Norbert Bisky ist der Sohn des Linkspartei-Politikers Lothar Bisky (1941–2013) und dessen Frau Almuth (1943–2016). Er ist der jüngere Bruder des Journalisten und Schriftstellers Jens Bisky.[10][11] Sein jüngerer Bruder Stephan starb 2008 im Alter von 23 Jahren.[12][13][14][15]
Bisky lebt in Berlin.
Werk
In seinen Anfangsjahren malte Bisky helle lichte Bilder in Öl. Er selbst bezeichnete sie einmal als „mit Lenor gewaschen“. Er fertigte Werke an, in welchen gleißend hell gemalte junge, schöne, glückliche und vor Kraft strotzende Männer sowie reine unberührte Natur zentrale Motive waren. Der Grand-Guignol-Stil, in dem die Bilder gemalt sind, unterstützt den Blick auf eine nur scheinbar heile Welt: Weiche, schmeichelnde, an Wattebausche erinnernde Formen zeigen Kinder, die gefressen werden und abgerissene Glieder, von denen das Blut tropft – die Idylle trügt. Bereits die Titel der Bilder wie „Übung im Gelände“ (2002), „Lazarett im Paradies“ (2005) oder „Fernzünder“ (2005) legen eine unterschwellige Bedrohung nahe.
In späteren Bildern transformierte Bisky seine eigenen Ikonen. Das Magazin Stern schrieb hierzu: „Die fröhliche sozialistische Welt seiner frühen Bilder ist vorbei – jetzt lauern Kannibalen und Brandstifter, es wird gekotzt und uriniert.“[16] Die künstlerischen Verweise von Renaissance bis Pop Art bleiben allerdings bestehen.
Der KunstkritikerChristoph Tannert beobachtete eine Zunahme brutaler Leinwandszenen und ein rasantes Verschleudern von Körperflüssigkeiten. Er konstatierte einen untrüglichen Sinn des Künstlers für Körperkult und Körperkritik. Dabei verzichte Bisky auf einen Leidenschaftssog und jegliche Empfindsamkeit, so Tannert.[17] Neuere Bildtitel lauten „Bukkake Tsunami“ (2007), „Sputum“ (2007), „Solaris“ (2006) und „Torera“ (2006).
Darüber hinaus wurden Einfluss und ikonographische Referenzen bei Francisco de Goya insbesondere an Arbeiten wie „Allesfresser“ (2005) oder „Ich war’s nicht“ (2003) deutlich. Aber auch durch die Verwendung von bestimmten Farben verwiesen die Bilder dieser Zeit auf subtile Art auf alte spanische Meister wie Jusepe de Ribera.[18]
In neueren Werken seit 2010 verarbeitete Bisky „persönliche Erfahrungen von erlebtem Terror, Reisen nach Brasilien sowie Einflüsse aus der Medienwelt (…) mit farbintensiven Tönen zu Szenen von Schönheit, Sexualität, Gewalt und Zerstörung“.[19] Insgesamt erinnern die Arbeiten an den sozialistischen Realismus, an Maler wie Alexander Alexandrowitsch Deineka, an die ÄsthetikLeni Riefenstahls,[20][21][22] aber auch an die Werbebildnisse der 1950er und 1960er Jahre und an Werke der Pop Art.[23] Seine Protagonisten bieten nach Einschätzung mancher „Projektionsflächen für explizit schwule und sadistische Praktiken.“[24]
Für das Stück Masse des Staatsballetts Berlin, das im Mai 2013 in der Halle am Berghain uraufgeführt wurde, entwarf Bisky erstmals ein Bühnenbild.[25][26] Seit Mai 2017 ist seine Arbeit „Vertigo“ permanent im Erdgeschoss des Clubs zu sehen.[27] Das großformatige Bild bespielt den Tanzbereich „Säule“ als Teil des Berghain-Kunstkonzepts, das in anderen Gebäudebereichen Arbeiten von unter anderem Wolfgang Tillmans und Joseph Marr vorsieht.[28]
Der Journalist Hajo Schumacher bezeichnet Bisky als einen der wichtigsten deutschen Künstler der Gegenwart.[31] Repräsentiert wurde Bisky bis 2023 von der König Galerie in Berlin.[32]
Kritik
Die Kritik an seinen Bildwelten, die eine Nähe zur Ästhetik Leni Riefenstahls und damit zur NS-Kunst konstatiert, weist Bisky vehement von sich. So äußerte er in einem Interview, er habe mit dieser „Nazi-Scheiße […] nichts zu tun.“[33] In einem anderen Interview führte er aus: „Ich bin schwul, ich stamme von Kommunisten ab – ich bin, glaube ich, der erste, den man sofort an der Laterne aufhängen würde, ich bin deshalb auch der erste, der sich ganz klar gegen Nazis und gegen Rechts und alles, was da so an ekelhaftem Zeugs so rumkriecht, äußert und sagt, damit habe ich nichts zu tun.“[34]
Eine andere Lesart von Biskys Stil sieht eher eine Orientierung am sozialistischen Realismus.[35] Der Künstler selbst verweist darauf, dass er Elemente in seinen Bildern verarbeite, mit denen er groß geworden sei. „Das war der sozialistische Realismus und das war die Malerei der Russen.“[36]