Olympische Sommerspiele 1956/Leichtathletik – 3000 m Hindernis (Männer)

Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin 3000-Meter-Hindernislauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 23 Athleten aus 13 Ländern
Wettkampfort Melbourne Cricket Ground
Wettkampfphase 27. November 1956 (Vorläufe)
29. November 1956 (Finale)
Medaillengewinner
Chris Brasher (Vereinigtes Konigreich GBR)
Sándor Rozsnyói (Ungarn 1956 HUN)
Ernst Larsen (Norwegen NOR)
Melbourne Cricket Ground, Olympiastadion (hier im Jahr 2008)

Der 3000-Meter-Hindernislauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne wurde am 27. und 29. November 1956 im Melbourne Cricket Ground ausgetragen. 23 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde der Brite Chris Brasher. Er gewann vor dem Ungarn Sándor Rozsnyói und dem Norweger Ernst Larsen.

Schweizer und österreichische Athleten nahmen nicht teil. Aus Deutschland ging ein Athlet an den Start. Heinz Laufer erreichte im Finale Rang vier.

Rekorde

Bis 1953 wurden in diesem Wettbewerb keine offiziellen Weltrekorde geführt. Die IAAF legte erst 1953 Einzelheiten zur Anzahl, Reihenfolge und Beschaffenheit der Hindernisse fest und führte erst von da an eine offizielle Weltrekordliste.

Bestehende Rekorde

Weltrekord 8:35,6 min Sándor Rozsnyói (Ungarn 1949 Ungarn) Budapest, Ungarn 16. September 1956[1]
Olympischer Rekord 8:45,4 min Horace Ashenfelter (Vereinigte Staaten 48 USA) Finale OS Helsinki, Finnland 25. Juli 1952

Rekordverbesserung

Im Finale am 29. November verbesserte der britische Olympiasieger Chris Brasher den bestehenden olympischen Rekord um 4,2 Sekunden auf 8:41,2 min. Zum Weltrekord fehlten ihm 5,6 Sekunden.

Durchführung des Wettbewerbs

23 Läufer traten am 27. November zu zwei Vorläufen an. Die jeweils fünf Laufschnellsten – hellblau unterlegt – qualifizierten sich für das Finale am 29. November.

Zeitplan

27. November, 16:00 Uhr: Vorläufe
29. November, 16:00 Uhr: Finale[2]

Anmerkung: Alle Zeiten sind als Ortszeit von Melbourne angegeben. (UTC + 10)

Vorläufe

Datum: 27. November 1956, ab 16:00 Uhr[3]

Vorlauf 1

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Sándor Rozsnyói Ungarn 1956 Ungarn 8:46,6 min 8:46,89 min
2 John Disley Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:46,6 min 8:46,93 min
3 Ernst Larsen Norwegen Norwegen 8:46,8 min 8:46,96 min
4 Deacon Jones Vereinigte Staaten 48 USA 8:47,4 min 8:47,57 min
5 Zdzisław Krzyszkowiak Polen 1944 Polen 8:48,0 min 8:48,29 min
6 Horace Ashenfelter Vereinigte Staaten 48 USA 8:51,0 min 8:51,12 min
7 Wassili Wlassenko Sowjetunion 1955 Sowjetunion 8:55,0 min 8:54,99 min
8 Georgios Papavasileiou Königreich Griechenland Griechenland 8:55,6 min 8:55,93 min
9 Jewgeni Kadjaikin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 9:09,6 min k. A.
10 Graham Thomas Australien Australien 9:09,8 min
11 Olavi Rinteenpää Finnland Finnland 9:10,0 min
DNF Frans Herman Belgien Belgien

Vorlauf 2

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Eric Shirley Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:52,6 min 8:52,72 min
2 Semjon Rschischtschin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 8:53,0 min 8:53,18 min
3 Heinz Laufer Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Deutschland 8:53,0 min 8:53,23 min
4 Chris Brasher Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:53,8 min 8:54,19 min
5 Neil Robbins Australien Australien 8:55,4 min 8:55,62 min
6 Gunnar Tjörnebo Schweden Schweden 9:02,0 min 9:02,13 min
7 Ilkka Auer Finnland Finnland 9:04,0 min 9:04,57 min
8 László Jeszenszky Ungarn 1956 Ungarn 9:04,2 min 9:04,99 min
9 Phil Coleman Vereinigte Staaten 48 USA 9:10,0 min k. A.
10 Ron Blackney Australien Australien 9:16,0 min
DNF Eduardo Fontecilla Chile Chile
DNS Jerzy Chromik Polen 1944 Polen

Finale

Mit neuem olympischem Rekord wurde Chris Brasher Olympiasieger (der Athlet hier auf einer dominicanischen Briefmarke)

Datum: 29. November 1956, 16:00 Uhr[4]

Platz Name Nation Offizielle Zeit
handgestoppt
Inoffizielle Zeit
elektronisch
1 Chris Brasher Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:41,2 min OR 8:41,35 min
2 Sándor Rozsnyói Ungarn 1956 Ungarn 8:43,6 min000 8:43,68 min
3 Ernst Larsen Norwegen Norwegen 8:44,0 min000 8:44,05 min
4 Heinz Laufer Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch 1956 Deutschland 8:44,4 min000 8:44,53 min
5 Semjon Rschischtschin Sowjetunion 1955 Sowjetunion 8:44,6 min000 8:44,58 min
6 John Disley Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:44,6 min000 8:44,79 min
7 Neil Robbins Australien Australien 8:50,0 min000 8:50,36 min
8 Eric Shirley Vereinigtes Konigreich Großbritannien 8:57,0 min000 k. A.
9 Deacon Jones Vereinigte Staaten 48 USA 9:13,0 min000
DNS Zdzisław Krzyszkowiak Polen 1944 Polen

Horace Ashenfelter, 1952 noch Olympiasieger auf dieser Distanz, erreichte in seinem Vorlauf hier in Melbourne mit 8:51,0 min exakt seine Vorlaufzeit von vor vier Jahren, mit der er damals dieses Rennen gewonnen und gleichzeitig einen neuen olympischen Rekord aufgestellt hatte. Diesmal reichte das nicht einmal mehr, um das Finale zu erreichen.

In einem zügig gelaufenen Finalrennen setzte sich der Norweger Ernst Larsen an die Spitze, gefolgt vom Briten John Disley. Das Feld blieb dicht zusammen. In der letzten Runde führte der ungarische Weltrekordhalter Sándor Rozsnyói vor Larsen und dem Briten Christopher Brasher. Am Hindernis auf der Gegengeraden schob sich Brasher zwischen seine beiden Kontrahenten und passierte sie. Bei diesem Überholvorgang kam es zwischen Brasher und Larsen zu einem Kontakt. Brasher durchlief als Erster das Ziel, hinter ihm lagen in dieser Reihenfolge Rozsnyói, Larsen, der Deutsche Heinz Laufer, der sowjetischen Ex-Weltrekordler Semjon Rschischtschin und Disley. Alle diese sechs Läufer unterboten den bis dahin bestehenden Olympiarekord.[5]

Wegen des Kontakts beim Überholen wurde Brasher zunächst disqualifiziert. Die Disqualifikation wurde später jedoch vor allem aufgrund der Unterstützung durch die anderen Finalisten zurückgenommen. Larsen gab an, er habe sich nicht behindert gefühlt.[6]

Sándor Rozsnyói und Ernst Larsen gewannen die ersten Medaillen ihrer Länder in dieser Disziplin.

Der Europameister von 1954 Rozsnyói nutzte die Olympischen Spiele zur Flucht aus dem von der Sowjetunion besetzten Ungarn und gab später den Wettkampfsport auf, nachdem ihm die IAAF untersagt hatte, für Österreich bei den Europameisterschaften 1958 an den Start zu gehen.

Video

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 136f

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 3.000 m steeplechase - Men, sport-record.de, abgerufen am 15. August 2021
  2. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 284, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 15. August 2021
  3. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 313, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 15. August 2021
  4. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 314, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 15. August 2021
  5. Official Report 1956, XVI OLYMPIAD MELBOURNE 1956 (englisch), S. 274, digital.la84.org (PDF; 33.358 KB), abgerufen am 15. August 2021
  6. Athletics at the 1956 Melbourne Summer Games: Men's 3000 metres steeplechase, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 15. August 2021