Die Nuclear Safety Commission of Japan (NSC, engl. für „Nuklearsicherheitskommission Japans“; jap.原子力安全委員会, genshiryoku anzen iinkai, wörtl. „Atomenergiesicherheitskommission“) war ein Gremium von Wissenschaftlern, das die japanische Regierung in Angelegenheiten der Sicherheit kerntechnischer Anlagen beriet. Die Kommission wurde 1978 eingerichtet[1] und setzte sich aus fünf Fachleuten aus den Bereichen Reaktortechnik und Strahlenbiologie zusammen, die jeweils vom japanischen Premierminister ernannt wurden; zudem konnte sie auf etwa 35 weitere Experten für Nuklearsicherheit zurückgreifen.[2] Das Büro der NSC befand sich im Zentralen Regierungsgebäude Nr. 4 im Ministerienviertel von Kasumigaseki, Chiyoda, Tokio.
1955 erließ die japanische Regierung das japanische Atomenergiegesetz (原子力基本法) mit dem Ziel, die friedliche Nutzung der Kernenergie in Japan zu fördern,[4] sowie das „Gesetz zur Einrichtung der Atomenergiekommission und der Atomenergiesicherheitskommission“ (jap. 原子力委員会及び原子力安全委員会設置法, genshiryoku iinkai oyobi genshiryoku anzen iinkai setchi hō).[5] 1956 wurde auf Grundlage des letzteren Gesetzes die Japan Atomic Energy Commission (JAEC, engl. für 原子力委員会, genshiryoku iinkai, „Atomenergiekommission“) eingerichtet. Die Aufgabe der JAEC ist seitdem, Richtlinien für die Nutzung der Kernenergie in Japan zu erarbeiten und die damit festgelegten Ziele weiter zu verfolgen.[4]
1978 wurde aus der JAEC die Nuclear Safety Commission als davon unabhängige Institution ausgegliedert, um im Gegensatz zu der auf Förderung der Kernenergie ausgerichteten JAEC als Überwachungsinstanz agieren zu können. Beide Kommissionen sind ähnlich organisiert und waren der Behörde für Wissenschaft und Technologie zugeordnet.
1981 veröffentlichte die NSC ihren ersten Bericht zur Nuklearsicherheit.
Zu den Aufgaben der NSC gehört die Überwachung der japanischen Atomaufsichtsbehörde und des MEXT[6] und deren Beratung in Sicherheitsfragen, sowie das Festlegen von Sicherheitsrichtlinien für kerntechnische Anlagen und für den Strahlenschutz. Die NSC analysiert auch Nuklearunfälle und berät den japanischen Premierminister bei nuklearen Notfällen.[7] Sie ist nach ISO 9001zertifiziert.[8]
Auf Grundlage von Daten des Erdbebens von Kōbe 1995 überarbeitete die Kommission 2006 die Richtlinien für den Erdbebenschutz japanischer Kernkraftwerke.[7] 2007 kritisierte der Seismologe Katsuhiko Ishibashi, Professor an der Universität Kōbe, diese Richtlinien und stellte die Unabhängigkeit der NSC in Frage.[9] Eine Untersuchung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) von 2011 ergab, dass die Richtlinien abstrakt, unüberprüfbar und unverbindlich sind.[10]
Die Kommission berechnete ab dem 11. März 2011 anhand von Computermodellen die zu erwartende radioaktive Kontamination im Umfeld des havarierten Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi, hielt die Ergebnisse jedoch zusammen mit der japanischen Regierung unter Verschluss, um Panik in der Bevölkerung zu vermeiden.[13][14] Dies wurde mehrfach öffentlich kritisiert.[15][13] Erst am 2. Mai 2011 veröffentlichte die NSC die Daten auf ihrer Website,[16][14] nachdem Toshiso Kosako, wissenschaftlicher Sonderberater von Premierminister Naoto Kan für die Nuklearkrise, unter Protest über das staatliche Krisenmanagement zurückgetreten war.[15]
Die NSC wurde auch dafür kritisiert, dass sie keinen einzigen ihrer Experten als Berater ins Kraftwerk entsandte.[2]
Infolge der Unfälle stellte der Vorsitzende Haruki Madarame, Professor für Ingenieurwesen (Fluid- und Wärmetechnik) an der Universität Tokio, fest, dass die Sicherheitsrichtlinien der NRC unzureichend sind. Sie erklären einen längeren Stromausfall – eine der Hauptursachen für die Fukushima-Katastrophe – für vernachlässigbar.[17]
↑The NSC Development History. (PDF) In: Nuclear Safety Commission of Japan. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Juli 2012; abgerufen am 4. Mai 2011 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nsc.go.jp
↑ abThe Mission. Japan Atomic Energy Commission, abgerufen am 4. Mai 2011 (englisch).
↑原子力委員会及び原子 力安全委員会設置法. In: e-gov (ī-gabu), Gesetzesdatenbank. 1989, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. November 2011; abgerufen am 4. Mai 2011 (japanisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/law.e-gov.go.jp
↑ abNSC’s Activities. (PDF) In: Nuclear Safety Commission of Japan. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2011; abgerufen am 4. Mai 2011 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nsc.go.jp
↑Mission Report: The Great East Japan Earthquake Expert Mission (Memento vom 26. Juni 2011 auf WebCite) (englisch, PDF-Datei; 2,67 MB). IAEO, 16. Juni 2011, abgerufen am 25. Juni 2011: „NSC guidelines are not legally binding … The guidance provided in 2006 as part of the Seismic Safety Guidelines, does not contain any concrete criteria or methodology that could be used in re-evaluation.“
↑ abEarthquake News - JAIF, No. 42: 20:00, April 4. (PDF; 145 kB) In: Japan Atomic Industrial Forum. 4. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2012; abgerufen am 23. April 2011 (englisch): „Govt did not reveal high level radiation estimate“Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jaif.or.jp
↑ abEarthquake News - JAIF, No. 70. (PDF; 193 kB) In: Japan Atomic Industrial Forum. 3. Mai 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2011; abgerufen am 3. Mai 2011 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jaif.or.jp
↑Earthquake News - JAIF, No. 121. (PDF; 99 kB) In: Japan Atomic Industrial Forum. 23. Juni 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2011; abgerufen am 3. Mai 2011 (englisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jaif.or.jp