22 Athleten traten am 24. November zu einer Qualifikationsrunde an. Die geforderte Qualifikationsweite von 54,00 Metern wurde fünfzehn Wettbewerbern – hellblau unterlegt – übertroffen. Damit war die Mindestzahl von zwölf Sportlern für das Finalfeld erfüllt und es musste nicht weiter aufgestockt werden. Für alle qualifizierten Teilnehmer fand das Finale am Nachmittag desselben Tages statt. Die in der Qualifikationsrunde erzielten Resultate wurden für den weiteren Wettkampfverlauf nicht mitgewertet. Im Finale standen jedem Athleten zunächst drei Versuche zu. Die besten sechs Finalisten konnten dann weitere drei Versuche machen.
Der für das US-Team eigentlich nominierte Cliff Blair half dem Reporter Jerry Nason vom Boston Globe bei dessen Reportagen aus Melbourne. Die US-Mannschaft suspendierte Blair, weil er damit gegen die Amateurstatuten verstoßen habe. Ein Ersatzmann für ihn wurde nicht nominiert, sodass die US-Mannschaft hier nur mit zwei Werfern vertreten war.[3]
Für diesen Wettkampf gab es zwei Favoriten: den amtierenden Europameister, Michail Kriwonossow aus der UdSSR, sowie den US-Amerikaner Harold Connolly, der den sowjetischen Werfer kurz vor den Spielen als Weltrekordler entthront hatte.
Das Finale wurde zu einem spannenden Dreikampf. Zunächst ging Anatoli Samozwetow mit neuem Olympiarekord in Führung. Im zweiten Versuch warf Kriwonossow neunzig Zentimeter weiter, auch Connolly schob sich in Durchgang drei an Samozwetow vorbei auf den zweiten Platz. Kriwonossow konnte seine Weite mit dem dritten Versuch noch um weitere drei Zentimeter verbessern, brachte anschließend jedoch keinen gültigen Versuch mehr zustande. Im fünften Durchgang gelang Connolly sein bester Wurf und er übernahm mit sechzehn Zentimetern Vorsprung vor Kriwonossow die Spitze. Zwar konnte auch Samozwetow mit seinem letzten Versuch seine eigene Weite noch einmal verbessern, doch es genügte nicht, um an Kriwonossow vorbeizuziehen. Damit waren die Medaillen verteilt.
Auch der viertplatzierte US-Werfer Albert Hall übertraf in drei Versuchen den bis dahin gültigen Olympiarekord des Ungarn József Csermák. Dieser wiederum übertraf seinen eigenen vorher bestehenden olympischen Rekord im dritten Durchgang ebenfalls. Das reichte diesmal jedoch nur noch zu Platz fünf. Noch der sechstplatzierte Jugoslawe Krešimir Račić warf weiter als Csermák bei diesem früheren Rekord aus dem Finale der Spiele 1952 von Helsinki.
Hal Connolly machte nicht nur wegen seines Olympiasiegs Schlagzeilen. Seine Beziehung zu der tschechoslowakischen Siegerin im Diskuswurf, Olga Fikotová, weckte das öffentliche Interesse. Einige Monate später heirateten die beiden in Prag, Trauzeuge war unter anderem Emil Zátopek.[3]
Michail Kriwonossow und Anatoli Samozwetow errangen die ersten sowjetischen Medaillen im Hammerwurf.
Ekkehard zur Megede: Die Geschichte der olympischen Leichtathletik. Band 2: 1948–1968. 1. Auflage. Verlag Bartels & Wernitz, Berlin 1969, S. 146 bis 148