Das Dorf Ohrdorf wurde 1112 als Adorp erstmals erwähnt (Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, I, 136),[3] als Ordorpe nach 1209 (in den zwischen 1208 und 1215 entstandenen Halberstädter Bischofschroniken, den Gesta episcoporum Halberstadensium).[4] Weitere mittelalterliche Ortsnamenformen waren Orthorp, wenedisches Ordorp, Ordorp apud Wittinge, Ordorppe und Ordorff.[5]
Den Namen verdankt das Dorf dem Fluss Ohre, der nahe dem Dorf entspringt und nördlich von Magdeburg in die Elbe fließt.[6] Zu DDR-Zeiten verlief die innerdeutsche Grenze in der Mitte der Ohre unweit des Dorfes. Der nächstgelegene Ort auf ostdeutscher Seite war Haselhorst, er war von Anfang der 1950er Jahre von Ohrdorf nicht mehr direkt erreichbar; erst 1990 wurde die Straßenverbindung wiederhergestellt.
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Boitzenhagen, Plastau, Radenbeck, Schneflingen, Teschendorf und Zasenbeck in die Gemeinde Ohrdorf eingegliedert. Bereits einen Monat später, am 1. April 1974, wurde diese vergrößerte Gemeinde aufgelöst und in die Stadt Wittingen integriert.[7]
Politik
Ortsrat
Der Ortsrat, der Ohrdorf vertritt, setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.
Bei den letzten Kommunalwahlen ergaben sich folgende Sitzverteilungen:
Die 1235 erbaute Laurentius-Kirche ist eine Feldsteinkirche und besitzt einen gotischenFlügelaltar aus dem Jahr 1470. Einer Legende zufolge war der Altar für eine Kirche in Wittingen bestimmt. Der Wagen, der den Altar transportierte, habe einen Radbruch in Ohrdorf gehabt, was die Ohrdorfer ausgenutzt hätten, um den Fahrer betrunken zu machen und den Altar in ihre eigene Kirche zu schaffen. Die Kanzel stammt von 1700, die Deckengemälde von 1711.
Nördlich von Ohrdorf steht eine bewohnte Windmühle, die im Jahr 1867 als ein aus Ziegelstein gemauerter Turmholländer errichtet wurde.[9]
Gemischtwarenläden: Scholz (vormals Querfurth), Matte (auch Poststelle, hier stand am 4. Juli 1954 der Radioapparat im Fenster und übertrug das WM-Endspiel Deutschland-Ungarn), Konsum (Emmie Flohr)
Gaststätten: Hannover/Moderegger (später Athen) mit Saal (gegenüber Tischler Kausche), Gasthaus Otto Kramer mit Saal (heute Gasthaus Schulze), Bahnhofsgaststätte, Nachteweide (nur bei Schützenfesten, heute Schützensaal)
Firmen: Friseur Wilhelm Lilje (heute Friseur Dalibor), Gärtnerei Lilje, Sattlerei Lessig, Bäcker Mordfeld (heute Bäckerei Ute Schulze), Molkerei (Adam Edler), Maler Hansen, Stellmacher Kummert (heute Tischlerei Oliver Kummert), Tischler Kausche, Schmied (gegenüber von Gasthaus Kramer), Windmühle (Mahlbetrieb bis zum Ende der 1950er Jahre), Spar- und Darlehnskasse (Leiter Johann Breden), Ein- und Verkaufsgenossenschaft am Bahnhof (Geschäftsführer: Herr Kalm) (heute: Raiffeisen Waren - Agrar)
Vereine: Schützenverein, Sportverein MTV Ohrdorf von 1913, Männergesangverein
Literatur
Jürgen Rund: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landkreises Gifhorn. Hahn, Hannover 1996 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. 30 – Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen. 5), S. 167–169.
Albert Almstedt: Die Kirche in Ohrdorf (Große Baudenkmäler, Heft 357). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1984.
Marion Kothe: Innerdörfliche Integration. Zur Bedeutung von Ehe und Vereinsleben auf dem Lande. Schmerse, Göttingen 1995. (Beiträge zur Volkskunde in Niedersachsen. Bd. 9 : Schriftenreihe der Volkskundlichen Kommission für Niedersachsen. Bd. 10) ISBN 3-926920-17-3 [Untersuchung auf der Basis einer Befragung von zehn Paaren in Erpensen, Suderwittingen, Ohrdorf und Schneflingen]
Adolf Meyer: Zur Geschichte der Ohrdorfer Windmühle oder wie Vollhöfner Krüger seine Interessen verfolgte. In: Kalender für den Landkreis Gifhorn, Jg. 1988, S. 121–126.
↑Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe. Hrsg. von Gustav Schmidt. Theil 1: Bis 1236. Neudruck der Ausgabe 1883. Zeller, Osnabrück 1965 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. 17), S. 136.
↑Gesta episcoporum Halberstadensium. Hrsg. von Ludwig Weiland. In: Monumenta Germaniae Historica [27] Scriptores. T. 23, Hannover: Hahn 1874, S. 78–123, hier S. 92.
↑Jürgen Rund: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landkreises Gifhorn. Hahn, Hannover 1996 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. 30 – Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen. 5), S. 167.
↑Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991.
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.227 und 228.