Es wurde von dem deutschen Unterhaltungssänger und Bassisten Carl Nebe gegründet.[1] Nach diversen Engagements in der Provinz siedelte das Nebe-Quartett 1898 nach Berlin um. Dort schloss Nebe mit verschiedenen Walzen- bzw. Schallplattenfabrikanten Verträge ab.[2] Das Quartett zählte zu den erfolgreichsten in der Frühzeit der Tonaufzeichnung; allein zwischen 1908 und 1911 machte es knapp 250 Aufnahmen.[3]
Während Nebe für die Deutsche Grammophon unter seinem Namen sang, firmierte er für die Zonophon als Karl Rapp.[6] Bei der Edison-Gesellschaft hieß er Karl Hofmann. Das Quartett sang auf anderen Marken als der Grammophon und ihrer Ableger auch unter den Bezeichnungen Browier-Hamann-Nebe-Quartett (Lindström, Odeon),[7] „Browier-Hamann, Deutsches Männer-Quartett“ (Homokord/Homocord)[8], ja sogar als Hamann-Nebe-Quartett (Artiphon/Hertie)[9]. Ob diese Namensänderungen auch Wechsel in der Besetzung bezeichneten, ist nicht bekannt. Der Angabe, dass sich die Gruppe 1914 aufgelöst habe steht entgegen, dass es Aufnahmen mit dem „Nebe-Quartett“ auch noch nach dem Ersten Weltkrieg[10] bis in die Zeit der elektrischen Aufnahmetechnik nach 1926[11] gegeben hat, wenn man den Schallplattenetiketten[12] glauben darf.
Repertoire
Das Nebe-Quartett trug deutsche Volkslieder wie Silchers In einem kühlen Grunde mit dem Text von Glück, Ännchen von Tharau oder Am Brunnen vor dem Tore ebenso vor wie vaterländische Lieder wie Die Wacht am Rhein oder Heil Dir im Siegerkranz, hatte aber auch keine Scheu vor dem Liedgut der Arbeiterbewegung und sang die Arbeitermarseillaise von Andorf, den Sozialistenmarsch von Carl Gramme oder das beliebte Ein Sohn des Volkes von Pfeil. Auch Studentenlieder wie Bemooster Bursche, zieh’ ich aus von Methfessel oder Ich lobe mir das Burschenleben nahm es auf. Daneben stand das deutsche Kunstlied von Franz SchubertsAm Meer bis zu Beethovens Hymne an die Nacht auf dem Programm. Choräle, Weihnachts- und Kirchenlieder wie Großer Gott wir loben dich, Nun danket alle Gott, das berühmte Niederländische Dankgebet (Wir treten zum Beten), Mendelssohns Es ist bestimmt in Gottes Rat und Bortnianskis Ich bete an die Macht der Liebe durften ebenfalls nicht fehlen. Heimatlieder und Volkstümliches wie Thomas Koschats Verlassen bin i oder Wo die Alpenrosen blüh’n, Zu Mantua in Banden und Zwei verlassene Italiener von Peuschel rührten die Zuhörer an und wurden demgemäß nachgefragt. Selbst technische Neuheiten wie den Zeppelin besang das Quartett.[13]
Literatur
Die Sprechmaschine. Fachzeitschrift für die gesamte Sprechmaschinen Industrie des In- und Auslandes (Beil. zu Die Phonographische Industrie), Berlin 1. 1905 - 10. 1914.
Phonographische Zeitschrift. Fachblatt für die gesamte Musik- und Sprechmaschinenindustrie. Verlag Rothgießer & Diesing, Berlin 1. 1900 - 34. 1933 (kurz:PhonZschr)
Stefan Gauß: Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte des Phonographen und des Grammophons in Deutschland (1900-1940). Mit einem Vorwort von Wolfgang Ruppert. Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2009, ISBN 978-3-412-20185-2. (Diss. Berlin 2007)
Heimkehr (Horch die alten Eichen rauschen) Lied (Johann Gelbke) Nebe-Quartett. Homokord 11 105 (mx. 25 8 9 A)[21]
Weihnachtslied „Stille Nacht heilige Nacht“, gesungen vom Carl Nebe-Quartett mit Glockenspiel. Jumbo Record A.47 291. Aufnahme aus dem Jahr 1910, Platte spätestens 1912 gepresst.[22]
Anmerkungen
Im Artikel in der „Sprechmaschine“ 1, 1905, Nr. 8, S. 142 wird er Karl Nebe geschrieben. Widersprüchlich sind die Angaben zur Person des Gründers. Während Leimbach davon ausgeht, dass Carl Nebe identisch ist mit dem Kammersänger und Bassbariton gleichen Namens, welcher am 3. Januar 1858 in Braunschweig geboren und am 7. Februar 1908 in Berlin gestorben ist, trennen Kutsch/Riemens in ihrem Großen Sängerlexikon im Artikel Nebe, Carl (der zunächst vom Hofopernsänger handelt) die beiden ausdrücklich: Entgegen früheren Annahmen existieren von dem Bassisten der Berliner Hofoper Carl Nebe vermutlich überhaupt keine Schallplatten. Sämtliche unter dem Namen Carl Nebe besungenen Platten oder Zylinder stammen von dem gleichnamigen Bassisten Carl Nebe (* 1868).
↑Die Sprechmaschine. Fachzeitschrift für die gesamte Sprechmaschinen Industrie des In- und Auslandes (Beil. zu Die Phonographische Industrie), Berlin 1. 1905 - 10. 1914.
↑Stefan Gauß: Nadel, Rille, Trichter. Kulturgeschichte des Phonographen und des Grammophons in Deutschland (1900 - 1940). Mit einem Vorwort von Wolfgang Ruppert. Böhlau Verlag Köln/ Weimar/ Wien 2009. (Diss. Berlin 2007)
↑Das Nebe-Quartett. In: Phonographische Zeitschrift. Fachblatt für die gesamte Musik- und Sprechmaschinenindustrie. Verlag Rothgießer & Diesing, Berlin 1. Dezember 1911, Nr.5, S. 71–73.
↑so auf allen Etiketten, aber: Hartmann, lt. Gauß p.196
↑Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898 - 1945. Selbstverlag, Göttingen 1991. (unpag.)
↑Während Gauß anführt, dass Nebe für die Zonophon-Gesellschaft unter dem Künstlernamen Karl Rapp gearbeitet habe, Nebe und Rapp also eine Person gewesen seien, nennt Leimbach diesen Namen als Nachfolger Nebes. Ein Karl Rapp habe das Ensemble nach Nebes Tod bis zu seiner Auflösung im Jahre 1914 weitergeführt. Nach Leimbach wären Rapp und Nebe also zwei verschiedene Personen gewesen. Der Name Rapp kommt in der Geschichte des Quartetts sonst nirgends mehr vor, während die Namen anderer Mitglieder des Quartetts in den Alternativbezeichnungen Browier-Hamann-Quartett bzw. Hamann-Nebe-Quartett fortleben, wie sie auf den Etiketten bezeugt sind.
↑z. B. „Achtung! Köln singt!“ Potpourri (Hans Otten & Gerhard Ebeler). Robert Koppel, Max Kuttner und Carl Nebe, mit Orchester. Tri-Ergon T.E. 6057 (mx. M 03892 / 03893 )(NE 12.1930) http://www.lotz-verlag.de/TRI_ERGON_5900-6099.htm
Wieder veröffentlicht November 1998 auf CD 00684 Dat singende un klingende Kölle (4 CDs, auf CD 2) durch: Carlton Musikvertrieb GmbH (Carlton)