Nikos Logothetis

Nikos K. Logothetis (* 5. November 1950[1] in Istanbul, Türkei) ist ein deutscher Biologe und Neurowissenschaftler griechischer[2] Herkunft.

Leben und Wirken

Logothetis studierte Musik (Theorie und Klavier) und Mathematik (Diplom 1977) in Athen und danach Biologie in Thessaloniki (Diplom 1980) und in München.[3] Von 1970 bis 1973 war er Mitglied der Musikband PELOMA. Der Name leitet sich von den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Bandgründer ab (Lo steht für Logothetis).[4] Im Jahr 1985 wurde er bei Ernst Pöppel in München in Biologie promoviert. Nach fünf Jahren als Postdoktorand am MIT ging er 1990 ans Baylor College of Medicine, wo er 1995 Associate Professor wurde. Von 1996 bis 2020 war Logothetis Direktor der Abteilung Physiology of Cognitive Processes (dt. „Physiologie kognitiver Prozesse“) des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen.[1] Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Erforschung der neuronalen Mechanismen der visuellen Wahrnehmung.

Nach Logothetis’ Überzeugung ist zum Verständnis eines Systems eine Beschreibung auf allen Ebenen nötig, so dass in seiner Abteilung Zellableitungen innerhalb der Großhirnrinde neben Modellierung und Bildgebung auf allen Ebenen betrieben wird. So wird neben funktioneller Magnetresonanztomographie auch in vivo Spektroskopie betrieben und die Arbeitsgruppe forscht an intelligenten Kontrastagentien (smart contrast agents (SCA)), um die funktionelle Bildgebung für andere Effekte als die hämodynamische Antwort nutzbar zu machen.

Logothetis machte bedeutende Entdeckungen zur Verknüpfung des BOLD-Kontrasts (BOLD: blood oxygenation level dependent, also „abhängig vom Blutsauerstoffgehalt“) mit der Aktivität des Gehirns auf Neuronenebene. Diese Erkenntnisse sind wesentlich für eine korrekte Interpretation der Messungen mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT).

2020 erhielt Logothetis einen Ruf nach Shanghai,[5] wo er seit 2021 Ko-Direktor des International Center for Primate Brain Research an der Chinesische Akademie der Wissenschaften ist.[1][6] Er begründete den Wechsel nach China unter anderem damit, dass seine Forschung in Deutschland stark behindert werde, nachdem ein Bericht von Stern TV seinen Ruf geschädigt habe. Darin war über Versuche an Affen in seinem Laboratorium berichtet worden, die angeblich gegen den Tierschutz verstießen. 2018 war ein Strafverfahren gegen Logothetis und seine Mitarbeiter gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt worden.[7][8]

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Publikationen

Einzelnachweise

  1. a b c Curriculum Vitae. (pdf) In: leopoldina.org. 13. Dezember 2022, abgerufen am 5. August 2023 (englisch).
  2. a b Professor Nikos K. Logothetis: Winner of the 2003 Louis-Jeantet Prize for medicine. In: jeantet.ch. 2013, abgerufen am 5. August 2023 (französisch).
  3. a b Zülch-Preis 2004: Scharfer Blick auf Hirnstrukturen und -funktionen. In: mpg.de. 10. September 2004, abgerufen am 5. August 2023.
  4. Peloma Bokiou. In: discog.com. Abgerufen am 5. August 2023.
  5. Flucht vor der Scheinmoral. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. Januar 2020, abgerufen am 19. Januar 2020.
  6. LOGOTHETIS Nikos. In: International Center for Primate Brain Research (ICPBR). Abgerufen am 15. Januar 2024 (englisch).
  7. Julia Merlot, DER SPIEGEL: Hirnforscher Nikos Logothetis: „Um wieder ein normaler Mensch zu werden, bleibt mir keine andere Wahl, als Tübingen zu verlassen“ – Der Spiegel – Wissenschaft. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  8. Verfahren gegen Tübinger Hirnforscher eingestellt, Deutschlandfunk, 21. Dezember 2018
  9. Mitgliedseintrag von Nikos Logothetis (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 16. Juli 2016.
  10. Tübinger Hirnforscher erhält höchste griechische Auszeichnung (Memento vom 11. Juni 2016 im Internet Archive), Max-Planck-Gesellschaft, 29. März 2016.
  11. Besondere Ehrung für Tübinger Neurowissenschaftler. In: mpg.de. Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, 8. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.