Niederdeutscher VolkstanzDieser Artikel befasst sich mit den regionalen Besonderheiten des Volkstanzes im nördlichen Deutschland. Geografische AbgrenzungDer niederdeutsche Volkstanz findet sich in den Gebieten Deutschlands, in denen Plattdeutsch gesprochen wird, also im gesamten Norddeutschen Raum zwischen der niederländischen und polnischen Grenze sowie von der Grenze zu Dänemark bis zu den ersten Ausläufern der Mittelgebirge, wo die Benrather Linie die südliche Grenze bildet. Fremde EinflüsseDer niederdeutsche Volkstanz besitzt eigene Merkmale, die ihn von dem anderer Regionen Deutschlands unterscheidet. So sind Tanzschritte und -figuren wie zum Beispiel der Achterrüm-Schritt oder der Hamburger Rückschritt typische Eigenheiten. Ein reger Austausch fand zwischen den Ostsee-Anrainern statt. So gibt es im niederdeutschen Volkstanz ebenso wie in Schweden die Mazurka und die Varsovienne, die beide ihren Ursprung im heutigen Polen (Masuren beziehungsweise Warschau) haben. Außerdem haben sich in Norddeutschland Tanzformen aus Holland, Frankreich und den britischen Inseln etabliert, die häufig von Reisenden, speziell Seefahrern mitgebracht wurden. Aus Irland kommt beispielsweise der Reelschritt. Eine regelrechte Völkerwanderung hat der Schottisch gemacht, der als Ecossaise über Frankreich nach Deutschland kam und sich darüber hinaus in Schweden, Österreich und der Schweiz etablierte oder hier schon früher bestandenen Tänzen den Namen gab. ÜberlieferungenViele der beliebten Tänze ihrer Zeit wurden von verschiedenen Zeitgenossen akribisch gesammelt und aufgezeichnet, so von Wilhelm Stahl, Gertrud Meyer, Anna Helms-Blasche und Julius Blasche. In einzelnen Fällen sind die alten Tanzformen verloren gegangen, die Melodie samt dem Namen blieb jedoch erhalten. Die Tanzsammler haben für diese Tänze kurzerhand neue Tanzformen geschaffen. Ein Beispiel ist die Geestländer Quadrille. Neben den alten Überlieferungen sind ab 1896 zur Zeit der Jugendbewegung auch neue Tänze entstanden, die heute ebenfalls zu den Volkstänzen gezählt werden. TanzartenDer niederdeutsche Volkstanz zeichnet sich durch eine große Vielfalt von Tanzformen aus. Dabei wird in der Regel paarweise, seltener als Trio (ein Bursche mit zwei Mädchen) getanzt. Paartänze und KreistänzePaartänze und Kreistänze werden auch Kleine Bunte genannt und mit beliebig vielen Paaren auf der Kreislinie getanzt. Bei einigen Tänzen ist es erforderlich, eine gerade Anzahl von Paaren zu haben.
Weitere Beispiele für Paar- und Kreistänze:
TampetenTampeten gehören zu den Kolonnentänzen, bei denen beliebig viele Kolonnen hintereinander aufgestellt werden. Der Name leitet sich aus dem französischen Wort tempête (Gewitter) ab, da diese Tanzform im Vergleich zu den damals etablierten Tänzen in der Gesellschaft wie ein Gewitter einschlug. Bei dem Tanz stehen immer zwei Tanzkolonnen einander zugewandt und tanzen die Tanzfolge gemeinsam durch. Am Ende passieren sich die einzelnen Kolonnen und gelangen so zu einer neuen Gegenkolonne. Der Tanz beginnt von vorne. Im Idealfall wird daraus ein Endlos-Tanz, wenn sich die Kolonnen auf einer Kreisbahn aufstellen. Die Tampete eignet sich bei Tanztreffen als Begrüßungstanz und wird zu diesem Zweck gelegentlich so lange gespielt, bis alle Kolonnen miteinander getanzt haben.
Figaro
Reihentänze
TriolettsBei den Trioletts tanzen immer drei Personen zusammen, üblicherweise ein Bursche rechts und links flankiert von je einem Mädchen. Trioletts treten sowohl als Kolonnen- und Kreistänze als auch als Quadrillen auf (z. B. Großes Triolett).
Zwei- und Dreipaartänze
Kontertänze und QuadrillenKontertänze und Quadrillen werden auch Große Bunte genannt. Diese Tänze sind mit Abstand die beliebtesten Tänze in Norddeutschland, gefolgt von den Kreistänzen, den sog. Kleinen Bunten. Ein Tanz-Set besteht aus vier Tanzpaaren, die im Viereck Aufstellung nehmen, Front zur Mitte. Häufig wird zu Beginn und am Ende ein über 8 oder 16 Takte dauernder Anfangs- bzw. Schlußkreis getanzt. Es gibt jedoch etliche Ausnahmen. In Bezug auf Tempo, Figuren und Tanzschritten existieren Tänze in einer Vielzahl von Varianten und Variationen.
KegeltänzeKegeltänze sind Quadrillen mit fünf Paaren oder vier Paaren und einem Tänzer
Achtpaartänze
KulturpflegeNeben den einzelnen, regional in Dörfern oder Städten ansässigen Volkstanzgruppen gibt es in ganz Deutschland auch übergeordnete Verbände, die auf Landes- oder auch Bundesebene arbeiten und als Dachverbände und Foren für den Erfahrungsaustausch fungieren. Im Bereich Norddeutschland sind besonders die Landesarbeitsgemeinschaften in Schleswig-Holstein und Niedersachsen sehr aktiv. In Schleswig-Holstein kommt außerdem noch der Landestrachtenverband dazu, der sich neben dem Volkstanz auch um die Trachten- und Brauchtumspflege kümmert. Literatur
Als Reprint herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz e.V. in DGV-Heft 15 'Heidjers Tanzmusik'. Siehe auchWeblinks
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