Gegen den Willen ihres Vaters entschied sich Melba für eine Laufbahn als Sängerin, Gesangsunterricht erhielt sie deshalb erst nach ihrer Heirat mit 22 Jahren.[1] Nach ersten Studien in ihrer Heimatstadt Melbourne holte sich Melba stimmlich den letzten Schliff 1886 bei Mathilde Marchesi in Paris.[2] Den Kontakt zu Marchesi hatte sie durch ein Empfehlungsschreiben von Elise Wiedermann erhalten.[3] Am 12. Oktober 1887 debütierte Melba mit großem Erfolg am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, zunächst als Gilda in Verdis Rigoletto und wenige Tage später als Violetta in Verdis La traviata. Auf Anraten von Marchesi legte sie sich damals den Künstlernamen „Melba“ zu. Im Mai 1888 erfolgte ihr Debüt als Lucia di Lammermoor am Royal Opera House Covent Garden in London, der eigentliche Beginn ihrer Weltkarriere. Nachdem sie zunächst noch Gastspiele unter anderem in Paris und Sankt Petersburg gegeben hatte, beschränkte sie sich bald auf die drei bedeutendsten Opernhäuser der Welt: Die Mailänder Scala, die Metropolitan Opera in New York und immer wieder das Royal Opera House Covent Garden, dem sie mehr als 20 Jahre verbunden blieb. Dort sang sie die Titelrolle in Herman BembergsElaine, Gilda in Rigoletto, die Titelrolle in Aida, Desdemona in Otello, Luisa in Pietro MascagnisI Rantzau, Nedda in Pagliacci, Rosina in Der Barbier von Sevilla, Violetta in La traviata sowie Mimi in La Bohème. Aus dem französischen Repertoire sang sie Juliette in Gounods Roméo et Juliette, Marguerite in Faust, Marguerite de Valois in Les Huguenots, Micaëla in Carmen und die Titelrolle in der Oper Hélène, die Camille Saint-Saëns eigens für sie geschrieben hatte.
1892 bis 1893 wohnte die „australische Nachtigall“ Melba im Savoy Hotel in London. Nach einer Premiere der Oper Lohengrin im Jahre 1892 wurde von dem Küchenchef Auguste Escoffier ein besonderes Dessert kreiert: Ein enthäuteter Pfirsich und zwei Kugeln Vanilleeis, überzogen mit einem Himbeerschleier, stellen die Pose des mythischen Schwans aus dem 1. Akt dar. Dies gefiel der Künstlerin so gut, dass sie die Erlaubnis gab, das Gericht fortan „Pêche Melba“ (Pfirsich Melba) zu nennen.[1] Auch der Melba-Toast wurde nach ihr benannt.[1]
Literatur
Nellie Melba: Melodies and Memories. Doran Company, New York NY 1926 (Auch Nachdruck: AMS Press, New York 1971).
Joseph Wechsberg: Roter Plüsch und schwarzer Samt. Die große Melba und ihre Zeit. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1964 (englisch: Red Plush and black velvet. The story of Dame Nellie Melba and her times. rororo TB 697).
↑ abcdeClive Unger-Hamilton, Neil Fairbairn, Derek Walters; deutsche Bearbeitung: Christian Barth, Holger Fliessbach, Horst Leuchtmann, et al.: Die Musik – 1000 Jahre illustrierte Musikgeschichte. Unipart-Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8122-0132-1, S.149.
↑Jürgen Kesting: Die großen Sänger. Claasen, Düsseldorf 1986, Band 1, S. 139