Najdorf-Variante
Die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung ist eine der komplexesten und gleichzeitig bekanntesten Eröffnungen im Schachspiel. Sie ist in den ECO-Codes unter den Schlüsseln B90 bis B99 klassifiziert und entsteht nach den Zügen:
Aus der Najdorf-Variante können, je nach gewähltem Abspiel, zweischneidige Stellungen entstehen, in denen Weiß am Königsflügel und Schwarz am Damenflügel angreift. Dies gilt beispielsweise für Fortsetzungen mit heterogenen Rochaden, in denen Weiß lang und Schwarz kurz rochiert. Die Najdorf-Variante hat sich aus dem „klassischen Sizilianer“ entwickelt. Der Zug 5. … a6, der im ersten Moment passiv oder gar überflüssig erscheint, da er nichts zur Figurenentwicklung beiträgt, hat den Vorteil, dass er gegenüber 5. … Sc6 eine größere Flexibilität im schwarzen Aufbau erhält. So geht der Springer von b8 manchmal über d7 nach c5, um auf den e4-Bauern zu drücken. Außerdem bereitet er mögliches schwarzes Gegenspiel am Damenflügel vor und kontrolliert das Feld b5, das nun weder für die weißen Springer noch für den Läufer zugänglich ist. Dem schwarzen Spieler werden durch 5. … a6 aktive Möglichkeiten wie e7–e5 und b7–b5 eröffnet. Durch den Zug e7–e6 kann Schwarz oft in die Scheveninger Variante einlenken. Oft sucht Schwarz den schnellen Angriff auf dem Damenflügel mittels b7–b5–b4, dem Weiß mit einem Bauernsturm am Königsflügel (f2–f4–f5, g2–g4–g5 usw.) zuvorkommen will. In einigen Varianten opfert Weiß seinen c3-Springer auf d5 für die Öffnung der e-Linie. Ein anderer Grundgedanke der Najdorf-Variante ist eigentlich der Zug e7–e5, um die engeren Stellungen der Scheveninger Variante zu vermeiden. 6. Lc1–g5 und 6. Lf1–c4 unterbinden wegen der Schwächung des Feldes d5 in strategischer Hinsicht e7–e5. GeschichteStellungen, die heute als Najdorf-Variante bezeichnet werden, wurden in Partien vom Beginn der 1930er Jahre zunächst durch Zugumstellung über Abspiele der Scheveninger Variante 5. … e7–e6 erreicht, z. B. 6. Lc1–g5 a7–a6. Der namensgebende „Entdecker“ der Variante ist der Schachgroßmeister Miguel Najdorf (1910–1997). Früh in seiner Karriere begann er, die Sizilianische Verteidigung zu spielen. In seiner Partie gegen Christian Poulsen auf der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires brachte er dann zum ersten Mal in seiner Karriere die Najdorf-Variante in reiner Zugfolge aufs Brett. In den Folgejahren konnte sich die Najdorf-Variante nur langsam durchsetzen, erst Anfang der 50er Jahre gewann sie immer mehr an Popularität. Anfangs nur von Pilnik, Petrosjan und Najdorf selbst gespielt, bekam die Najdorf-Variante nun immer mehr Anhänger, zu denen weltberühmte Spieler wie Michail Tal und Bobby Fischer zählten. Anfang der 80er Jahre erlebte die Variante durch Garri Kasparow, der sie als seine Hauptwaffe mit den schwarzen Steinen ansah, einen zweiten Frühling. Heute noch ist sie eine der beliebtesten Erwiderungen auf 1. e4, sowohl auf Großmeister-, als auch auf Klubspielerniveau. Durch die große Zahl an Abspielen und Variationen gilt die Najdorf-Variante als eine der am meisten gefürchteten und kompliziertesten Schacheröffnungen überhaupt. Manche Varianten sind bis weit über den 20. Zug hinaus analysiert. Varianten6. Lc1–g5, 6. Lc1–e3 und 6. Lf1–e2 sind die häufigsten Abspiele.
Literatur
Weblinks
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