatte und machte nun natürlich weiter.[5]
Egil Danielsen gewann die erste norwegische Goldmedaille im Speerwurf.
Auch Janusz Sidło und Wiktor Zybulenko errangen die ersten Medaillen ihrer Länder in dieser Disziplin.
Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 148 bis 150