Old Colony Lines (MBTA)
Unter der Bezeichnung Old Colony Lines werden mehrere Zweige des MBTA Commuter-Rail-Systems im Bundesstaat Massachusetts der Vereinigten Staaten zusammengefasst, die über die Boston South Station das Bostoner Stadtzentrum mit außerhalb gelegenen Gebieten im Süden und Südosten der Stadt verbinden. Die Middleborough/Lakeville Line führt südlich durch Holbrook, Brockton, Bridgewater, Lakeville und Middleborough, während die Plymouth/Kingston Line in südöstlicher Richtung von Braintree aus entlang der Massachusetts Route 3 durch die Städte Weymouth, Abington, Whitman, Hanson, Halifax, Kingston und Plymouth verläuft. Schließlich führt die Greenbush Line in östlicher Richtung über Hingham und Cohasset nach Scituate. Im Jahr 2010 transportierte die Linie Middleborough/Lakeville an jedem Werktag im Durchschnitt 9.930 Passagiere, die Linie Plymouth/Kingston kam auf 9.238 Passagiere.[1] GeschichteBis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reichte das abgedeckte Gebiet über die heutigen Endstationen der drei Zweige hinaus. Die Linie Greenbush führte bis nach Kingston und vereinte sich dort mit der Plymouth Line, die bis zum Stadtzentrum von Plymouth fuhr. Ein weiterer Zweig verband die Stadt mit Middleborough. Südöstlich fuhren die Züge der Old Colony vier unterschiedliche Endstationen am Cape Cod an: Woods Hole, Hyannis, Chatham und Provincetown. Zusätzliche Zweige fuhren in Richtung Südwesten weiter bis nach Bedford bzw. über Fall River Newport in Rhode Island. Von den Hauptlinien zweigten noch einige weitere kleinere Zweige ab, die unter anderem nach Hull, East Bridgewater, West Bridgewater, North Hanover und Fairhaven führten. Heute ist keine dieser Linien mehr aktiv. Die Old Colony im Eigentum der New Haven Railroad1959 wurden die Personenzüge der Old Colony Railroad trotz hoher Fahrgastzahlen eingestellt, da sich die New York, New Haven and Hartford Railroad (NYNH&H), die das Liniensystem geleast hatte, vor nicht zu bewältigende Probleme gestellt sah. Schon im Jahr 1935 versuchte die zu diesem Zeitpunkt bereits insolvente (NYNH&H), ihren sich aus dem Leasing ergebenden Verpflichtungen zu entgehen und den Betrieb an die Anteilseigner der Old Colony Railroad zurückzugeben. Dies jedoch trieb die Old Colony, die seit mehr als 30 Jahren keinen Zug mehr betrieben hatte, binnen eines Tages ebenfalls in die Insolvenz, und ein Gerichtsurteil zwang die NYNH&H, den Betrieb der Old Colony-Linien fortzuführen. Der Betrieb dürfe nur dann eingestellt werden, falls die Verluste einen bestimmten Betrag überstiegen. In den frühen 1950er Jahren erfuhren die Linien der Old Colony eine kurze Wiederbelebung, die jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder vorüber war. Die Buchhalter der New Haven Railroad nutzten alle Möglichkeiten, um mehr und mehr Schulden auf die Old Colony zu buchen, so dass Ende der 1950er Jahre der vom Gericht geforderte Verlustbetrag erreicht war. Als die NYNH&H ankündigte, 1958 den Betrieb der Linien einzustellen, stellte der Commonwealth of Massachusetts einen Notfallzuschuss für ein weiteres Jahr zur Verfügung. 1959 wurde der Betrieb dann mit der Eröffnung des Southeast Expressway, der zu großen Teilen der Streckenführung der Old Colony folgt, endgültig eingestellt. Schrittweise Wiederaufnahme des BetriebsEnde der 1960er Jahre wurden Luftverschmutzung und starkes Verkehrsaufkommen zu immer größeren Problemen auf dem Expressway, so dass es bald Bemühungen gab, den Betrieb der Old Colony-Linien wieder aufzunehmen. Dies geschah schrittweise und einhergehend mit Modernisierungen, so dass heute alle Stationen und Züge der Old Colony barrierefrei zugänglich sind. Red Line1971 wurde die Red Line bis nach Quincy Center und 1980 schließlich bis nach Braintree erweitert. Die neuen Stationen wurden mit großen Parkhäusern ausgestattet, was einen umgehenden Anstieg bei den Passagierzahlen zur Folge hatte. Linien Middleborough/Lakeville und Plymouth/KingstonIm September 1997 wurden die Linien Middleborough und Plymouth wiedereröffnet, um die Verkehrsbelastung auf den Straßen in der Region zu reduzieren.[2] Greenbush LineDie Greenbush Line sollte ursprünglich zeitgleich zu den anderen beiden Linien eröffnet werden, jedoch waren hier zusätzliche Herausforderungen zu bewältigen, welche die Wiederinbetriebnahme verzögerten. Anders als die beiden anderen Linien war die Greenbush Line seit den 1970er Jahren vollständig außer Betrieb gesetzt, so dass nicht einmal Güterzüge dort verkehrten. Daher mussten die Schienenwege der Linie vollständig neu errichtet werden, was unter anderem auch den Bau eines Tunnels unterhalb des Stadtzentrums von Hingham umfasste. Die Linie konnte schließlich am 31. Oktober 2007 ihren Betrieb wiederaufnehmen.[2] Ersatz von BahnschwellenIm Mai 2010 gab die MBTA bekannt, dass ab 2011 die Old Colony-Linien bis auf Weiteres an Wochenenden nicht mehr fahren und wochentags außerhalb der Hauptverkehrszeiten durch Busse ersetzt werden. Hintergrund sind notwendige Baumaßnahmen entlang der Strecke, in deren Rahmen Bahnschwellen aus Beton durch solche aus Holz ersetzt werden; die Betonschwellen waren lange vor der berechneten Lebensdauer brüchig geworden.[3] Die Bauarbeiten begannen im März 2011 und konnten erst im Mai 2012 vollständig abgeschlossen werden.[4] Einschränkungen des Betriebs ab 2012Am 28. März 2012 kündigte die MBTA die Einstellung des Betriebs der Linien Plymouth/Kingston, Needham und Greenbush an Wochenenden an. Diese Maßnahme war Teil eines Pakets aus Fahrpreiserhöhungen und Fahrplankürzungen, um die finanzielle Situation der MBTA zu verbessern. Mit dem 7. Juli 2012 wurden die Ankündigungen umgesetzt.[2] Liste der Haltestellen
Einzelnachweise
WeblinksCommons: MBTA Plymouth/Kingston Line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: MBTA Middleborough/Lakeville Line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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