Nysa liegt am Nordrand der Ebene des Mäander, auf Vorhöhen des Gebirges Mesogis; das Stadtgebiet wird von einer Bachschlucht nord-südlich durchschnitten.
Der Name geht angeblich auf Nysa, eine ansonsten unbekannte Ehefrau Antiochos’ I., zurück oder kann eher auf Nysa, die Amme des Dionysos, zurückgeführt werden. Nysa galt im Altertum als einer der Orte, an denen Dionysos erzogen worden sein soll. Unklar ist, ob die Stadt durch Synoikismos des Ortes Athymbra mit den zwei Nachbarorten Athymbrada und Hydrela entstand. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. war sie seleukidisch. Der Name Nysa wurde seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gebraucht.
In der Kaiserzeit war Nysa als Zentrum der Gelehrsamkeit bekannt, der Historiker Strabon wuchs hier um 50 v. Chr. auf. Aus Nysa kamen der Stoiker Apollonios und der Homerphilologe Menekrates. In der Spätantike war Nysa Bischofssitz in der Eparchia Asia.
Seinen Wohlstand in der Kaiserzeit verdankt Nysa dem 4 km westlich gelegenen Heiligtum des Pluton und der Kore in Acharaka mit berühmten Schwefelheilquellen.
Archäologie
An archäologischen Resten ist besonders die Brücke von Nysa zu nennen, eine etwa 100 m lange Überbauung der tiefen Bachschlucht, die als Substruktion für den Theatervorplatz fungierte und als die zweitlängste ihrer Art in der Antike gilt.[1] Das gut erhaltene antike Theater entstand in späthellenistisch-frühaugusteischer Zeit und wurde in zwei weiteren Bauphasen im 2. Jahrhundert n. Chr. erweitert. Die scenae frons ist mit Szenen aus der Kindheitsgeschichte des Dionysos geschmückt. Ferner haben sich ein Gerontikon (Buleuterion), ein Gymnasion, Thermen, die Agora sowie ein kaiserzeitliches Bibliotheksgebäude erhalten.
Forschungsgeschichte
In den Jahren 1907 und 1909 fanden erste archäologische Untersuchungen durch den pensionierten preußischen Offizier Walther von Diest (1851–1932) statt, Grabungen führte dabei 1909 Heinz Pringsheim durch. In den 1960er Jahren fanden Ausgrabungen des Museums von Izmir am Theater und im Buleuterion statt, 1982 bis 1988 durch das Museum von Aydın im Theater. Seit 1990 grub in Nysa ein Team der Universität Ankara, bis 2010 unter Leitung von Vedat İdil. Von 2002 bis 2006 wurde die Bibliothek von Archäologen der Universität Freiburg unter Leitung von Volker Michael Strocka ausgegraben. 2012 bis 2016 setzte das Museum von Aydın die Grabungen fort, seit 2017 stehen die Ausgrabungen unter Leitung von Serdar Hakan Öztaner von der Universität Ankara.
Vedat İdil: Nysa ve Akharaka = Nysa and Acharaca. Yaşar Eğitim ve Kültür Vakfı, Istanbul 1999, ISBN 975-6934-04-2.
Vedat İdil, Musa Kadıoğlu: 2003 Yılı Nysa Kazı ve Restorasyon Çalışmaları. In: Kazı Sonuçları Toplantıları Band 26.1, 2004 (2005), S. 387–400.
Vedat İdil, Musa Kadıoğlu: 2004 Yılı Nysa Kazı ve Restorasyon Çalışmaları. In: Kazı Sonuçları Toplantıları Band 27.2, 2005 (2006), S. 131–146.
Vedat İdil, Musa Kadıoğlu: 2005 Yılı Nysa Kazı ve Restorasyon Çalışmaları. In: Kazı Sonuçları Toplantıları Band 28.1, 2006 (2007), S. 647–670.
Musa Kadıoğlu: Die Scaenae Frons des Theaters von Nysa am Mäander (= Forschungen in Nysa am Mäander. Band 1). Philipp von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3610-1 (zugleich Dissertation, Universität Freiburg im Breisgau 2002, Ursprungsfassung online).
Musa Kadıoğlu: Der Opus Sectile-Boden aus dem Gerontikon-Bouleuterion von Nysa ad Maeandrum. In: Asia Minor Studien Band 34, 1999, S. 175–188 Taf. 34–3 (Digitalisat); Türkisch: Menderes Nysası Bouleuterion-Gerontikon'u Opus Sectile Döşemesi. In: Türk Arkeoloji ve Etnografya Dergisi, Band 1, 2000, S. 9–16 (Digitalisat).
Musa Kadıoğlu: Zwei korinthische Kapitelle aus Nysa am Mäander. In: C. Özgünel u. a. (Hrsg.): Günışığında Anadolu. Cevdet Bayburtluoğlu için yazılar / Anatolia in Daylight. Essays in Honour of Cevdet Bayburtluoğlu. Homer Kitabevi, Galatasaray (İstanbul) 2001, S. 156–161.
Musa Kadıoğlu: Menderes Nysası’ndan Bir Kantar / Eine Schnellwaage aus Nysa am Mäander. In: Erhan Öztepe, Musa Kadıoğlu (Hrsg.): Patronvs. Coşkun Özgünel’e 65. Yaş Armağanı / Festschrift für Coşkun Özgünel zum 65. Geburtstag. Homer Kitabevi, Istanbul 2007, S. 229–235.
Musa Kadıoğlu: Vorbericht über die Arbeiten im Gerontikon von Nysa am Mäander (2006–2009). In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 126, 2011, S. 107–154.
Musa Kadıoğlu: Das Gerontikon von Nysa am Mäander (= Forschungen in Nysa am Mäander. Band 3). Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8053-4851-5.
Musa Kadıoğlu, Philip von Rummel: Frühbyzantinische Bronzefunde aus dem Theater von Nysa am Maeander. In: Anadolu/Anatolia, Band 24, 2003, S. 103–119 (Digitalisat).