Nippon Connection (Filmfestival)Nippon Connection ist das weltweit größte Festival für japanische Filme. Es findet seit 2000 jährlich im Frühjahr bzw.[1][2] Frühsommer in Frankfurt am Main statt und dauert sechs Tage. Die 25. Ausgabe wird vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 veranstaltet.[3] Das Festival wird von einem gemeinnützigen Verein überwiegend ehrenamtlich organisiert und durchgeführt. 2024 besuchten rund 19.000 Zuschauer das Festival.[4] Nippon Connection ist das besucherstärkste Filmfestival in Hessen. 2020 und 2021 fand das Festival aufgrund der COVID-19-Pandemie online statt.[5] Neben dem Filmprogramm gibt es ein Rahmenprogramm mit Workshops, Konzerten, Vorträgen und Performances sowie Verkaufsständen. 2024 fanden rund 60 Rahmenveranstaltungen statt.[6] Auch bei den Online-Festivals gab es Workshops, Konzerte und Vorträge.[7][8] SpielorteBis zum Jahr 2012 war das Festivalzentrum im Studierendenhaus der Universität Frankfurt am Main. Seit dem 13. Nippon Connection Filmfestival im Jahr 2013 sind die Hauptveranstaltungsorte das Künstlerhaus Mousonturm und das Theater Willy Praml in der Naxoshalle. Weitere Spielorte sind das Kino im DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, das Eldorado Arthouse Kino, das Mal Seh’n Kino und das Internationale Theater Frankfurt.[9] ProgrammBeim Nippon Connection Festival werden jedes Jahr über 100 Kurz- und Langfilme gezeigt, größtenteils als Deutschland-, Europa-, internationale oder Weltpremiere. Die präsentierten Filme laufen in verschiedenen Sektionen und umfassen neben thematischen Retrospektiven und zeitgenössischen Filmen eine große thematische Bandbreite an aktuellen Spielfilm- und Dokumentarfilmproduktionen. Das Filmprogramm ist in 5 Sektionen unterteilt: Nippon Cinema, Nippon Animation, Nippon Visions und Nippon Retro.[10] 2018 wurde das Programm mit Nippon Docs um eine Dokumentarfilmreihe erweitert.[11] Viele japanische Filmemacher stellen ihre Filme beim Festival persönlich vor und nehmen an Podiumsdiskussionen teil (2024 waren über 150 japanische und internationale Filmschaffende und Künstler zu Gast).[12] Seit 2005 wird der Publikumspreis Nippon Cinema Award für den besten Film in der Sektion Nippon Cinema vergeben, seit 2010 der Jurypreis Nippon Visions Jury Award und seit 2014 der Zuschauerpreis Nippon Visions Audience Award. Seit 2015 wird der Nippon Honor Award an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um den japanischen Film verdient gemacht haben. Seit 2019 wird der Publikumspreis Nippon Docs Award verliehen.[13] 2023 wurde erstmals der Nippon Rising Star Award an herausragende Nachwuchstalente des japanischen Kinos verliehen.[14] Seit 2024 gibt es mit dem Nippon Storytelling Award einen Preis für das beste Drehbuch.[15] Weiterhin werden unter dem Namen Nippon Culture Vorträge, Vorführungen und Workshops zu Themen der japanischen Kultur angeboten.[16][17] Dazu zählten in der Vergangenheit unter anderem Teezeremonie, Trommelworkshops, japanische Kalligraphie, Tanzvorführungen, Kampfsportpräsentationen, Whisky-Tastings[17], Manga-Zeichen-Workshops[8], Kochkurse, Vorträge eines Filmgeräuschemachers[18] und vieles mehr. Abends finden oft Livekonzerte statt. Seit 2012 wird außerdem mit Nippon Kids ein eigenes Programm für Kinder angeboten (Workshops und japanische Kinderfilme). Teile der Programmsektion Nippon Visions, einer Sektion für Independentproduktionen, gingen bis 2010 als Nippon Connection Film Festival on Tour auf die Reise durch verschiedene Städte weltweit (u. a. New York, Barcelona, Berlin). Ausgewählte Filme der Online-Festivals 2020 und 2021 wurden als Nippon Connection On Demand: Replay! (im März 2021)[19][20] und Nippon Connection On Demand 2021: Replay! (im November 2021)[21] online wiederholt. GeschichteDie Anfänge des japanischen Filmfestivals Nippon Connection gehen auf das Jahr 1999 zurück. Die beiden Filmwissenschaftsstudierenden Marion Klomfaß und Holger Ziegler hatten die Idee, an der Universität Frankfurt am Main einige japanische Filme zu zeigen. Bereits beim ersten Festival im Jahr 2000 gab es das Grundkonzept, nicht nur Filme zu zeigen, sondern diese auch in ein umfangreiches Rahmenprogramm einzubetten, um die Besucher in unbekannte Filme in japanischer Sprache mit englischen Untertiteln zu locken. Die Erwartungen, die von den Organisatoren an das erste Festival gerichtet waren, wurden um ein Vielfaches übertroffen: 10.000 Besucher anstelle der erwarteten 1.500.[22] Wegen der großen Nachfrage beschloss das Organisationsteam, das Festival weiterzuführen. Es sollte nun im jährlichen Turnus stattfinden. Nach einer einjährigen Pause und der Gründung des gemeinnützigen Vereins Nippon Connection e. V. fand 2002 das zweite Nippon Connection Festival statt. Die Grundidee wurde immer weiter ausgebaut: 2002 wurde eine eigene Filmschiene für Digital-Produktionen eingerichtet (Nippon Digital) und in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Mousonturm eine Ausstellung organisiert. Außerdem wurde der Nippon Connection Newcomer Award an den besten Nachwuchsfilm verliehen.[23][24] Beim Nippon Connection Festival 2003 wurde zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit dem Kino im Deutschen Filmmuseum eine Retrospektive gezeigt (Nippon Retro) und Veranstaltungen in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt organisiert. 2004 gingen Teile des Programms auf internationale Tour nach unter anderem Leipzig, Barcelona oder Toronto.[25] Zudem wurden die Festivalorganisatoren vom japanischen Kulturministerium (Bunkacho) z. B. nach Tokio eingeladen, um an einem Symposium zur Wirkung des japanischen Films im Ausland teilzunehmen.[26] 2005 wurde das Tourprogramm weiter ausgebaut und zum ersten Mal der Nippon Cinema Award verliehen. 2007 fand im Rahmen von Nippon Connection erstmals in Europa die Kinema Club Konferenz statt, die wichtigste akademische Veranstaltung zu Film und bewegten Bildmedien aus Japan.[27] Beim zehnjährigen Jubiläum 2010 hat eine Fachjury erstmals den Nippon Digital Award vergeben, der vor allem Nachwuchstalente unterstützen soll. Der Preisträger erhält eine kostenlose Untertitelung für seinen nächsten Film. 2011 wurde der Preis in Nippon Visions Award umbenannt. 2012 wurde erstmals das Kinderprogramm Nippon Kids angeboten. 2013 wurde Festivalleiterin Marion Klomfaß in Anerkennung ihres herausragenden Beitrags zur Förderung des japanisch-deutschen Austauschs eine Verdienstauszeichnung des japanischen Außenministers verliehen (Gaimu Daijin Hyosho).[28] 2014 wurde der Jurypreis Nippon Visions Award in Nippon Visions Jury Award umbenannt und zum ersten Mal der Zuschauerpreis Nippon Visions Audience Award verliehen. Von 2012 bis 2014 wurde der VGF Nippon in Motion Award für den besten 12-Sekunden-Spot verliehen. Beim Festival 2015 wurde zum ersten Mal der Ehrenpreis Nippon Honor Award verliehen.[29] Seit 2018 gibt es mit Nippon Docs eine eigene Sektion für Dokumentarfilme.[30] 2019 wurde zum ersten Mal der Publikumspreis Nippon Docs Award verliehen.[13] 2020 fand das Festival bedingt durch die Einschränkungen der COVID-19-Pandemien ausschließlich online statt.[31] Durch Publikumsabstimmung wurde 2020 der Nippon Online Award vergeben.[32][33] Im Februar 2020 erhielt der Verein Nippon Connection e.V. für sein ehrenamtliches Engagement den JaDe-Preis.[34] 2021 fand das Festival erneut online statt. Die Retrospektive wurde im August und November 2021 im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum nachgeholt. Im Rahmen des Programms Nippon Connection On Demand: Replay! wurden im März und November 2021 Festivalfilme erneut online gezeigt.[35][36] 2022 wurde das Festival wieder vor Ort in Frankfurt am Main veranstaltet. Direkt im Anschluss an das Präsenzfestival wurde ein Teil des Programms im Rahmen von Nippon Connection On Demand online gezeigt.[37] Im Dezember 2022 wurden einige Filme des Festivals noch einmal im Rahmen von Nippon Connection On Demand 2022: Replay! online angeboten.[38] Seit 2023 findet das Nippon Connection Filmfestival wieder ausschließlich in Präsenz statt. Beim Festival 2023 wurde ein neuer Ehrenpreis Nippon Rising Star Award eingeführt, der den Nippon Honor Award ablöst.[39] 2023 wurde Festivalleiterin Marion Klomfaß für ihren Beitrag zur Förderung des kulturellen Austausches zwischen Japan und Deutschland mittels des Japanischen Films mit dem japanischen Orden der Aufgehenden Sonne, Goldene und Silberne Strahlen ausgezeichnet.[40] 2024 wurde erstmals der Jurypreis Nippon Storytelling Award für das beste Drehbuch in der Sektion Nippon Visions vergeben.[15] BedeutungNippon Connection hat sich inzwischen zu einer bedeutenden Plattform für zeitgenössischen japanischen Film etabliert. Die meisten gezeigten Filme feiern hier ihre Premiere. Im Rahmen des Festivals wurden zahlreiche aufstrebende Regisseure entdeckt und in ihrem künstlerischen Werdegang unterstützt, darunter Nobuhiro Yamashita, Ryusuke Hamaguchi, Toshiaki Toyoda und Yuki Tanada. Ein zentrales Anliegen des Festivals ist es, den Dialog zwischen Publikum und Filmschaffenden zu intensivieren. Jahr für Jahr stellen viele Regisseure, Schauspieler und Produzenten ihre Werke persönlich in Frankfurt vor und stehen dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Unter den Gästen, die bisher anwesend waren, befanden sich zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten des japanischen Films, wie Koji Yakusho, Shinobu Terajima, Kaori Momoi, Kōji Wakamatsu, Shinya Tsukamoto, Kiyoshi Kurosawa, Akira Ogata, Minoru Kawasaki, Nobuhiro Yamashita, Toshiaki Toyoda, Sakura Ando, Masaharu Take und Isao Yukisada.[41] Das Festival legt laut Aussagen der Veranstalter auch großen Wert auf die akademische Auseinandersetzung mit dem japanischen Film. Es besteht eine enge Kooperation mit der Japanologie sowie dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main. Experten des internationalen Japanfilms bieten dem Publikum in Vorträgen Einblicke in die Vielfalt des japanischen Filmschaffens.[41] PreisträgerNippon Connection Newcomer Award (2002)
Nippon Cinema Award (seit 2005)
Nippon Digital Award (2010)
Nippon Visions Award (2011–2013)
Nippon Visions Audience Award (seit 2014)
Nippon Visions Jury Award (seit 2014)
VGF Nippon in Motion Award (2012–2014)
Nippon Honor Award (2015–2022)
Nippon Docs Award (seit 2019)
Nippon Online Award (2020)
Nippon Rising Star Award (seit 2023)
Nippon Storytelling Award (seit 2024)
RetrospektivenSeit 2003 findet in Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum die Reihe Nippon Retro statt, bei der zu einem ausgewählten Thema oder Regisseur Filme im DFF ausgestrahlt werden.
ThemenschwerpunkteSeit 2019 gibt es einen thematischen Schwerpunkt über mehrere Sektionen des Filmprogramms hinweg. Dieser wird gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
DesignSeit dem ersten Festival im Jahr 2000 ist das Corporate Design ein Markenzeichen des Festivals. Die Poster in zartem Rosa bis zu leuchtendem Pink wurden mit deutschen Kreativ- und Design-Preisen ausgezeichnet. MusikNeben dem Programm arbeitet das Festivalteam an zahlreichen weiteren Projekten. Beispielsweise entstand die Idee zu einer eigenen Musik-CD. Die Festivalorganisatoren brachten aus Tokio verschiedene Sounds der Tokioter U-Bahn mit und gaben sie an deutsche Musikern weiter, die sich von diesen Klängen zu einem imaginären Soundtrack der japanischen Mega-City inspirieren ließen. Das Ergebnis aus diesem Musikprojekt erschien 2003 beim Label Ckp unter dem Titel Nippon Connection – The Tokyo Metro Soundtrack. Im April 2005 erschien beim Label das modular die zweite CD Nippon Connection Exchanging Tracks. Zwei traditionelle japanische Musikstücke wurden 28 Remixern aus Europa und den USA zur Verfügung gestellt. Diese ließen sich von der Atmosphäre der Stücke und den Samples inspirieren und komponierten ihre persönlichen Soundtracks. Unter dem Projekttitel Exchanging Tracks gab das Festivalteam die Musikstücke der beiden CDs wiederum japanischen Regisseuren, die dazu Kurzfilme drehten. OrganisationDie Organisation erfolgt überwiegend in ehrenamtlicher Arbeit von einem gemeinnützigen Verein. Das Organisationsteam besteht aus mittlerweile rund 70 Personen. Während des Festivals wird das Team von über 100 freiwilligen Helfern unterstützt. Das Festivalbudget setzt sich aus den Einnahmen des Festivals sowie verschiedenen Förder- und Sponsorengeldern zusammen. Von 2013 bis 2020 konnte man das Festival privat über die Crowdfunding-Plattform Startnext unterstützen. Seit 2021 kann man auf der Plattform betterplace.org für das Festival spenden. Nippon Connection ist Mitglied im Verbund hessischer Filmfestivals. Schirmherren des Festivals waren 2024 Timon Gremmels, Hessischer Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, und das japanische Generalkonsulat in Frankfurt am Main. WeblinksEinzelnachweise
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