Nortorf
Nortorf (plattdeutsch: Noorddörp) ist eine Stadt nördlich von Neumünster in Schleswig-Holstein. Thienbüttel liegt im Gemeindegebiet.[2] GeografieLageDas Gemeindegebiet der Stadt Nortorf erstreckt sich auf dem Rücken der schleswig-holsteinischen Geest im Landschaftsbereich der Haupteinheit Holsteinische Vorgeest (Nr. 698) zwischen den Naturparks Westensee und Aukrug.[3] Auf einer Höhenlage von 20,12 m ü. NN befindet sich im Gemeindegebiet der Geografische Mittelpunkt Schleswig-Holsteins. Er liegt im Ortsbereich von Thienbüttel. OrtsteileDie Stadtgemeinde Nortorf besteht siedlungsgeografisch aus zwei Ortslagen. Neben dem namenstiftenden Stadtkern liegt auch das Stadtteilgebiet Thienbüttel als weiterer Wohnplatz im Gemeindegebiet.[4] NachbargemeindenUmliegende, das Gemeindegebiet von Nortorf direkt einfassende, Gemeindegebiete sind:[3]
KlimaIm Bereich der Stadt Nortorf herrscht ein humides kühlgemäßigtes Übergangsklima zwischen martimen und kontinentalen Einflüssen. Die Temperatur liegt im Jahresmittel bei 8,4 °C, es fallen 790 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Trockenster Monat ist der Februar mit 43 Millimetern Niederschlagsmenge, niederschlagsreichster Monat ist der August mit 87 Millimetern. Die kälteste Monate sind Januar und Februar mit durchschnittlich 0,3 °C, wärmster Monat ist der Juli mit durchschnittlich 16,5 °C.[5]
GeschichteNortorf wurde bereits im 10. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Eine erste Kapelle soll bereits unter Bischof Ansgar gegründet worden sein, vermutlich jedoch erst unter Heinrich dem Löwen. Angeblich besaß die Kirche Reliquien des namensgebenden Heiligen Martin von Tours, deren Diebstahl und Wiederauffindung in der Visio Godeschalci geschildert wird. Das Kirchengebäude wurde mehrmals durch Kriegseinwirkungen und Brände zerstört. Die heutige Kirche stammt von 1872. Am 19. Juli 1909 wurde Nortorf durch ein neues Ortsstatut zur Stadt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es zwei Lederfabriken, ein Sägewerk, eine Bierbrauerei (Holsatia Brauerei AG) und eine Fleischwarenfabrik. Durch Bahnanschluss, Dampfkraft und expandierendes Gewerbe wurde Nortorf zu einem Industriestandort. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Nortorf mit einer großen Schallplattenfabrik Teldec (Telefunken-Decca Schallplatten GmbH), die mehrere 100 Arbeitnehmer beschäftigte, seinen wichtigsten Gewerbebetrieb. Heute hat das Unterzentrum Nortorf besonders als Verwaltungs-, Schul-, Einkaufs- und Dienstleistungszentrum auch eine Bedeutung für 20 Gemeinden der näheren Umgebung.[7] Am 1. Januar 2007 trat die bis dahin amtsfreie Stadt dem Amt Nortorf-Land bei, dessen Name daraufhin in Amt Nortorfer Land geändert wurde. Letzter hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Nortorf war Hans-Helmut Köppe. Postgeschichte Am 1. Juli 1764 wurde in Nortorf eine Post eingerichtet. Johan Jacob Ritzius wurde zum Posthalter ernannt. Am Freitag jeder Woche fuhr die Postkutsche nachmittags nach Neumünster und musste nach drei Stunden am Ziel sein. PolitikBürgermeister
StadtverordnetenversammlungDie im Zuge der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein 2023 am 14. Mai erfolgte Gemeindewahl von Nortorf brachte folgendes Ergebnis:[8] Gewinne und Verluste
Die Wahlbeteiligung im Jahr 2023 lag bei 44,9 Prozent.[8] WappenBlasonierung: „Geteilt und oben gespalten. Vorn in Silber ein blaues Zahnrad, hinten in Blau auf goldener Scholle ein Bündel von fünf goldenen Ähren und goldenen Blättern; unten in Rot auf golden gezäumtem silbernen Ross der silbern gekleidete heilige Martin mit Mitra und Schwert, darunter auf silbernem Boden sitzend ein silberner Bettler mit goldener Krücke.“[9] Städtepartnerschaften
Kultur und SehenswürdigkeitenKulturdenkmaleIn der Liste der Kulturdenkmale in Nortorf stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale. St.-Martin-KircheIm Stadtzentrum befindet sich die 1872 gebaute neugotische St.-Martin-Kirche. Geografischer Mittelpunkt Schleswig-HolsteinsAm westlichen Stadtrand von Nortorf, in Thienbüttel, befindet sich der geografische Mittelpunkt Schleswig-Holsteins. Stadtpark und SkulpturenparkNortorf besitzt seit 1953 in seinem östlichen Ortsteil einen Stadtpark, in dem sich seit 1987 der Skulpturenpark Nortorf mit bisher 22 Arbeiten schleswig-holsteinischer Bildhauer befindet.[10] Deutsches SchallplattenmuseumDas Deutsche Schallplattenmuseum im historischen Kesselhaus der TELDEC besitzt eine Sammlung zur Geschichte der Schallplattenherstellung. Zu sehen sind dort Teile von Schallplattenpressen, Filme zur Schallplatten- und Musikkassettenherstellung sowie einige tausend Tonträger von der Schellackplatte bis zur CD. PfadfinderIn der Jugendarbeit für Nortorf und umliegenden Gemeinden ist der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder aktiv. Der Ortsverband bezeichnet sich als VCP Nortorf, Stamm von Acken.[11] Wirtschaft und InfrastrukturNortorf als Unterzentrum versorgt im Wesentlichen den Bereich des Amtes mit ca. 12.000 Einwohnern mit den Gütern des täglichen und tlw. mittelfristigen Bedarfes. Um diese Funktion zu sichern wurden seit 1996 umfangreiche Stadterneuerungsmaßnahmen zur Verbesserung des Ortsbildes durchgeführt. Öffentliche EinrichtungenDie Stadt ist Verwaltungssitz des Amtes Nortorfer Land. BildungIn der Stadt gibt es eine Grundschule[12], eine Gemeinschaftsschule mit Oberstufe[13] sowie ein Förderzentrum Geistige Entwicklung (Schule an den Eichen) und eine Volkshochschule. Im Rathaus befindet sich die Stadtbücherei. Mit Beginn des Schuljahres 2008/2009 wurden die Real- und Hauptschule zu einer Gemeinschaftsschule zusammengeschlossen. Die bisherigen Schulformen der Real- und Hauptschule sind ausgelaufen. Seit dem 1. August 2014 hat die Gemeinschaftsschule eine Oberstufe. Unternehmen1948 eröffnete die Telefunken Schallplatten GmbH in Nortorf eine Schallplatten-Produktion in einer ehemaligen Lederfabrik, mit deren ehemaliger Lederpresse Schallplatten hergestellt wurden. 1950 fusionierte das Unternehmen mit der britischen Decca und hieß dann Telefunken Decca Schallplatten GmbH, in der Kurzform Teldec. Mitte der 1960er Jahre beschäftigte das Werk rund 1000 Mitarbeiter. Hier wurden unter anderem Goldene Schallplatten für Peter Maffay („So bist du“, 1979) und Elvis Presley (1959, mit Gravierfehler Presly) hergestellt. Bis zur Schließung 1989 wurden rund 850 Millionen Schallplatten gepresst. Ein Teil der Exponate in dem im gleichen Jahr gegründeten Schallplattenmuseum stammt aus diesen Produktionsanlagen. Zu sehen sind rund 32.000 Schallplatten und verschiedene Abspielgeräte.[14][15] Die Discounter-Kette Aldi-Nord ist mit einer ihrer Regionalniederlassungen ansässig, zuzüglich eines großflächigen Zentrallagers. Ferner ist Nortorf Sitz der Markus-Stiftung der Erben von Theo Albrecht als auch der Jakobus-Stiftung und Lukas-Stiftung der Erbengemeinschaft vo. Berthold Albrecht, den jeweiligen Eignern von ALDI. VerkehrDas Gemeindegebiet der Stadt Nortorf wird von insgesamt vier Landesstraßen durchzogen. Die schleswig-holsteinische Landesstraße 328 (L 328) bietet als südliche Ortsumgehung von Nortorf in östlicher Richtung Anschluss an die Bundesautobahn 7 an der Anschlussstelle Neumünster-Nord (Nr. 13), in westlicher Richtung an die Bundesstraße 77 bei Jevenstedt. In Nortorf kreuzen die L 121 (von Süden) und die L 125 (von Westen), die in den Hauptsiedlungbereich des Ortes führen. Aus diesem heraus in östlicher Richtung führt die L 49 zur Anschlussstelle Bordesholm an der A 7 (Nr.A 11).[3] Nortorf liegt an der Bahnstrecke Neumünster–Flensburg und hat Anschluss im Eisenbahnverkehr des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein. Anschluss ermöglicht der Regionalexpress 7 (RE 7) im Streckenabschnitt von Flensburg nach Hamburg.[16] ReligionenIn Nortorf gibt es zwei Kirchen: die evangelische Kirche St.-Martin, deren neugotischer Bau das Stadtzentrum optisch dominiert, und die katholische St.-Konrad-Kirche, die am Stadtpark liegt. Auch die neuapostolische Kirche besitzt in Nortorf ein Gotteshaus, das mittlerweile allerdings nicht mehr genutzt wird. PersönlichkeitenSöhne und Töchter der Stadt
Mit Nortorf verbunden
Ehrenbürger
Ehemalige Ehrenbürger
Beiden wurde 2013 die Ehrenbürgerschaft nach längeren Diskussionen aberkannt.[23] Literatur
WeblinksCommons: Nortorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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