Nora Krug wuchs in ihrer Geburtsstadt Karlsruhe auf. Als 16-Jährige war sie auf Schüleraustausch in Kanada.[1] Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte sie Performance Design am Liverpool Institute for Performing Arts (Bachelor with Honours) und danach Dokumentarfilm und Illustration an der Universität der Künste Berlin mit einem Abschluss als Diplom-Designerin. Im Jahr 2002 ging sie nach New York, um an der School of Visual Arts in New York darüber hinaus das Fach Illustration as a Visual Essay (M. F. A.) zu studieren.
In ihrer mehrfach ausgezeichneten Graphic Memoir Heimat protokolliert Nora Krug die Suche nach ihrer eigenen Familiengeschichte im Kontext der NS-Zeit. So spielt darin ihr Großvater mütterlicherseits, Willi Rock, ein Fahrlehrer in Karlsruhe, eine Rolle, der ihren Recherchen nach zu den Mitläufern des NS-Regimes gehörte und 1933 Mitglied der NSDAP wurde. Er starb 1988, als Krug elf Jahre alt war. Ihr Wissen über die Familienvergangenheit beruht auf seinen Erzählungen, wie sie in Heimat ausführt. Ihr Onkel väterlicherseits, Franz-Karl Krug, fiel 18-jährig im Kriegsjahr 1944 in Norditalien.[1]
Anlass für die Frage nach einer familiären Mitschuld an den Geschehnissen der NS-Zeit war u. a. die Tatsache, dass Krug mit einem amerikanischen Illustrator jüdischer Herkunft verheiratet ist und sie sich durch Begegnungen mit der jüdischen Familie ihres Mannes intensiv mit der Frage einer deutschen Kollektivschuld auseinandersetzte.[2] Die Familie ihres Mannes war noch vor Beginn des Holocaust aus Straßburg und Frankfurt am Main in die USA emigriert. Nora Krug ist deutsche und amerikanische Staatsbürgerin. Das Paar hat eine Tochter (geboren 2015) und lebt in Lefferts Gardens, Brooklyn.[3]
Werk
Krugs Arbeiten erscheinen regelmäßig in der New York Times und anderen internationalen Publikationen. Sie ist die Autorin der Graphic NovelRed Riding Hood Redux (Bries, 2011) und des Künstlerbuchs Shadow Atlas (StraneDizioni, 2012). Sie illustrierte das 2011 bei Penguin/Putnam erschienene Kinderbuch My Cold Went on Vacation.
Die 2018 bei Penguin erschienene Graphic Memoir Heimat – Ein deutsches Familienalbum (Spiegel-Bestseller und SWR-Bestenliste 1/2019) wird in weiteren Ländern verlegt: 2018 in den USA (Scribner), UK (Particular Books), Holland (Balans), Frankreich (Gallimard). 2019 und 2020 in der Ukraine (Dobra Listyvka), in Norwegen (Spartacus), Schweden (Norstedts), Spanien (Salamandra), Brasilien (Companhia das Letras), Italien (Stile Libero), Dänemark (Gads), Korea (Bookhouse Publishers Co.), China (Thinkingdom), Litauen (Aukso Zuvys).
Heimat ist auch außerhalb Deutschlands auf großen Anklang gestoßen (Auswahl zu einem der New York Times Critics’ Top Books of 2018, eines der 50 Biggest Books of Autumn 2018 sowie eines der Best Books of 2018 des Guardian, als ein NPR Book of the Year 2018, als eines der Best Books of 2018 des Boston Globe, eines der Best Books of 2018 des San Francisco Chronicle und Kirkus Reviews’ Best Memoirs of 2018, als eines der 8 Must-Read Books you May Have Missed in 2018 des Time Magazins). In den USA wurde Belonging: A German Reckons With History and Home mit dem National Book Critics Circle Award 2018 in der Kategorie „Autobiografie“ ausgezeichnet.
Im Oktober 2021 erschien eine von Krug illustrierte Neuausgabe von Timothy SnydersÜber Tyrannei: 20 Lektionen für den Widerstand aus dem Jahr 2017.
2005 wurde Nora Krug als Professorin für Illustration und zeichnerische Darstellungstechniken an die Muthesius Kunsthochschule Kiel berufen. 2007 folgte sie dem Ruf auf eine Professur in Illustration an die Parsons School of Design New York City.
Heimat. Ein deutsches Familienalbum. Penguin, München 2018, ISBN 978-3-328-60005-3. (Amerikanischer Originaltitel: Belonging. A German Reckons With History and Home.)
mit Timothy Snyder (Text): Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77760-8.
Diaries of War: Two Visual Accounts from Ukraine and Russia. Ten Speed Graphic/Penguin Random House 2023, ISBN 978-1984862433. (Deutscher Titel: Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg.)
↑Hillary Chute, Ed Park: The Best Graphic Novels of 2021. In: The New York Times. 10. Dezember 2021, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
↑Martin Jurgeit: Das sind die Favoriten der Kritikerjury. In: Der Tagesspiegel Online. 2. Januar 2022, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. Januar 2022]).
↑OPC of America: Citation Winners. 22. März 2023, abgerufen am 27. März 2023 (amerikanisches Englisch).
↑Lars von Törne: Die besten Comics des Quartals: Western-Comic führt Kritiker-Bestenliste an. In: Der Tagesspiegel Online. 19. März 2024, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 19. März 2024]).