Nachtigaldenkmal

Nachtigal-Denkmal in Stendal

Das Nachtigaldenkmal ist ein Denkmal in der altmärkischen Stadt Stendal für den Afrikaforscher und Beamten im auswärtigen Dienst des deutschen Kaiserreichs Gustav Nachtigal.

Geschichte

Das Denkmal wurde 1891 vom Berliner Bildhauer Richard Anders geschaffen und am 28. Juni 1891 eingeweiht.[1][2] Die Planung und Spendensammlung begann bereits im Todesjahr 1885.[3] Sein repräsentativer Aufstellungsort befindet sich am Nachtigalplatz zwischen Tangermünder Tor, Bahnhofstraße und Grabenstraße nahe der Uchte.[4] Dieser Platz wurde anlässlich des 100. Geburtstags im Jahr 1934 nach Nachtigal benannt. Nach der Umbenennung des Platzes in Leninplatz im Jahr 1969 wurde auch das Denkmal abgebaut und im Museum eingelagert.[5] Es wurde erst am 22. Dezember 1991 wieder aufgestellt.[1][6][3]

Rezeption

Im Kaiserreich wurde das Denkmal auf Ansichtskarten als eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt dargestellt. Im Dritten Reich wurden mehrere Straßen in Stendal nach Nachtigal benannt. In der DDR wurde das Denkmal aufgrund der kolonialen Vergangenheit Nachtigals für mehrere Jahrzehnte nicht im öffentlichen Raum präsentiert. In seiner Nähe wurde stattdessen 1977 ein Lenindenkmal errichtet, das nach der Wende 1991 abgebaut wurde.[5]

Spätestens seit 2018 gab es wiederholt Diskurse über das Denkmal. Erneut wurde umfassend Kritik an der kolonialen Vergangenheit des namensgebenden Gustav Nachtigal geübt.[6][7][8] Gegen Forderungen nach einem Abbau des Denkmals oder der Umbenennung des Platzes oder der Dr.-Gustav-Nachtigal-Straße in Stendal-Stadtsee verwahrte sich die Stadt mit dem Hinweis darauf, dass dies nicht mehrheitsfähig sei. Bis zum Jahr 2024 wurde das Denkmal wiederholt Opfer von Vandalismus: Das Postament wurde im Juli 2020 an mehreren Seiten mit roter Farbe übergossen und im Dezember 2023 mit Kritzeleien versehen.[9][10][11][12] Schließlich wurde die Büste im Dezember 2024 gestohlen.[13]

Denkmal

Die Büste auf einem Postament steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt mit der Erfassungsnummer 094 18057 eingetragen.[14] Das Denkmal ist insgesamt fast vier Meter hoch, die Büste eineinhalbfache Lebensgröße. Das Postament wurde aus Sandstein geschaffen, die Büste aus Bronze. Weitergehende Pläne mussten aus finanziellen Gründern verworfen werden.[3]

Literatur

  • Simone Habendorf: Die Aufstellung des Denkmals für Gustav Nachtigal in Stendal. In: Archive in Sachsen-Anhalt. Nr. 3. Magdeburg 2020, S. 43–45 (sachsen-anhalt.de [PDF]).
Commons: Nachtigaldenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Geschichtliche Daten von Dr. Gustav Nachtigal. In: landkreis-stendal.de. 27. Januar 2020, abgerufen am 11. Dezember 2024 (hat 1892 und 1992 als Daten).
  2. Jahrbuch der bildenden Kunst. Deutsche Jahrbuch-Gesellschaft, 1903 (google.de [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  3. a b c Simone Habendorf: Die Aufstellung des Denkmals für Gustav Nachtigal in Stendal. In: Archive in Sachsen-Anhalt. Nr. 3. Magdeburg 2020, S. 43–45 (sachsen-anhalt.de [PDF]).
  4. Vom Fels zum Meer: Spemann's illustrirte Zeitschrift für das deutsche Haus. Spemann, 1898 (google.de [abgerufen am 11. Dezember 2024]).
  5. a b Leon Zeitz: Stadtgeschichte. Nachtigalplatz in Stendal: Überraschender Fund bei Recherche zur Namensherkunft. In: volksstimme.de. Volksstimme, 1. August 2023, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  6. a b Marco Hertzfeld: Denkmal sicher: Stendal gibt sich für Diskurs über den Afrikaforscher offen. In: az-online.de. Altmark Zeitung, 14. Juli 2020, abgerufen am 11. Dezember 2024.
  7. Marco Hertzfeld: Jacob Beuchel baut in Stendal sozialistische Jugendgruppe auf. In: az-online.de. Altmark Zeitung, 6. Februar 2010, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  8. Bernd Kaufholz: Afrikaforscher. Verteufelt und verehrt. In: volksstimme.de. Volksstimme, 29. März 2018, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  9. Marco Hertzfeld: Afrikaforscher: Denkmal am Stendaler Nachtigalplatz blutrot beschmiert. In: az-online.de. Altmark Zeitung, 27. Juli 2020, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  10. Antonius Wollmann: Polizei ermittelt. Nach Farbattacke auf Nachtigal-Denkmal. In: volksstimme.de. Volksstimme, 5. August 2020, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  11. Marco Hertzfeld: Nachtigal-Denkmal in Stendal beschmiert. In: az-online.de. Altmark Zeitung, 9. Dezember 2023, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  12. Marco Hertzfeld: Nachtigals Denkmal: Zum 190. Geburtstag in Stendal befleckt. In: az-online.de. Altmark Zeitung, 23. Februar 2024, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  13. Saskia Affolter: Stendal. Nachtigal-Büste gestohlen: Metalldiebstahl oder politischer Aktivismus? In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, 6. Dezember 2024, abgerufen am 12. Dezember 2024.
  14. Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung. (PDF) 19. März 2015, abgerufen am 12. Dezember 2024 (9,9 MB; Anfrage der Abgeordneten Olaf Meister und Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen) – Kleine Anfrage 6/8670; Drucksache 6/3905 – Antwort durch das Kultusministerium – betrifft: Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt – siehe PDF-Seite 4167).

Koordinaten: 52° 35′ 56,4″ N, 11° 51′ 51,8″ O